Dhybrid hat in den letzten Monaten viele Projekte in Afrika und Asien fertiggestellt. In welchen Märkten sind Kombinationen aus Photovoltaik und Speicher gefragt?
Benedikt Böhm: Solche Hybridsysteme sind besonders in Südostasien, in Afrika, der Karibik, Lateinamerika und auch Israel gefragt.
Welche Märkte wachsen am schnellsten?
Unsere Aktivitäten entwickeln sich in Israel am schnellsten. Hier ist das Interesse an Großspeichern und SCADA-Lösungen sehr groß. Auch in Lateinamerika haben wir eine hohe Dynamik, gerade bei netzfernen Anlagen und im Bereich Speicher in Kombination mit großen gewerblichen Anlagen. Dazu kommen noch Projekte in Afrika wie beispielsweise ein Microgrid-Projekt, welches wir für einen Teeproduzenten in Simbabwe umgesetzt haben. Dort sind aber auch Minenbetreiber an unseren Lösungen interessiert, da sie einen sehr hohen Energieverbrauch haben.
Mit welcher Marktentwicklung rechnen Sie in den nächsten Monaten im Segment Hybridanlagen?
Batteriespeicher werden immer bedeutender im Kontext einer ganzheitlichen Energieversorgung und ihre Kapazitäten nehmen immer weiter zu. Der gesamte Markt für hybride Energiesysteme professionalisiert sich und wächst.
Mit Blick auf die europäischen Märkte: Da geht es sicherlich weniger um die Versorgung von Orten weit ab vom Stromnetz. Mit welchen Geschäftsmodellen werden in Europa und vor allem der DACH-Region solche Hybridsysteme realisiert.
Spannend sind hier vor allem Multi-Use-Ansätze. Bei unserem Projekt für die österreichische Autobahngesellschaft ASFINAG haben wir eine Solaranlage mit einer Leistung von 220 Kilowatt und einen Speicher mit einer Kapazität von 522 Kilowattstunden mit Schnellladesäulen für Elektroautos vernetzt. Für die ASFINAG bringt das Projekt gleich einen mehrfachen Nutzen: Neben dem Laden von Elektrofahrzeugen sichert das System auch die Verkehrsmanagementzentrale und die Autobahnmeisterei energetisch ab, indem unsere Lösung unterbrechungsfrei zwischen Inselbetrieb und Netzbetrieb wechselt. Zudem wird das System zur Sicherung der Netzqualität eingesetzt. Gerade Letzteres wird ein immer wichtigeres Thema, da energieeffiziente Verbraucher zu nichtlinearen Belastungen führen, die das Netz beeinträchtigen. Um dem entgegenzuwirken zu können, braucht man viel Erfahrung und Know-how in diesem Themenkomplex. Dort wo die Netzanbindung nicht ausreichend ist, rücken zudem Boosterstationen für Ladeinfrastruktur immer weiter in den Fokus.
Wie werden solche Projekte refinanziert?
Im Falle des Projekts in Österreich zum Beispiel über zu erwartende Einnahmen aus der Ladung von Elektroautos, die Kompensation von Netzbezugskosten des Stroms und den Ersatz von Notstromaggregaten.
Dhybrid kombiniert Photovoltaik nicht nur mit Speichern, sondern auch mit Dieselgeneratoren und/oder dem Netz. Welche Kombinationen sind vor allem in den europäischen Märkten gefragt und welche in anderen Märkten?
Im Grunde geht es immer um die unterbrechungsfreie Umschaltung zwischen unterschiedlichen Energiequellen sowie Insel- und Netzbetrieb.
Welches Potenzial für den Umbau des Energiesystems haben solche hybriden Systeme in Mitteleuropa?
Das was in den zahlreichen Microgrids, die wir mit Energiesystemen ausgestattet haben, bereits Alltag ist, kommt auf Netzbetreiber in Europa noch zu: 50 bis 80 Prozent Erneuerbare Energien im Netz und eine heterogene Struktur von Erzeugern und Verbrauchern. Deswegen wird ein intelligentes und technologieoffenes Energiemanagementsystem in Kombination mit Energiespeichern zur Umsetzung verschiedenster Betriebsmodi auch hier in Europa eine sehr große Rolle spielen.
Die Fragen stellte Sven Ullrich.
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