Nicole Weinhold
Was gibt es Neues auf der Husum Wind? Wo liegen die Schwerpunkte?
Arne Petersen: Ein Schwerpunkt wird das Thema Sektorkopplung sein. Als Modellregion für die Energiewende stellen wir uns hier in Schleswig-Holstein natürlich die Frage, wie Windturbinen, die mit dem Wegfall des EEG aus der staatlichen Förderung herauslaufen, in Zukunft weiter verwendet werden können. Das Schlagwort lautet, wenn auch sperrig: „Post-EEG-Lösung“. Dazu werden wir gemeinsam mit der Agentur für Erneuerbare Energien aus Berlin eine spannende Sonderschau ins Leben rufen, auf der wir den gesamten Lebenszyklus einer Windenergieanlage darstellen wollen: Von der Idee und Planung über die Nutzung bis zum Abbau und Recycling. Hier bei uns im Norden gehen die ersten Windmühlen aus der EEG-Förderung heraus, denn hier wurden seinerzeit auch die ersten Mühlen gebaut. Es ist ein großes Thema, dem wir auf der Husum Wind auf jeden Fall einen besonderen Platz einräumen.
Es gab ja vor einigen Jahren die Studie von Windguard, dass sich der Weiterbetrieb eigentlich kaum noch lohne. Gibt es hier neue Erkenntnisse?
Arne Petersen: Dazu haben wir hier oben im Norden zwei sehr konkrete Beispiele, die Lösungen aufzeigen. Das ist zum einen die eFarm von GP Joule, die mithilfe eines Elektrolyseurs Windstrom in Wasserstoff umwandelt und für die E-Mobilität nutzbar macht. Dazu werden in Husum und Niebüll Wasserstofftankstellen gebaut. Außerdem werden in Schleswig-Holstein zwei Wasserstoffbusse für den Nahverkehr angeschafft, die zwischen Husum und Niebüll fahren. Das ist ein exzellentes Beispiel für intelligente Nutzung von überschüssiger Windenergie. Und das zweite Beispiel ist der Windpark in Ellhöft, der jetzt ein Agreement mit Greenpeace Energy geschlossen hat und auch deutlich macht, wie Strom an Privatkunden vermarktet werden kann, auch wenn ein Windpark aus der Förderung fällt. Das sind zwei Beispiele, die zeigen, dass wir hier oben in Nordfriesland in Sachen Energiewende sehr wohl schon Lösungen haben, wie sich der Windstrom auch in der Zukunft intelligent nutzen lässt.
Was dürfen wir auf der Husum Wind nicht verpassen?
Arne Petersen: Auf gar keinen Fall verpassen darf man die Sonderschau, die wir mit dem Institut Haute Innovation aus Berlin von Sascha Peters auf die Beine stellen. Es wird zahlreiche Vorträge innerhalb dieses Forums geben, bei denen es insbesondere um Materialien und die Materialforschung der Zukunft geht. Herr Peters möge es mir nachsehen: Ich beschreibe ihn jedem, der ihn noch nicht kennt, als klassischen verrückten Professor. Ich kenne ihn von verschiedenen Veranstaltungen in der Vergangenheit und kann nur immer wieder sagen: Alles, was Sascha Peters zeigt, ist einfach nur beeindruckend und meistens schon um etliche Jahre in die Zukunft gedacht. Wer Trends und Innovationen sehen will, wird in diesem Jahr an der Husum Wind nicht vorbei kommen.
Schleswig-Holstein – Wiege der Windkraft – und jetzt Innovationsschmiede. Wird die Forschung also auch auf der Husum Wind vertreten sein?
Arne Petersen: Ja, das liegt fast schon in der Natur der Sache. Hier in Husum hat das Thema Windenergie seine Anfänge, in Schleswig-Holstein ist es vorangetrieben worden. Hier stehen extrem viele Mühlen. Und wo, wenn nicht hier, müssen wir uns intensive Gedanken machen und Lösungen aufzeigen, wie wir in Zukunft noch besser mit der Windenergie vorankommen?
Kann man während der Messe auch einige der Innovationen besichtigen? Wird es Exkursionen geben?
Arne Petersen: Wir werden zusammen mit den Kollegen von der Wirtschaftsförderung und der Netzwerkagentur EESH wieder Exkursionen anbieten. Das genaue Programm steht noch nicht fest, aber sicher wird auch das Windtestfeld in unmittelbarer Nähe zur Messe Teil des Exkursionsprogrammes sein.
Gibt es denn Verschiebungen bei Ihren Ausstellern? Merken Sie, dass da die Sektorkopplung eine größere Rolle spielt?
Arne Petersen: Ja, wir haben durchaus mehr Unternehmen, die sich mit dem Thema Wasserstoff beschäftigen. Als wir im März anlässlich der New Energy die Wasserstoffkonferenz veranstaltet haben, war das eine Art Initialzündung für das Thema Wasserstoff – dadurch sind wir bei dem einen oder anderen Unternehmen erst auf dem Radar erschienen, und die haben sich für die Husum Wind angemeldet.
Die Windbranche hat es derzeit nicht leicht. Senvion als alteingesessenes Unternehmen ist ein Beispiel dafür. Was würden Sie sich jetzt von der Politik wünschen?
Arne Petersen: Wir brauchen endlich klare Ansagen, damit es wieder Planungssicherheit und Verlässlichkeit geben kann. Das heißt, dass gegebenenfalls gewisse Regelungen nochmal überdacht werden müssen. Wenn ich mir überlege, wie wenige Angebote auf die letzte Sonderausschreibung gekommen sind, dann ist das Zeichen genug dafür, dass sich zurzeit keiner so richtig traut, in diesen Markt zu gehen. Auf der anderen Seite lese ich jeden Tag, welcher Anlagenhersteller welche Großaufträge irgendwo im Ausland bekommen hat. Anscheinend ist gerade jedes andere Land bei der Entwicklung der Windenergie weiter als wir. Ich hoffe, dass die Politik das jetzt verinnerlicht, begreift, gegensteuert und umsetzt.