Die neue Leistungsklasse auf dem Meer sieht 15 Megawatt pro Windkraftanlage vor – um sich diese zu sichern, will EnBW mit Hersteller Vestas in den kommenden Monaten die Verträge finalisieren und voraussichtlich zum Ende des Jahres abschließen. EnBW plant den Offshore-Windpark He Dreiht mit der neuen Turbinengeneration.
Vestas hatte bislang noch keinen festen Auftrag für den künftig größten Offshore-Turbinentyp V236 gemeldet. Bekanntgegeben hat der dänische Windturbinenbauer allerdings, dass er die Serienproduktion der Turbine mit 236 Meter Rotordurchmesser und 15 MW Nennleistung 2024 beginnen lassen werde. Den Prototyp der Anlage will Vestas 2022 installieren.
„Vor zehn Jahren steckte die Offshore-Windenergie in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Mit Baltic 1 haben wir damals den ersten kommerziellen Offshore-Park Deutschlands gebaut“, erinnert sich Georg Stamatelopoulos, Vorstand für Nachhaltige Erzeugungs-Infrastruktur bei der EnBW. „Seitdem hat sich die Leistungsfähigkeit der Anlagen innerhalb einer Dekade mehr als versechsfacht. Wir sind bereit, mit He Dreiht das nächste Kapitel deutscher Offshore-Geschichte zu schreiben“, so Stamatelopoulos weiter.
2017 hatte sich die EnBW in der ersten Offshore-Ausschreibung in Deutschland den Zuschlag für das Projekt gesichert. Für Aufsehen hatte damals gesorgt, dass der 900 Megawatt starke Windpark ohne staatliche Förderungen auskommen soll. „Offshore ist nicht nur technisch anspruchsvoll. Wir müssen mit Windkraftanlagen in die Auktionen gehen, die es zum Zeitpunkt der Planung noch nicht am Markt gibt. Da hilft kein Glaskugellesen, sondern nur solide technische Prognosen und Kenntnisse des Markts. Das Ergebnis zeigt, dass wir als Projektentwickler richtig lagen. Wir werden die modernste und kosteneffizienteste Turbinentechnik einsetzen und können dadurch He Dreiht förderfrei realisieren“, sagt Stamatelopoulos.
Der Windpark wird 90 Kilometer nordwestlich von Borkum und ungefähr 110 Kilometer westlich von Helgoland in der Nordsee liegen. Er zählt mit einer Kapazität von 900 MW zu den größten geplanten Offshore-Windkraftprojekten in Europa und soll 2025 in Betrieb gehen. Die finale Investitionsentscheidung ist für 2023 geplant.
Mit einem sogenannten Kapazitätsfaktor von mehr als 60 Prozent und damit bei einer je nach Standort rechnerisch möglichen Auslastung der Turbine von etwa 5.300 Volllaststunden jährlich beziehungsweise zu mehr als drei Fünftel eines Erzeugungsjahres werde V236 etwa 80 Gigawattstunden (GWh) im Jahr erzeugen.
Die Serienproduktion des neuen Flaggschiff-Typs von Vestas 2024 würde bedeuten, dass die neue Anlagenplattform zeitgleich mit den schon früher angekündigten Wettbewerberanlagen der 14-15-MW-Plattformen von Siemens Gamesa und GE in See sticht. Das von Vestas gekaufte und in die Konzernstrukturen wieder eingliederte Offshore-Turbinen-Unternehmen MHI Vestas hatte in der Vergangenheit das eigene Abwarten beim Präsentieren der nächsten Anlagenplattform immer damit erklärt, die neuen Anlagenmaße kurzfristiger und dafür aber mit besserer Vorbereitung bekannt zu geben. Dies erlaube MHI Vestas die Entwicklung eines womöglich ausgereifteren, vor allem aber auch besser auf die internationalen Wettbewerbsbedingungen berechneten Anlagendesigns, so lautete die Botschaft.
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