Am 16.7.21 wurde ein neuer Entwurf des Erlasses und der Ausführungsverordnung zur Änderung des Einspeisetarifs in Frankreich für Solarprojekte mit einer Leistung von über 250 kW, die zwischen 2006 und 2011 ihren Netzanschluss hatten, veröffentlicht. „Das hatte so kaum jemand erwartet, da die Diskussion der vorherigen Version in den Gremien bereits von zwei auf drei Wochen verlängert worden war, ohne dass dies einen Einfluss auf den Entwurf gehabt hätte“, sagt Antje Grieseler, Gründerin und Geschäftsführerin von Leonidas Management.
Diese „neue“ Version unterscheidet sich deutlich von der vorherigen Version, so wurde insbesondere die für die Berechnung zugrunde gelegten Errichtungskosten erhöht. Als Folge können nun viele kleine Aufdach-Anlagen ihren Tarif behalten. Als unverständlich muss noch immer die Auswirkung des Netzanschlusstermins auf den „neuen“ Tarif angesehen werden, so führt ein Netzanschluss am 01.01.2012 zu 22 Prozent niedrigerem Tarif, bei einem Anschluss am 31.12.2011 hätte die Anlage ihren Tarif behalten dürfen. „Gerade in den Jahren des sehr starken Zubaus 2011 und 2012 hat es oft einige Zeit gedauert, bis der Netzanschluss erfolgte“, so die Solarbetreiberin.
Aus vorher 18 Annahmen für die Einstrahlung und damit die mögliche Produktion vor Ort wurden immerhin 110. Dies verbunden mit dem Wegfall der Annahme, dass die Betriebsführungskosten ab 2022 halbiert werden könnten, führt zu einer Reduzierung bei einigen Freiflächen, die eher nördlich liegen, von um die 10 Prozent.
Doch das Gros der Anlagen liegt im Süden, insbesondere die großen Parks, die bereits jetzt einen enormen Beitrag zu den Klimazielen 2030 leisten. Parks mit zwei MW und mehr, Parks in der Region PACA (Provence-Alpes-Côte d’Azur). Bei diesen Parks soll der Tarif nun nicht mehr um 95 Prozent reduziert werden, sondern nur noch um bis zu ca. 75 Prozent. „Jedem Kaufmann ist klar, dass diese Projekte damit nicht überleben können – und schon gar nicht in der Lage sein werden anstehende erforderliche Re-Investitionen für einen Betrieb in den nächsten zehn Jahren zu tätigen“, so Grieseler. „Man darf annehmen, dass finanzierenden Banken, insbesondere die französischen, an der umfassenden Änderung des Entwurfs nicht ganz unbeteiligt sind. Genauso wie die deutschen Landesbanken, die etliche, vor allem große Solarprojekte in Frankreich finanziert haben, ist hier die Sorge um Insolvenzen und Abschreibungen in den eigenen Büchern sicher groß.“
Überraschende Stellungnahme des Energierates
Nun kam diese, wenn auch immer noch nicht akzeptable, aber immerhin überarbeitete Version schon überraschend und die Investoren waren gerade fertig mit dem Analysieren der neuen Version, neue Gespräche mit den finanzierenden Landesbanken in Deutschland sollten folgen, da kam am Freitag eine überraschende Stellungnahme des französischen Energierates. Dieser hat in seiner Sitzung am Donnerstag mit 13 zu 2 Stimmen die Entwürfe zur Änderung der Vergütung von Solarprojekten aus der Zeit vor 2011 abgelehnt.
Es war durchaus erwartet worden, dass dieser Rat seiner Aufgabe gemäß ein paar Korrekturen vorschlägt und eben dazu rät diese umzusetzen. Aber eine komplette Ablehnung des Entwurfes, damit hatte niemand gerechnet. Der französische Energierat wurde im Jahr 2002 ins Leben gerufen und beschäftigt sich mit der Entwicklung der erneuerbaren Energien auf nationaler, französischer, aber auch europäischer Ebene. Beim Thema Tarif-Veränderung hat er nur eine beratende Funktion.
Der Energierat setzt sich aus Abgeordneten, Senatoren, Politiker aus den Regionen, Vertretern der entsprechenden Ministerien aber auch Repräsentanten von Energieverbrauchern und energieerzeugenden Unternehmen zusammen. Daneben gehört dem Rat aber auch ein Mitglied des Conseil d’Ètat an. „Was durchaus spannend ist, denn vor dem Conseil d’Ètat wollen viele Investoren Klage einreichen“, erklärt Betreiberin Grieseler. „Wie auch in Deutschland gibt es bei unserem westlichen Nachbarn offensichtlich sehr unterschiedliche Meinungen und Ansätze wie die Klimaziele 2030 / 2050 erreicht werden sollen und können.“ (nw)
Wollen Sie mehr rund um das Thema internationale Solarmärkte lesen, dann abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter.