Für Projektierer großer Solaranlagen und deren Investoren ist jedes Cent, das ein Modul mehr kostet, ein Faktor der Wirtschaftlichkeit des gesamten Generators. In der Vergangenheit kannten die Preise für Solaranlagen nur eine Richtung – nach unten. Ein zentraler Treiber der Preissenkung sind die geringer werdenden Modulkosten. Doch hier ist seit Jahresbeginn keine weitere Senkung zu beobachte. Im Gegenteil: die Modulkosten steigen wieder.
Preissenkung im Premiumsegment
Derzeit legen die Preissteigerungen allerdings erst einmal eine Pause ein. Sowohl die Standardmodule als auch die komplett schwarzen Paneele werden derzeit zum gleichen Durchschnittspreis gehandelt wie im August dieses Jahres. So kostet das Standardmodul im Schnitt weiterhin 25 Cent pro Watt Leistung. Die schwarzen Module mit den monokristallinen Zellen liegen bei 36 Cent pro Watt.
Wer derzeit ein Projekt mit bifacialen Modulen baut, kann sich sogar im Moment über sinkende Preise freuen. Die Module werden durchschnittlich für 37 Cent pro Watt gehandelt – ein Cent weniger als im Vormonat. Die hocheffizienten Module mit neusten Technologien und einer Leistung ab 340 Watt kosten jetzt durchschnittlich 34 Cent pro Watt. Auch das ist ein Rückgang um einen Cent.
Freie Modulkontingente am Quartalsende
Insgesamt sind die Kosten über das gesamte bisherige Jahr gerechnet aber immer noch kräftig im Plus. Die Pause bei den Preissteigerungen wird zudem nur kurz sein, ist sich Martin Schachinger, Geschäftsführer des Onlinemarktplatzes für Solarkomponenten PV Xchange sicher. Er führt den kurzen Stopp auf eine Nachfragerückgang während der Sommerferien zurück. „In den letzten Tagen wurden außerdem einige größere Modulkontingente auf den Markt geworfen, so dass die Verfügbarkeit momentan als gut zu bezeichnen ist und die Preise dadurch allgemein etwas unter Druck geraten“, erklärt Schachinger. „Da es sich hier um Lagerbereinigung und damit einen kurzzeitigen Effekt handelt, rechne ich in den Folgemonaten mit einer Korrektur nach oben.“
Rohmaterialien kommen aus Asien
Denn der Markt ist immer noch abhängig von Importen aus Fernost, vor allem aus China. Selbst die jüngst erweiterte Modulproduktionskapazität in Europa und die dazugehörigen Pläne werden daran kaum etwas ändern. „Denn heute gibt es keine ernstzunehmenden Produktionskapazitäten mehr in der EU, die über die Endfertigung von Modulen hinausgeht“, sagt Martin Schachinger. Silizium, Wafer, Zellen, Gläser, Folien, Rahmenprofile, Kabel, Anschlussdosen – die meisten Vorprodukte müssen mittlerweile aus Asien beziehungsweise von außerhalb der EU bezogen werden, wenn das Endprodukt erschwinglich bleiben soll.“
Produktion ist automatisiert
Die Modulproduktion selbst ist dabei kaum noch das Problem. Denn ein zentraler Grund, weshalb sich die Modulproduktion nach Asien verlegt hat, ist obsolet geworden: die Personalkosten. Denn bei der Herstellung von Modulen wird kaum noch Personal gebraucht, alles ist weitestgehend automatisiert. Hier können die Hersteller in Fernost maximal noch mit geringeren Energiekosten und geringeren Umweltauflagen punkten. Diesen Nachteil können die Europäer mit etwas Engagement ausgleichen. Die Transportkosten sind hier nur ein kleiner Vorteil, da fast alle Komponenten für die Module ohnehin aus Asien herangeschafft werden müssen.
Investitionsbedingungen für Industrie verbessern
Deshalb müsse die neue Bundesregierung nicht nur die Hürden für die Installation und den Betrieb von Solaranlagen senken. Sie müsse auch die Investitionsbedingungen für Infrastrukturprojekte im Bereich der regenerativen Energien verbessern. „Damit wieder Großindustrie für eine Silizium- und Waferproduktion angesiedelt werden kann“, betont Schachinger. Allerdings sieht er hier kaum einen deutschen Alleingang.
Ob zudem eine neue Bundesregierung so viel Einfluss auf die europäische Industrie- und Energiepolitik nehmen kann, dass die Solarproduzenten eine Überlebenschance jenseits des Premiumsegments bekommen, hält er für fraglich. „Ein sehr langes Durchhaltevermögen ist hier sicherlich genauso von Vorteil wie eine Handvoll pfiffigere Konzepte, als wir sie in Europa bisher gesehen haben. Ansonsten wird China die lokale Solarszene mit seinen Produkten weiterhin übermächtig dominieren“, resümiert der Marktexperte.
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