Das vier Meter breite, zehn Meter lange und drei Meter hohe Windturbinen-Gebäude lässt sich derzeit auf der Freiluft-Ausstellungsfläche der Dutch Design Week auf dem Ketelhuisplein in Eindhoven begehen. Dort stellt das Energieunternehmen Vattenfall das zum Tiny House umgestaltete Maschinenhaus einer nach 20 Jahren abgebauten 2,0-Megawatt-Anlage aus dem mit neuen Windturbinen modernisierten, also repowerten österreichischen Windpark Gols aus. Das Vestas-Turbinen-Modell V80 ist nach Angaben von Vattenfall die kleinste mögliche Windenergieanlage, deren Maschinenhaus aufgrund ihrer Abmaße noch einen akzeptablen Wohnwert bietet.
Das auf der Design-Woche der südniederländischen Stadt präsentierte Mikrohaus ist nicht nur wie von Vattenfall erklärt das erste Tiny House aus einer Windturbinengondel. Es bietet außerdem mit Küche, Bad und Wohnzimmer eine klar gegliederte fast schon geräumige Innenarchitektur. Für die Energieversorgung ist es komplett mit Erneuerbare-Energien-Anlagen zur Erzeugung grünen Stroms und grüner Wärme ausgestattet: Eine Photovoltaikanlage, ein Solarkessel und eine Wärmepumpe holen die Energie komplett aus erneuerbaren Quellen.
Der Macher des Projektes vom schwedischen Energieversorger Vattenfall hatten vier niederländische Designer für die Ausgestaltung hinzugezogen. Hauptziel des Projektes war das vollständige Wiederverwerten des ausgedienten Maschinengehäuses. Ein wichtiges Nebenziel lautete zudem, die Verwertung mit möglichst geringer Nachbearbeitung und möglichst wenig Energieeinsatz zu gestalten. So ist der Eingang sinnvollerweise mitsamt dem Fenster in der Wand in der Öffnung der Gondel zur Nabe der Windturbine mit einer offensichtlich äußerst einfachen Tür- und Fensterrahmenkonstruktion eingebaut mit jeweils bis zum Boden durchgehender Komplettverglasung. Die zweite Lichtquelle bildet die frühere Luke zum Ausstieg aufs Dach für die Windturbinenmonteure.
Der Direktor für Innovation bei Vattenfall, Thomas Hjort, erklärt das Konzept so: „Machen Sie also mit möglichst wenigen Anpassungen etwas Neues daraus. Das spart Rohstoffe und Energieverbrauch.“ Wohl auch, um die Botschaft auszubuchstabieren, platzierte Vattenfall einen aus einem Rotorblatt gefertigten Tisch im Tiny Haus.
Wo Tiny-Häuser sich in Städten errichten lassen, ist allerdings bislang in den Konzepten der Mikrohäuser eine noch ungeklärte und daher kritisierte Leer- und Schwachstelle. Denn in einer Stadt kosten einstöckige Bungalows viel Verbrauch teurer Bauland-Flächen. Vattenfall hat darauf auf der Design-Woche in den Niederlanden wohl keine direkte Antwort, aber möglicherweise eine indirekte: Nicht lange vor der Design-Schau hatte das Energieunternehmen getestet, wie sich Rotorblätter als Schwimmplattformen für Wohnhäuser, landwirtschaftliche Flächen oder Solarparks nutzen lassen. Im Ijselmeer bei Lelystad gelang es, alte recycelte Rotorblätter zu Wasser zu lassen und zu Demonstrationszwecken mit einem Holzhüttchen und einem von einem Gartenzaun eingehegten Außenbereich zu bebauen. Mehrere Rotorblätter ließen sich zu künstlichen Inseln kombinieren, die Ländern mit Landknappheit neue Siedlungsflächen und zusätzlich Wohnraum verschaffen könnten, erklärte Vattenfall zum Sinn und Zweck solcher möglicher künftiger Rotorblattinseln.
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