Noch lassen sich die Glasfaserkunststoffstrukturen alter Rotorblätter von Windenergieanlagen nicht in einem wirklichen Nutzungskreislauf wiederverwerten. Nach dem Abbau alter Windturbinen kommen die Flügel bisher im fast besten Fall in spezialisierte Entsorgungsanlagen, die das GFK in einen Brennstoff zur Zementproduktion zerfasern – und nach der Verbrennung gelangt das entstandene Schmelzmaterial noch als Ersatz für sonst notwendige Zusatzstoffe in den Zement. Weiter fortgeschritten ist ansonsten nur die Nutzung des zerschredderten GFK-Materials für kleinere Recycling-Produkte wie zur Produktion von Holz-Kunststoffdielen, womit zum Beispiel das sachsen-anhaltinische Entsorgungsunternehmen Eurecum mit einem Partnerunternehmen begonnen hat. Doch die Universität Strathclyde in Glasgow will nun zusammen mit zwei zur Konzernfamilie des norwegischen Ingenieurdienstleisters Aker gehörenden Firmen die Glasfasern gänzlich aus dem alten Material zurückgewinnen.
Die Universität und die Aker-Unternehmen Aker Offshore Wind und Aker Horizons unterzeichneten jetzt eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Entwicklung der Technologie bis zum möglichen Aufbau einer industriellen Anwendung. Dies soll mittels eines thermischen Prozesses erfolgen, den die Unternehmen bei Bekanntgabe ihrer Pläne vorerst aber nicht erläuterten. Die „breite Expertise in chemischer Prozesstechnologie und Kohlenstoffabscheidung in der größeren Aker-Gruppe“ werde die Industrialisierung des Verfahrens sicher und nachhaltig sein lassen, erklärten die Partner.
Nach Schätzungen der Universität könnte das konsequente weltweite Recycling alter Rotorblätter von Windenergieanlagen so viel neues Material produzieren, dass es für 50 Prozent der globalen Nachfrage nach Glasfasern genügt. Schon im Jahr 2030 fallen gemäß Prognose der Partner möglicherweise 400.000 Tonnen Windturbinenblattmüll pro Jahr an, 2050 werden es bereits zwei Millionen Tonnen sein.
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