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3 Maßnahmen: Was die Offshore Windkraft jetzt braucht

Es ist ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2030 soll sich in Nord- und Ostsee die installierte Offshorewind-Leistung verdreifachen. Die Pläne der Bundesregierung, die Leistung in nur sechs Jahren von derzeit 9 GW auf 30 GW und bis 2045 auf 70 GW zu steigern, sind kein Selbstläufer. Aktuell verzögern Lieferengpässe und Preissteigerungen den Offshore-Ausbau. Zulieferer wichtiger Komponenten für Offshore-Windparks, wie Gussteile für Rotornaben, Fundamente oder Kabel, haben Schwierigkeiten, ihre Produktion schnell genug hochzufahren. Netzbetreiber haben bereits angekündigt, dass sich die Netzanbindung für einige Windparkprojekte auf See um ein bis zwei Jahre verzögert – und damit auch das Erreichen des angepeilten Offshore-Ziele für 2030.

In dieser Situation hat die Denkfabrik Agora Energiewende in einer neuen Analyse Maßnahmen formuliert, um den Ausbau kurzfritig, mittelfristig und uaf läange Sicht zu beschleunigen und zu verstetigen, um die Ausbauziele doch noch zu erreichen.

1. Kurzfristig: gezielte Stärkung der Lieferkette

Jetzt komme es mit kurzfristigen Maßnahmen darauf an, die Lieferketten für Offshore-Anlagen zu stärken und Investitionen abzusichern, sagt Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland. Dazu zählten unter anderem die Erweiterung der Bürgschafts- und Kreditprogramme der KfW – vor allem für mittelständische Zuliefererbetrieb und die sichere Finanzierung zusätzlicher Hafenkapazitäten. Laut Studie werden allein für den Neubau von Fabriken zur Produktion von Monopiles Investitionen zwischen 300 und 700 Millionen Euro nötig – der maximale Kreditrahmen über die KfW liege derzeit allerdings nur bei 25 Millionen Euro.

Zudem könne eine Erhöhung der jährlichen Ausbauziele nach 2030 von 4 GW auf 5 bis 6 GW jährlich Herstellern und Zulieferbetrieben bessere Planungssicherheit geben.

2. Mittelfristig: Anpassung von Auktionsregeln und Vereinheitlichung des Ausschreibungsdesigns

Um die Realisierungsquote der Projekte zu steigern, schlägt der Thinktank neue Regelungen in den Ausschreibungen vor. Bieter sollten 15 Prozent ihres Gebots in den ersten zwölf Monaten nach dem Zuschlag zu zahlen. Bislang müssen Bieter je fünf Prozent des Gebots für den Meeresschutz und die nachhaltige Fischerei aufwenden, die restlichen 90 Prozent der Zahlung fallen erst bei Inbetriebnahme des Windparks an. Agora empfiehlt zusätzlich die Einführung einer Abgabe in Höhe von fünf Prozent des Gebots für den Aufbau von Hafenkapazitäten. Eine solche Abgabe hätte in der Ausschreibung im Juni 2024 etwa 150 Millionen Euro eingebracht, hieß es. Außerdem sollte es im Falle eines Projektabbruchs Regelungen zur schnellen Neuvergabe der Offshore-Fläche geben.

Europaweit einheitliche Ausschreibungskriterien könnten laut Studie zudem die Herstellerindustrie in Europa sowie die ökologische und soziale Nachhaltigkeit von Projekten fördern. Angesichts sinkender Strompreise und steigender Errichtungskosten könnten gleichzeitig Null-Cent-Angebote der Vergangenheit angehören, warnen die Autoren. Die Einführung eines zweiseitigen Absicherungsinstruments, das den EU-Beihilferichtlinien entspricht, könne Investitionen auch bei steigenden Projektkosten oder sinkenden Markterlösen schützen.

3. Langfristig: Zubau auch außerhalb der AWZ

Um das 70-Gigawatt-Ziel kosteneffizient zu erreichen, sollte der Zubau auch außerhalb der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone ermöglicht werden, lautet ein weiteres Ergebnis des Impulspapiers. Dies setze eine erfolgreiche Kooperation mit den Nachbarländern voraus, um Abschattungseffekte sowie Konflikte etwa mit Schifffahrt oder Umweltschutzgebieten zu lösen. Für die effiziente Nutzung von Infrastruktur und erzeugter Energie braucht es eine europäische Rechtsgrundlage für die Netzverbindung in mehrere Länder (Hybrid-Projekte) und eine Prüfung der Offshore-Gebotszonen. „Die Bundesregierung sollte sich auf EU-Ebene aktiv dafür einsetzen, dass die Infrastruktur für Offshore-Windparks gemeinsam und effizient genutzt werden kann“, so Müller. „Damit die Windenergie auf See ihren Beitrag zur Klimaneutralität leisten kann, ist eine weitsichtige Politik erforderlich.“ (kw)

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