„Wir müssen machen dürfen“, sagte Reinhard Christiansen, als ihm im Herbst von Erneuerbare Energien Hamburg der Preis für sein Lebenswerk verliehen wurde.
Das Urgestein aus Nordfriesland sprach vermutlich vielen in der Windindustrie aus der Seele. Es mangelt der Branche nicht an Tatkraft, Innovationen oder Finanzierungsmöglichkeiten. Doch während sich die Klimakrise verschärft, lahmt die Energiewende. Auch in Schleswig-Holstein herrscht Flaute: 2019 sank die installierte Gesamtleistung, dazu kommen bundesweit unterzeichnete Ausschreibungen, Genehmigungsstau, Verlust von Arbeitsplätzen.
Ein Zeichen der Wiederbelebung kommt nun aus Husum. Im Oktober hat Siemens Gamesa dort mit der ArGe Schleswig-Holstein Wind einen Rahmenvertrag vereinbart. Die Einkaufsgemeinschaft hat einen neuen Pool für private Betreiber und Bürgerwindparks aufgelegt. Mit rund 230 Anlagen umfasst diese mittlerweile fünfte Einkaufsgemeinschaft ein Volumen von über 1,2 GW Leistung. Siemens Gamesa ist mit seinen Anlagen in drei von vier Kategorien vertreten, die nach Rotorgröße und Gesamthöhe sortiert werden.
Bernd Bartels, geschäftsführender Gesellschafter bei Schleswig-Holstein Wind, beim Projektierer BeBa Energie und verantwortlich für den Energie Campus Westküste, gibt sich erleichtert: „Nach fünf Jahren Frust hellt sich die Stimmung in Schleswig-Holstein wieder auf. Unsere starke Gemeinschaft im Netzwerk aus Entwicklern, Betreibern und Herstellern wie Siemens Gamesa hat geholfen, die Durststrecke durchzuhalten. Jetzt macht die vertrauensvolle Zusammenarbeit es leicht, schnell wieder Fahrt aufzunehmen.“
Grund für den Optimismus ist ein Wetterumschwung in Kiel und Berlin. Die schleswig-holsteinische Landesregierung will bis Ende 2020 einen rechtssicheren Rahmen für den Ausbau der Windkraft schaffen und hält an ihrem Ziel fest, bis 2025 die erneuerbare Stromerzeugung auf 37 Terrawattstunden zu steigern. Das bedeutet einen jährlichen Zubau von 500 Megawatt. Zusätzlich will Berlin mit dem neuen EEG die Windenergie im Norden nicht länger ausbremsen. Mit dem Neustart baut Siemens Gamesa seine Partnerschaften aus und einen neuen Standort auf.
„Mit einer Test- und Trainingsvereinbarung mit dem Energiecampus Westküste ist in Hemmingstedt der Grundstein gelegt, um künftig an unseren neuen Plattformen wie der 5.X und der 4.X Zertifizierungen für Service-Techniker durchzuführen, Retrofits und Upgrades zu testen und Serviceabläufe zu optimieren“, verrät Thomas Lehmann, Leiter des Servicegeschäfts in Deutschland.
Der Aufbau der Servicestation hat bereits begonnen, soll aber nur ein erster Schritt sein. „Wir wollen in Schleswig-Holstein aktiv die Energiewende mitgestalten“, ergänzt Gunnar Liehr.
Der Leiter des deutschen Onshore-Geschäfts meint damit nicht nur den Schub im Jahresenergieertrag. Im Einkaufspool befindet sich das neue Flaggschiff des deutsch-spanischen Herstellers: Die 5.X Plattform ist mit 155 oder 170m Rotordurchmesser und einer Nennleistung von bis zu 6,6 MW die aktuell leistungsstärkste Turbine am Markt.
„Wir können jetzt mit unseren Energiewende-Applikationen den nächsten Schritt bei der Dekarbonisierung machen“, hofft Gunnar Liehr.
Schleswig-Holstein mit seiner hohen Energieproduktion aus Erneuerbaren eignet sich ideal als Standort für Speicher- und Hybridlösungen. Mit seinem Hybrid Plant Controller kann Siemens Gamesa mehrere erneuerbare Energiequellen mit einem Speicher kombinieren und steuern, sei es mit Netzanschluss oder als Insellösung zum Beispiel für die Industrie.
Die Aussichten auf frischen Wind, den großflächigen Einstieg in die Sektorenkopplung und damit die Schaffung neuer Wertschöpfung sind insbesondere an der Westküste gut, wo neben der Partnerschaft zwischen dem Energie Campus Westküste und Siemens Gamesa weitere Partner aus der Region, aus Industrie und Wissenschaft die Energiewende vorantreiben wollen.
Entscheidend ist nun, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um wirtschaftlich erfolgreichen Klimaschutz auch machen zu dürfen.
Mehr Informationen finden Sie hier: siemensgamesa.com