Die wichtigsten Informationen vorab: Der Wirkungsgrad liegt bei fünf Prozent. Größter Charme für all diejenigen, die sich nur dann mit Windkraft beschäftigen, wenn sie sich vom visuellen Erscheinungsbild der Anlagen gestört fühlen: Die Anlage kann auf Rotorblätter verzichten. Wenn das System zum Upscalen taugen sollte, hätte es natürlich auch hier den Vorteil, dass das Streitthema Vogelschutz sich erledigt hätte. Was eine enorme Erleichterung für viele Pläner wäre.
Wie funktioniert EWICON? 2013 stellte die Uni Delft in den Niederlanden die Technologie zusammen mit der Universität Wageningen vor. Dort ist sogar ein Anlagenmodell des Architekturbüros Mecanoo installiert: Auf dem Campus steht nun seit zwei Jahren das stählerne Gerüst mit der Anmut eines alten Tennisschlägers. Ein Stahlrahmen umfängt horizontal platzierte Röhren, die mit Elektroden ausgestattet sind. So entsteht ein elektrisches Feld. Der Mechanismus wird durch Zufuhr von Wasser in Gang gesetzt. Die eingeleiteten Wassertropfen werden mit Hilfe von Düsen zerstäubt und im elektrischen Feld aufgeladen. Der Wind weht nun die positiv geladenen Teilchen davon. Dieser eigentlich sehr banale Vorgang sorgt für ein Spannungsgefälle, wodurch Strom fließen kann. Der Erfinder der Anlagentechnik heißt Dhiradj Djairam. EWICON war seine Doktorarbeit an der Technischen Universität Delft. Damit man sich das Ganze besser vorstellen kann, gibt es ein Filmchen dazu. Djairam hat sich in jüngerer Zeit übrigens anderen wissenschaftlichen Themen zugewandt: Condition Monitoring, also Zustandsüberwachung von klassischen Windturbinen für das Wartungsmanagment.
Vorteile: Wartungsarm, leise und vogelfreundlich
Die Testanlage bringt nur eine Neonleuchte zum Strahlen. Für mehr reicht es noch nicht. Ewicon wandelt bisher nur ein bis zwei Prozent von der Windenergie in elektrische Energie um. Die Forscher hoffen allerdings, diesen Wert auf 20 Prozent steigern zu können – was immer noch 30 Prozent unter dem Wert eines modernen Dreiflüglers liegt. Bei aller Liebe: Richtig unsinnig erscheint die Idee, die Anlagen auf See zu installieren – so war es gestern bei Anja Reschke im Ersten zu sehen. Und so hat auch die Uni Delft die erste Darstellung gezeigt. Unsinnig ist das, weil es dort auf dem Meer wirklich niemanden stört, wenn die Anlagen drei Flügel haben und den besten Ertrag aus dem Wind holen.
Gleichwohl könnte die Technologie interessant sein, wenn ihre Effizienz sich entsprechend verbessern lässt. Denn aufgrund des Fehlens rotierender Bauteile muss das System weniger oft gewartet werden. Zudem funktioniert es leise und macht den Einsatz in Städten und auf Gebäuden sinnvoll. (Nicole Weinhold)