Eineinhalb Monate nach der Anlieferung der ersten Rotorblätter und Maschinenhäuser an die Vormontage der Türme und Windturbinengondeln im nordirischen Belfast ist die erste Acht-Megawatt-Anlage des Joint Ventures MHI Vestas Offshore Wind damit installiert. Die Turbine mit den längsten Rotorblättern unter den schon in Serie produzierten Offshore-Windenergieanlagen – 80 Meter Länge bei 164 Meter Rotordurchmesser – hat eine Gesamthöhe von 205 Metern. Projektierer Dong will gemäß bisherigen Planungen die 32 vorhergesehenen Großturbinen vom Typ V164-8.0 MW im kommenden Jahr ans Netz angeschlossen haben.
Der Windpark entsteht in unmittelbarer Küstennähe in der Bucht der nordwestenglischen Hafenstadt Liverpool. Nur sieben Kilometer beträgt die kürzeste Distanz vom Rand des Windfeldes bis ans britische Festland. Abzusehen ist bereits die Installation der zweiten Anlage sowie weiterer zwei V164: Bei der Anlieferung der ersten Komponenten zur Vormontage in Belfast hatte MHI Vestas zunächst sechs Blätter für zwei Rotorsätze an die Kaikante legen lassen. Allerdings waren zur selben Zeit schon vier Maschinenhäuser in Belfast angekommen. Bei den Rotorblättern handelt es sich um die ersten aus der dafür neu ausgebauten Produktion von MHI Vestas auf der britischen Insel Isle of Wight. MHI Vestas ist das Joint Venture des dänischen Weltmarktführers der Windturbinenhersteller sowie des japanischen Mischkonzerns Mitsubishi.
Mit der Einführung einer Acht-Megawatt-Leistungsklasse versucht die Branche derzeit für künftige Offshore-Windparks die Stromerzeugung zu einem Verkaufspreis von höchstens 100 Pfund pro Megawattstunde (MWh) möglich zu machen. Größere Turbinen bewirken, dass weniger Kosten für Installation, Reparaturen und Betriebe der Turbinen anfallen, weil bezogen auf die Gesamtleistung eines Windparks weniger Anlagen einzeln angefahren und bestiegen werden müssen, beziehungsweise mit teurer Monitoring und Steuerungstechnik ausgestattet.
Zu welchem Preis Dong den Strom von Burbo Bank Extension liefern wird, hat das Unternehmen nicht mitgeteilt. Zum Zeitpunkt der Netzanschlusszusage hatte Großbritannien noch Preise von 154 Pfund pro Megawatstunde (MWh) gewährt. Der bisher günstigste Strompreis eines Offshore-Windparks war kürzlich beim Abschluss des Vertrages zum niederländischen Projekt Borssele I und II abgeschlossen worden. Projektierer ist hier ebenfalls Dong. Der dänische Projektentwickler und Versorger stellte eine Lieferung zu 7,2 Eurocent pro Kilowattstunde (kWh) in Aussicht. Das Projekt sieht die Errichtung von Siemens-Offshore-Turbinen mit vier Megawatt (MW) Erzeugungsleistung pro Anlage vor. In Großbritannien hatte die erste Ausschreibung nach dem neuen sogenannten Contract-for-Difference-System (CFD) mit einem garantierten Einspeisepreis für zwei Offshore-Windparks im Februar 2015 einen Durchschnittspreis von noch 117 Pfund pro Megawattstunde (MWh) ergeben: 119,89 Pfund für East Anglia One und 114,39 für Neart Na Goithe. Der Netzanschluss beider Projekte mit einer Kapazität von zusammen 1,15 Gigawatt ist für spätestens 2018 und 2019 vorgesehen. Die 117 Pfund bedeuteten nach dem damaligen Währungskurswert einen Stromlieferpreis von 15,8 Eurocent pro kWh. Für die nächste Ausschreibung mit CFD hat die britische Regierung bereits eine Obergrenze von 105 Pfund für Offshore-Windparks pro MWh angekündigt. Für den dänischen Offshore-Windpark Horns Rev 3 wird die Einspeisung zu 103 Euro pro MWh erfolgen - allerdings noch ohne Netzkosten, wie MHI-Pressesprecher Matt Whitby betont. Turbinen dort werden ebenfalls V164-Anlagen sein..
(Tilman Weber)