Der Vertrag für die erste verbindlich vereinbarte Lieferung ins Ausland einer E-175 mit sechs Megawatt (MW) Nennleistung und dem in der Windenergiebranche für Standorte an Land neuen Rekordrotor mit 175 Meter Durchmesser ist unterzeichnet. Der türkische Energieversorger Enerjisa Üretim bestätigte damit die im April zwischen beiden Partnern schon vorvereinbarte Lieferung von zwei Prototypanlagen des künftigen Enercon-Anlagenmodells E-175 mit einer konkreten Bestellung für zumindest schonmal eine Anlage. Demnach sei „die Lieferung der ersten E-175 EP5 für die Türkei vertraglich vereinbart“, meldete der ostfriesische Windturbinenhersteller selbst.
Ursprünglich hatten Enercon und der türkische Kunde die Errichtung zweier Prototypen durch Enerjisa schon für Ende 2024 angekündigt. Nun soll die Turbinenerrichtung am Windpark-Standort Bandirma Energy Base Mitte kommenden Jahres auf einer Nabenhöhe von 132 Metern stattfinden. Wie aus offiziellen Registern unlängst noch hervorging, könnten bis dahin in Deutschland noch einige weitere Prototypen entstehen.
Der Enercon-Chef fürs Kaufmännische Uli Schulze Südhoff will den Vertrag für die Turbinenlieferung in den türkischen Windpark als Anfangssignal für viele weitere vermutlich bald bevorstehende Bestellungen aus dem Ausland verstanden wissen. „Wir verzeichnen bei unserer internationalen Kundschaft ein sehr großes Interesse an unserem neuen Topmodell“, sagte Schulze Südhoff anlässlich der Unterzeichnung. Das für 2025 in der nun anlaufenden E-175-Serienfertigung vorgesehene Produktionsvolumen sei bereits verkauft. Und auch für die nächsten 24 Monate fänden konkrete Projektverhandlungen statt. Und „weitere Anfragen … von immer mehr internationalen Kunden“ kämen bereits dazu.
Den ersten Prototyp der E-175 EP5 errichtet Enercon aktuell allerdings in Nordrhein-Westfalen am Standort Borchen-Etteln.
Die E-175 wird damit die bald zweite real errichtete Windenergieanlage sein, die für Windparks an Land konzipiert ist und mit 175 Meter Durchmesser die jüngste Rekordrotorgröße für Land- beziehungsweise Onshore-Standorte erreicht. Während auf See bereits erste Anlagen für Offshore-Windparks mit Rotordurchmessern von weit mehr als 200 Metern entstehen, hatte Enercon- Wettbewerber Nordex Mitte Juli bereits die Fertigstellung seines Prototyps des Modells N175 gemeldet. Der fertige Prototyp des Turbinentyps mit 6,8 MW Nennleistung und ebenfalls 175 Meter Rotordurchmesser steht seit 12. Juli im schleswig-holsteinischen Test- und Bürger-Windpark Janneby. Mit 6,8 MW Nennleistung zählen sie ebenfalls zu den bisher leistungsstärksten Turbinen an Land, wobei im Mai auch der finnische Nordex-Windpark Pjelax-Böle-Kristinestad Norr in Betrieb gegangen sein dürfte, wie der hier investierende finnische Energiekonzern Fortum gemeldet hatte. Er besteht aus 56 Nordex-Anlagen mit 6,8 MW Nennleistung und 163 Meter Rotordurchmesser vom aktuell größten Nordex-Modell N163.
Während die etablierten Windturbinenbauer bislang keine größeren Onshore-Windturbinengrößen angekündigt haben, werden sie allerdings in den kommenden beiden Jahren ihre Nennleistungen noch auf sieben MW und ein wenig darüber steigern. Enercon hatte im März angekündigt, die E-175 ab 2026 auch als 7,0-MW-Modell auszuliefern und dafür das Generatordesign noch einmal anzupassen. Vestas aus Dänemark bereitet die Auslieferung der ersten Anlagen des neuen Modells V172 mit drei Meter weniger ausgreifendem Rotor aber sogar 7,2 MW vor. Solche Testwindparks werden wohl demnächst zumindest in Deutschland entstehen. Bekannt sind nicht zuletzt Bestellungen des schwäbischen Windenergieunternehmens Uhl. Siemens Gamesa bereitet die Fertigung von 7,0-MW-Turbinen mit 170 Meter Rotordurchmesser vor. Bestellungen sind bisher aber vor allem für die erste 6,6-MW-Variante dieses Rotorgrößentyps bekannt. Wann es dagegen mit einer bereits angekündigten Anlage des heute chinesischen und ursprünglich saarländischen Herstellers Vensys mit ebenfalls 175 Meter Spannweite und sogar 7,8 MW so weit ist, bleibt vorerst abzuwarten. Für diese Vensys 175 fehlen noch konkrete Ankündigungen.
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