Nicole Weinhold
Lange hat es gedauert, bis die Bundesregierung die Bedeutung von Grünem Wasserstoff für die Zukunft erkannt hat, jetzt ist das Thema aber in aller Munde.
Internationalen Klimaziele erreichen
Das Deutsche Energieberater-Netzwerk Den hält Grünen Wasserstoff und die Initiativen der Bundesregierung hierzu für wichtig. Robert Staiger, Energieberater und Den-Experte für Wasserstoff Technologie, erklärt: „Grüner Wasserstoff passt ideal als grüner Energieträger in die aktuell stattfindende Energietransformation hin zu einer CO2-neutralen Energieversorgung." Speziell im Industriebereich könne Wasserstoff einen wichtigen Beitrag leisten, um die nationalen und internationalen Klimaziele erreichen zu helfen. Er und seine Kollegen/Innen seien deshalb gespannt auf die „Wasserstoff-Strategie“, welche die Bundesregierung laut Wirtschaftsstaatssekretär Feicht im Dezember vorlegen will.
Hemmnisse und internationale Kokurrenz
Es komme nun darauf an, sie in industriellem Maßstab anzuwenden und die nötigen Infrastrukturen zu schaffen: „Noch ist die Erzeugung von Wasserstoff und anschließend von weiteren Energieträgern wie etwa Methan aus regenerativen Quellen zu teuer, als dass sie sich unter den gegebenen Umständen und Regelungen in Deutschland lohnen würde. Deshalb sollte die Politik überlegen, ob es nicht an der Zeit ist, mit Blick auf eine solche Zukunftstechnologie die bestehenden Hemmnisse, Kostentreiber und die heutigen gesetzlichen Regelungen und Vorschriften zu untersuchen und zu überdenken. Die internationale Konkurrenz unterliegt nicht solch bremsenden Faktoren.“
Großindustrielle Projekte werden in Großbritannien angestoßen
Bei einer Veranstaltung des deutschen Offshore-Verbandes BWO im November in der Britischen Botschaft zu Offshore und Wasserstoff in Großbritannien und Deutschland zeigte sich, dass in Großbritannien längste eine Vielzahl an Wasserstoff-Projekten angestoßen wurde, die auch die Leistungserhöhung der Elektrlyseure fokussieren, um Wasserstoff wirtschaftlich zu machen. Elektrolyseure seien im Schnitt 250mal größer als vor acht Jahren, berichtet Colum McConnell, Managing Director von ITM Power. 2020 erricht sein Unternehmen zusammen mit Linde eine Ein-Gigawatt-Fertigung. "Wir brauchen eine Industrialisierung", so McConnell. Der derzeit größte Elektrolyseur sei mit zehn MW ein PEM-Projekt von Shell. Das nächste seien 100 MW in Runcorn, Cheshire, UK. Außerdem geplant: Das Projekt Gigastack für das Upscaling von Wasserstoff in Humberside, UK.
Projekt Wash 2 Emden
Beim Netzwerktreffen der Nordwesthäfen sind sich alle einig: Als Speichermöglichkeit von Energie kann Wasserstoff einen wesentlichen Beitrag leisten, um Klimaziele zu erreichen. Insbesondere dann, wenn überschüssiger grüner Strom aus Wind und Sonne mit Hilfe von Wasserstoff gespeichert und transportiert werden kann. Sinnvoll ist es, den grünen Wasserstoff an der Stelle in die Anwendung zu bringen, an dem er entsteht. An diesem Punkt setzt das Projekt Wash 2 Emden an. „Emden ist ein idealer Standort, um die praktische Anwendung von Wasserstoff zu untersuchen“, betont Holger Banik, Geschäftsführer der Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG sowie der Jadeweserport Realisierungs GmbH & Co. KG. Der Seehafen liegt in der Nähe zu großen Onshore- und Offshore-Windparks, aus denen Überschussstrom anfällt. 50 GWh Ausfallenergie sind im Rahmen des Projektes für das Netzgebiet im Emder Hafen und der näheren Umgebung 2018 berechnet worden. Zugleich hat sich das Projektteam durch eine Umfrage bei den Akteuren im Hafen Emden angeschaut, wie hoch das Potenziale im Hinblick auf den Energieverbrauch und den potenziellen Wasserstoffverbrauch ist. Auch könnten rund 850 Gabelstapler/ Flurförderfahrzeuge, 80 Lkw, 170 Pkw auf Wasserstoff umgestellt werden.