„In den Regionen gibt es noch viele Holzreserven, die weltweit nicht zur Verfügung gestellt werden“, zieht Bernhard Wern Bilanz, der vom Institut für Zukunftsenergiesysteme (IZES) in Saarbrücken als Projekt-Ansprechpartner genannt wird. „Grünschnitt, Kurzumtriebsplantagen, Holz aus dem Privatwald und Straßenbegleitgrün werden ungenügend genutzt, letzteres sogar nach dem Hacken in die Böschung geblasen. Manche Grünschnittsammelstellen kompostieren den Grünschnitt – und wissen dann nicht wohin damit.“ Die Kommunen hätten meist kein Konzept, wie sie mit dem Rohstoff umgehen sollten – und das sei mit ein Grund für einen derzeit gestressten Markt, betont Wern. Manche Kommunen würden zwar schon dazu übergehen, ihre mit Holzscheitöfen heizenden Bürger mit Brennholz unterhalb der anziehenden Marktpreise zu versorgen. Dies sei aber oft mit der Vorgabe aus den Gemeindeparlamenten verbunden, dass Bürger aus Nachbarorten davon ausgeschlossen sind.
30 Maßnahmen schlagen die Studienautoren des IZES sowie des ebenfalls beteiligten Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) in Heidelberg und des Internationalen Instituts für Wald und Holz NRW vor. In ihrem Schlussbericht – „Regionale Konzepte zum Ausbau der Bioenergieerzeugung aus Holz – nachhaltige und energieeffiziente Strategieentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Holzkaskadennutzung. Endbericht“ – bilanzieren sie, dass in den nächsten Jahrzehnten sogar 33 Millionen Tonnen Holz aus Deutschland zusätzlich bereit gestellt werden könnten. Ob für Möbel- und Hausbau, für Zimmereiarbeiten jeder Art für die direkte Wärmenutzung oder für andere energetische Zwecke in Form etwa von Pellets. Dies sei „ungefähr die Summe, welche derzeit für energetische Zwecke in Deutschland verwendet wird.“ Alleine 20 Millionen Tonnen Waldholz, aber auch acht Millionen Tonnen aus Kurzumtriebsplantagen, vier Millionen Tonnen Altholz sowie 1,55 Millionen Tonnen aus Grünschnitt und Landschaftspflege ließen sich so mobilisieren.
Anregung zur Studie aus der Spanplattenindustrie
Die Initialzündung zu der Untersuchung ergab sich für das IZES aus fünf bis sechs Jahre zurückliegenden Gesprächen mit dem Verband der deutschen Holzwerkstoffindustrie VHI. Die Span- oder Holzfaserplatten produzierenden Unternehmen in Deutschland drängen angesichts sehr stark steigender Holzpreise auf branchenübergreifende Lösungen ihrer Rohstoffprobleme. Allerdings beziehen sich die öffentlichen Klagen dieser Branche vor allem auf die Ausweisung neuer Nationalparke, die ihnen Rohstoffernteflächen in der Größenordnung von jeweils 10.000 Hektar entziehen würden.
Die Studie hält allerdings eindeutig fest, dass eine von manchen geforderte besonders intensive so genannte Holzkaskadennutzung in größerem Maßstab ein eher ungeeignetes Mittel für die Befriedigung des Hungers nach Energieholz ist. Die Kaskadennutzung sähe vor, dass zuerst Möbelbau und Hausbau sich an der Holzernte bedienen dürfen, sowie die Pelletindustrie am dabei entstehenden Sägemehl für die Produktion ihrer energetisch verwertbaren Presslinge. Alte Möbel oder aussortiertes Bauholz würden dann verspant und zu Spanplatten verarbeitet, diese womöglich in weiteren Verwertungsrunden nach dem Gebrauch noch in Faserplatten – die dann schließlich in spezialisierte Altholzheizkraftwerke wanderten. Doch diese lassen sich aufgrund der Schadstoffe in den Platten nur als Großanlagen punktuell in Deutschland betreiben – die private Nutzung etwa von Scheitbrennholz in Öfen bliebe so komplett außen vor.
Die Holzpelleterzegung und damit deren Preisbildung, so stellt Wern klar, sind hingegen rein von der Entwicklung am Weltmarkt abhängig. Preisdruck übe dort vor allem auch die Tatsache aus, dass aufgrund wirtschaftlicher Krisen in vielen Ländern weder Möbel- noch Bauholzindustrie ausreichende Produktion zur Erzeugung der benötigten Sägemehlmengen garantieren könnten.
Beim Deutschen Energieholz- und Pelletverband (DEPV) hält man die Studie übrigens für im Ansatz „vergleichsweise differenziert“.
(Tilman Weber)