Von Januar bis September 2016 haben die Windparkinstallateure in Deutschland laut der FA bereits rund 1.000 Turbinen mit einer Erzeugungskapazität von insgesamt 3,070 Gigawatt (GW) neu installiert. Das waren laut den Daten des offiziellen bundesweiten Anlageregisters sogar rund 300 Anlagen beziehungsweise 1,1 GW mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres 2015. „Aus den Registermeldungen bisheriger Inbetriebnahmen sowie Erfahrungswerten der Realisierungsquoten in den vierten Quartalen“ der zwei vorangegangenen Jahre lasse sich sogar darauf schließen, dass Ende 2016 bundesweit 4,2 bis 4,5 GW neue Windkraft in Betrieb gegangen sein wird, schreibt FA Windenergie an Land.
Der von Ministerien in Bund und Ländern, Kommunen, Umwelt- und Naturschutzorganisationen sowie den zwei Windkraftverbänden gebildete Verein FA Windenergie an Land stützt seine regelmäßigen Vierteljahresberichte auf das Anlagenregister der Bundesnetzagentur. Betreiber müssen hier seit August 2014 alle neuen Grünstrom-Erzeugungsparks anmelden.
Gemäß der Analyse der FA Windenergie an Land dürfte der Zubau damit leicht unter dem des bisherigen Rekordjahres 2014 mit 4,7 GW neuer Windleistung an Land ausfallen. Doch die Installateure steigerten 2016 ihre Betriebsamkeit wieder deutlich. 2015 waren noch neue Anlagen einer Erzeugungskapazität von 3,7 GW hinzugekommen.
Größte Beschleunigung des Windparkbaus in Niedersachsen, NRW und BaWü
Am deutlichsten nahm der Ausbau in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg zu. So waren Ende September in Niedersachsen schon 600 MW und damit 360 MW mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2015 neu am Netz. In Nordrhein-Westfalen war der Zubau mit 390 MW in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 rund 200 MW höher als ein Jahr zuvor. Und in Baden-Württemberg bedeuten Installationen von 262 MW ein Plus von 240 MW, beziehungsweise von 120 MW im Vergleich zum gesamten Jahr 2015: Denn ähnlich, besser: mehr noch als Nordrhein-Westfalen hat das südwestdeutsche Bundesland einen mehrjährigen Anlauf zur Wiederbelebung des Windkraft-Ausbaus hinter sich. Der erst seit dem vierten Quartal 2015 messbare Start dieses Ausbaus hatte im vergangenen Gesamtjahr noch zu Installationen im Ländle von 144 MW geführt.
Nochmals gutes Zubaujahr auch in Bayern
Weniger deutliche aber dennoch spürbare Zuwächse beim Ausbau gab es bei einem halben Dutzend weiterer Bundesländer, zuvorderst in Brandenburg und Sachsen-Anhalt und sogar nochmals in Bayern: Während die erhöhte Ausbaugeschwindigkeit in beiden ostdeutschen Bundesländern zu einem Plus der neuinstallierten Kapazität von knapp über 100 MW geführt hatte – Installationen von Januar bis September 2016: 334 MW in Brandenburg und 225 MW in Sachsen-Anhalt – brachte es auch der Freistaat auf wieder 229 MW. 2015 hatten die Projektierer in Bayern in den ersten drei Quartalen noch 65 MW weniger ans Netz angeschlossen, nämlich 164 MW. Dabei erwarten Marktbeobachter und Branchenakteure einen Einbruch des seit einigen Jahren florierenden Windmarktes in Bayern infolge der 2014 eingeführten Ausbaubeschränkungen durch strenge baurechtliche Vorgaben: Moderne Windparks dürfen in der Regel nicht mehr näher als zwei Kilometer an menschliche Siedlungen herangebaut werden – die meisten Potenzialflächen des Landes für neue Projekte fallen damit weg. Insgesamt hatte der Bruttozubau der Windkraft in Bayern 2015 dann 372 MW betragen.
Die Daten des Anlagenregisters können vor allem in der Mitte des Jahres mehr oder weniger stark von den offiziellen Jahresbilanzen abweichen, deren Herausgeber die Windenergie-Branchenverbände BWE und VDMA sind. Denn leichte Verzögerungen bei der Anmeldung im Anlagenregister in einem erlaubten Rahmen sind üblich, während die BWE/VDMA-Abschlussbilanz erst nach eingehenden Nachberechnungen der tatsächlich ans Netz angeschlossenen Mengen erfolgt.
Genehmigte Aufträge lassen auch schon für 2017 kräftigen Zubau erwarten
Rückläufig oder stagnierend war der Zubau laut der vorläufigen FA-Bilanz beziehungsweise des Anlagenregisters nur in Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz – abgesehen von weiteren Verschlechterungen auch in den bisher ohnehin Windkraft-armen Bundesländern wie Saarland und Sachsen. So sank die Inbetriebnahme ganz im Norden von 500 auf immer noch stolze 400 MW – weil in Schleswig-Holstein eine Überarbeitung der Pläne für die offiziell für Windenergie freigegebenen Flächen neue Planungen inzwischen einbremst. Im ehemaligen Vorzeigeland der Windkraft für Deutschlands Süden, in Rheinland-Pfalz, stagnierte der Zubau von Januar bis September bei 144 MW.
Interessant möglicherweise auch die Auswertung der bereits registrierten schon genehmigten künftigen Windparkprojekte: Hier sind für Bayern, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Schleswig-Holstein noch immer Ausbauvolumen von mindestens knapp 300 bis zu über 700 MW in Sicht. Ein negativer Ausreißer könnte aber Baden-Württemberg sein, falls die registrierten Genehmigungen hierbei zu keiner Fehldeutung führen: Gerade Mal 176 MW stehen in der registrierten Planung im Ländle fest. Allerdings dürfte das Register in punkto Anlagenregistrierungen noch mehr von unvollständigen oder unpünktlichen Einträgen geprägt sein, als bei den neuen Inbetriebnahmen.
Ab 2017 erhalten neue Windenergieprojekte keine Genehmigung inklusive einer gesicherten Einspeisevergütung mehr, ohne in einer der drei jährlich geplanten Ausschreibungen von insgesamt 2.800 MW den Zuschlag zu erhalten. Allerdings ist die Errichtung der bis Ende 2016 genehmigten Windparks noch zusätzlich zu diesen Ausschreibemengen bis Ende 2018 möglich. Experten erwarten hierbei jedoch, dss ein Großteil der noch bis Ende 2016 genehmigten Projekte spätestens in der ersten Jahreshälfte von 2017 in Betrieb gehen wird. Denn ab Jahresmitte greift eine starke Degression der Einspeisevergütung, die auch in den kommenden Jahren so lange anhält, bis der jährliche Ausbau auf 2.500 MW gefallen sein wird. Daher vermuten Branchenexperten, dass die Investoren viele ihrer heute schon genehmigten und 2016 noch nicht gebauten Windparksauch in die Ausschreibungen schicken wird: Dort ersteigerte Vergütungen könnten schon Mitte oder Ende 2017 höher ausfallen, als die stark absinkende Vergütung der Windparks nach dem bisherigen Recht.
(Tilman Weber)