Am Dienstag, 14. September, öffnet die traditionsreiche Messe Husum Wind ihre Pforten. Da darf auch der Umweltminister des Landes nicht fehlen. Jan Philipp Albrecht stand ERNEUERBARE ENERGIEN schon vorher Rede und Antwort.
Die Messe Husum Wind hat Tradition. Steht das Land noch für die Windkraft oder setzt sich allmählich „Gegenwind“ durch?
Jan Philipp Albrecht: Schleswig-Holstein ist einer der wichtigsten Windkraftstandort Deutschlands und ich glaube, dass viele Menschen in den letzten Jahren verstanden haben, wie wichtig Windenergie für den Klimaschutz und damit für unsere Zukunft ist. Der Gegenwind ist schwächer geworden, aber ich persönlich will weiter für den Ausbau von erneuerbaren Energien werben, um auch die Letzten zu überzeugen.
Seit 2016 stagniert der Ausbau der Windenergie in Schleswig-Holstein. Sehen Sie, dass die neuen Regionalpläne hier für Bewegung sorgen werden?
Jan Philipp Albrecht: Die durch ein Gerichtsurteil erforderlich gewordene Aufstellung der neuen Regionalpläne haben den Ausbau leider ins Straucheln gebracht. Aber nun, da wir so detaillierte Pläne haben, sind wir im Vorteil gegenüber anderen Ländern und die Branche kann aufatmen. Mit der abgeschlossenen Regionalplanung wissen wir, mit welchen Flächen wir unser Ausbauziel erreichen können. Das ist ein wichtiger Schritt, um Naturschutz und Anwohnerinteressen mit dem Ausbau der Windkraft zu versöhnen.
Noch fehlt es an Genehmigungen. Was muss hier passieren? Wo sehen Sie auch Verbesserungspotenzial bei den Landesbehörden?
Jan Philipp Albrecht: Wir haben bereits neue Stellen geschaffen, um nach der Fertigstellung der Regionalpläne die Genehmigungen auch zügig erteilen zu können und ich sehe auch die ersten Erfolge. Im ersten Quartal 2021 haben wir bundesweit die meisten Windräder genehmigt. Die Genehmigungsbehörde arbeitet also auf Hochtouren an den Genehmigungen und ich denke, dass Veranstaltungen wie die Husum Wind der perfekte Ort sind, um miteinander ins Gespräch zu kommen und Anregungen aufzunehmen.
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Regenerativunternehmen für die Wirtschaft des Landes ein? Viele haben bekundet, neue Jobs schaffen zu wollen.
Jan Philipp Albrecht: Die Erneuerbaren Energien, ja der Klimaschutz insgesamt, sind ein Jobmotor für unsere Region. Wenn die Wirtschaft und die Politik Seite an Seite für die Energiewende eintreten, werden wir Schleswig-Holsteins Arbeitsmarkt stärken und damit auch die Zukunft von vielen Menschen im Land sichern. Entscheidend wird es sein, dass wir nicht nur Erneuerbaren Strom erzeugen, sondern den Standort nutzen, um Vorreiter bei der Sektorenkopplung zu sein. Der Wärmebereich ist dabei unser größter Hebel für den Klimaschutz. Insbesondere im Bereich der energetischen Gebäudesanierung werden in der Zukunft viele Fachkräfte benötigt werden. Sorgen machen mir hier die bundesweit heute schon fehlenden Fachkräfte, weshalb wir viel stärker in Aus- und Weiterbildung investieren müssen.
Gibt es Pläne, die Klimaschutzziele des Landes nachzuschärfen?
Jan Philipp Albrecht: Mit dem neuen Energiewende- und Klimaschutzgesetz setzen wir ein Signal: Schleswig-Holstein will auch in Zukunft Spitzenreiter beim Klimaschutz sein. Da sowohl die EU als auch die Bundesregierung ehrgeizigere Ziele beschlossen haben – was . dringend erforderlich war – gehe ich fest davon aus, dass der bereits im Parlament liegende Gesetzentwurf im weiteren Verfahren noch so verändert wird, dass wir unserer Vorreiterrolle auch gerecht werden. Zentrale Elemente des Gesetzentwurfes für einen stärkeren Klimaschutz im Land sind die Bestimmungen zur Kommunalen Wärme- und Kälteplanung sowie die Impulse für einen schnelleren Ausbau der Solarenergie.
Wo hat Ihr Ministerium in den vergangenen zwei Jahren in Sachen Energiewende die größten Fortschritte erzielen können?
Jan Philipp Albrecht: Ohne unsere Bundesratsinitiativen würde es keinen CO2 Preis auf Bundesebene geben. Ich bin überzeugt, das ist einer der größten Erfolge der Landesregierung für die Energiewende - mit Langzeitwirkung. Dazu kommt die Novelle des Energiewende- und Klimaschutzgesetzes. Wir sehen im Gesetz eine Erneuerbare Energie-Pflicht in der Wärmeerzeugung beim Austausch einer Heizung vor. Darüber hinaus führen wir eine PV-Pflicht bei Nichtwohngebäuden und auf großen Parkplätzen ein. Die Wasserstoffstrategie, der Stromnetzausbau und die vielen Initiativen zur Sektorenkopplung, wie die Reallabore NEW 4.0, Westküste 100 oder das Projekt FESH eHighway, sind alles wichtige Beiträge, mit denen wir Schritt für Schritt an der Realisierung der Energiewende arbeiten.
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