Während sich im Jahr 2005 insgesamt 32 Prozent der Befragten im Allgemeinen „für“ und „eher für“ die Windenergie aussprachen, teilten 2016 insgesamt 43 Prozent im gleichen Befragungsgebiet diese Einschätzung.
21 Studenten hatten im Sommersemester in einem Studienprojekt unter dem Titel „Soziale Akzeptanz: vom Winde verweht?” in Zusammenarbeit mit der Regionalen Planungsstelle Havelland-Fläming Bürger der Gemeinden Niederer Fläming und Dahme/Mark (Planungsregion Havelland-Fläming) und Uebigau-Wahrenbrück (Nachbarregion Lausitz-Spreewald) sowie Potsdam befragt.
Bereits im Jahr 2005 hatte eine erste Umfrage zur sozialen Akzeptanz gegenüber Windenergie durch die Regionale Planungsgemeinschaft stattgefunden. Diese konnte nun im Vergleich herangezogen werden, um Veränderungen zu untersuchen. Es ist das erste Mal überhaupt, dass eine solche langjährige Wiederholungsstudie durchgeführt wurde, teilten FU Berlin und Regionale Planungsstelle mit.
"Landschaft wird negativ beeinflusst"
Im Einzelnen war zwar die Mehrheit der Befragten der Auffassung, dass die Landschaft durch den Ausbau der Windenergie negativ beeinflusst wird, es konnte allerdings kein klarer Zusammenhang zwischen dem Akzeptanzniveau und der Dichte sowie der Distanz zu Windenergieanlagen festgestellt werden. Allerdings wünschte sich eine Mehrheit der Befragten größere Mindestabstände der Anlagen zu den Siedlungen. Diese sind jedoch geringer als die in der Umfrage 2005 gewünschten Abstände.
Im Gebiet der Regionalen Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming, mit rund 6.800 km² flächenmäßig die zweitgrößte Region Brandenburgs, sind derzeit 683 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 1.187,3 MW installiert. Weitere 60 mit einer Leistung von 146,5 MW sind genehmigt. Die Region liegt im Westen Brandenburgs zwischen Berlin und dem Land Sachsen-Anhalt sowie der Region Prignitz-Oberhavel im Norden und Lausitz-Spreewald im Osten
Je eher informiert wird, desto größer die Zustimmung
Wie und wann Informationen bereitgestellt und verbreitet werden, übt laut den Ergebnissen der Akzeptanzanalyse einen Einfluss auf die Einstellung gegenüber der Windenergie aus. Viele Befragte äußerten, dass im Planungsprozess zu spät Informationen über lokale Projekte bereitgestellt worden seien. Hier konnten die Studenten einen statistischer Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Information und der Akzeptanz von Windenergieanlagen nachweisen. Ob mangelnde Information generell eine Ursache der Ablehnung von Windenergieanlagen sein kann, ließe sich lediglich nur mutmaßen, meinen die Betreuer der Umfrage, Prof. Dr. Johann Köppel und Lisa Odparlik vom Fachgebiet Umweltprüfung und Umweltplanung der FU. Bekannt sei nur, dass die Befragten, die die Windenergie aus verschiedenen Gründen ablehnen, sich auch schlecht informiert fühlten.
Die Umfrage ergab auch, dass die im Regionalplan 2020 geforderte Konzentrationsplanung von Windenergieanlagen von der lokalen Bevölkerung kritisch gesehen wird. „Das ist verständlich und wir werden überlegen, an welchen Stellschrauben wir unsere Planung verbessern können. Wir sind aber auch an die Rechtsprechung zur Konzentrationsplanung von Windenergieanlagen gebunden und können die Standorte nicht frei wählen”, betonte Lutz Klauber, Leiter der Regionalen Planungsstelle Havellland-Fläming.
In Potsdam waren bei Straßenbefragungen 125 Fragebögen ausgefüllt worden. Bei den Briefbefragungen in Havelland-Fläming kamen 166 Fragebögen zurück. Das entspricht einer üblichen Rücklaufquote von circa 30 Prozent. 2005 war mit einer von örtlichen Schülern erfolgten Fragebogenaktion eine außergewöhnlich hohe Rücklaufquote von circa 60 Prozent erzielt worden. (Katharina Wolf)