Die Einführung von E10 wirkte sich auf den Bioethanolabsatz in Form direkter Beimischung im ersten Jahr kaum aus. Der Verbrauch von Bioethanol stieg im Einführungsjahr zwar insgesamt um 6,33 Prozent. Und Bioethanol erreichte 2011 damit einen rechnerischen Anteil von 6 Prozent am Benzinmarkt (s. Grafik). 2011 wurde gegenüber 2010 absolut ein Zuwachs von rund 75.000 Tonnen erzielt.
Wachstumstreiber ETBE
Laut BDBe gehen davon rund 40.000 Tonnen auf das Konto des höherwertigen Bio-ETBE (Ethyltertbutylether). Mit ETBE wird die Klopffestigkeit von Benzin erhöht. Ist es aus Bioethanol (Bio-ETBE), kann es auf die Quote angerechnet werden, die das Biokraftstoffquotengesetz vorschreibt – bis 2014 ist die Marke 6,25 Prozent gesetzt. Der Absatz von Bio-ETBE wurde 2011 um 33 Prozent gesteigert (von 122.194 auf 162.484 Tonnen).
Der Nischenmarkt E85, das nur an freien Tankstellen angeboten wird, konnte rund 1.300 Tonnen mehr verbuchen. Absolut wenig – prozentual gesehen liegt die Steigerung mit 7,4 Prozent über dem Gesamtzuwachs und auch über dem Zuwachs auf dem Teilmarkt Direktbeimischung.
Direktbeimischung mager
Auf die Direktbeimischung von Bioethanol zu fossilem Ottokraftstoff über die Marken E5 und E10 entfällt 2011 demnach ein Zuwachs von rund 34.000 Tonnen – bei einem Anteil von über eine Million Tonnen Bioethanol in diesem Marktsegment bereits 2010, dem Jahr vor der Einführung von E10.
Die Produktionskapazität der deutschen Bioethanolbranche liegt bei rund 1 Million Tonnen. Im vergangenen Jahr produzierten die deutschen Unternehmen rund 560.000 Tonnen Bioethanol. Die Kapazitätsauslastung liegt damit bei durchschnittlich knapp 60 Prozent. Vor der Einführung von E10 hatte sich die Bioethanolbranche mehr von der Einführung von E10 im ersten Jahr versprochen.
Preisbremser Biothanol?
Das könnte sich mit den steigenden Benzinpreisen und mit der zunehmenden Akzeptanz von E10 am Markt in 2012 bereits ändern. Durch die steigenden Rohölpreise in den vergangenen Monaten hat sich laut BDBe von Januar bis März die Preissituation umgekehrt: Im Januar hatte Bioethanol noch 0,86 Cent pro Liter mehr gekostet als ein fossiler Liter, im Februar kostete Bioethanol am Kraftstoffmarkt schon 3,1 Cent weniger pro Liter als fossiles Benzin. Anfang März betrug der Preisvorteil von Bioethanol laut BDBe 6,6 Cent pro Liter. Der Verband konstatiert, dass die Tankstellenpreise von E10 in der Regel um 3 Cent pro Liter unter denen von Super E5 lägen. Aus einigen Regionen könnte bereits von Marktanteilen von bis zu einem Viertel für E10 berichtet werden.
Konkurrenz Ausland
Ob und inwiefern die deutschen Produzenten vom zunehmenden Absatz über E10 profitieren werden, der parallel zum Rückgang bei E5 führt, muss abgewartet werden. Heute bedient das Ausland zu mehr als 50 Prozent den Bioethanolbedarf in Deutschland. Es wird spannend sein zu sehen, ob es den deutschen Produzenten gelingt, dem Ausland Anteile abzunehmen und dadurch an möglichen Zuwächsen der Bioethanolnachfrage in Deutschland stärker zu partizipieren. Bislang ist es ihr noch nicht gelungen. (Dittmar Koop)