103,3 Meter hoch und ganz aus Holz: Seit Anfang März steht der „Wind of Change Tower“ in der Nähe der schwedischen Stadt Skara und trägt eine Vestas V90-2.0 MW-Turbine. Nach Angaben des schwedischen Herstellers Modvion ist es der erste Holzturm für eine Multi-MW-Anlage.
Die Gästeliste der Einweihungsfeier zeigt, wie hoch das Thema auch beim Anlagenhersteller Vestas aufgehängt ist: Neben der schwedischen Europaparlamentsabgeordneten Emma Wiesner war auch Präsident und CEO Henrik Andersen anwesend. Otto Lundman, CEO bei Modvion, kündigte an, das Konzept weiterzuentwickeln, um beim Wachstum der Windenergieanlagen mitzuhalten
Fraunhofer WKI beriet beim Kleben
Theoretisch sind in der Höhe keine Grenzen gesetzt: Der Modvion-Turm besteht aus vorgefertigten Modulen, bis zu 14 Meter lange Viertelschalen, die auf der Baustelle miteinander verklebt werden. In einem zweiten Schritt werden die einzelnen Sektionen aufeinandergesetzt und mit Stahlblechen verbunden. „Das Kleben der Module auf der Baustelle erfordert ein hohes Maß an Know-how, Vorbereitung sowie Eigenkontrolle“, sagt Malte Mérono, vom Fraunhofer WKI, das den Turmhersteller beraten und begleitet hat.
Vorteile der Holztürme
Holztürme für Windenergieanlagen gelten als besonders nachhaltig. Laut Fraunhofer WKI ermögliche die Holzbauweise m Vergleich zu konventionellen Windkraftanlagen aus Beton oder Stahl CO2-Einsparungen von bis zu 90 Prozent. Ein weiterer Vorteil ist sei die - bezogen auf das Eigengewicht - höhere spezifische Festigkeit von Holz gegenüber Stahl, wodurch leichtere Konstruktionen möglich sind. Dadurch lässt sich Transportenergie einsparen. Außerdem müssen hohe Stahltürme verstärkt werden, was bei Holztürmen nicht der Fall ist. Anders als bei Stahltürmen müssen in den verklebten Holztürmen keine Schrauben und Bolzen gewartet
Entwickler von Holztürmen werben zudem mit eibener einfacheren Logistik: Während die Bauteile von Beton- und Stahltürmen beim Transport an Grenzen stoßen, passen Holz-Module in übliche Lastwagen und können mit kleinen Kränen zusammengesetzt werden. Nach der Nutzungsphase können die Türme leicht demontiert und die Komponenten für weitere Anwendungen getrennt werden. (kw)
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