Bis zum Jahr 2035 will Bonn komplett klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Stadt im September 2021 die Pflicht zur Installation von Solaranlagen allen neuen Gebäuden, die im Rahmen des städtischen Gestaltungsspielraums errichtet werden. Das heißt, nicht nur kommunale Gebäude müssen eine Photovoltaikanlage bekommen. Auch für alle Gebäude von Investoren und Eigentümern, die mit Bonn einen städtebaulichen Vertrag abschließen, gilt diese Solarpflicht. Dies gilt auch für schon laufende Planungsverfahren, bei denen die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans bis zum Ratsbeschluss vom 17. September 2021 noch nicht beschlossen wurde.
Solarenergie spielt zentrale Rolle
Die Solarpflicht entfällt nur, wenn die Photovoltaik nachweislich vor Ort nicht wirtschaftlich ist. „Die Stadt Bonn ist eine der wenigen Städte in Deutschland und die erste Stadt in Nordrhein-Westfalen, die den Weg einer kommunalen Solarpflicht geht“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Eine bundeseinheitliche Regelung wäre wünschenswert, aber darauf können wir nicht warten. Wir wollen als Stadt bis 2035 klimaneutral werden und müssen jetzt handeln! Der Ausbau erneuerbarer Energien – allen voran der Solarenergie – spielt dabei eine zentrale Rolle.“
Nicht auf den Bund warten
Unter anderem dieser Schritt hat den Ausschlag gegeben, dass die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) Bonn zur Energiekommune des Monats gekürt hat. „Bonn ist auf diesem Gebiet einen mutigen Schritt gegangen und zeigt anderen Kommunen, dass man nicht immer auf politische Rahmenbedingungen warten muss, will man die Energiewende kommunal voranbringen“, sagt Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE, mit Blick auf die kommunale Solarpflicht.
Potenzial im Bestand heben
Doch auch diese ist ein erster Schritt. Denn auf den bereits vorhandenen Dächern der Stadt besteht ein noch viel größeres Ausbaupotenzial, betont die AEE. Sie verweist dabei auf das Solarkataster der Stadt, nach dem sich zwei Drittel der Bestandsdächer für den Bau von Solaranlagen eignen. Um dieses Potenzial zu heben, hat Bonn seit Ende 2021 ein Förderprogramm der Stadt für den Bau von Photovoltaikanlagen auf Dächern und Fassaden sowie von Mieterstromanlagen aufgelegt. Auch für die Nutzung von sogenannten Hybridkollektoren – einer Verknüpfung von Photovoltaik und Solarthermie – und reinen solarthermischen Kollektoren gibt es eine Förderung.
Finanzierungsangebot für Solaranlagen
Damit habe die Stadt einen Nerv getroffen. Nach Angaben der AEE wurde in den ersten Monaten des Programms bereits für mehr Anlagen eine Förderung zugesagt, als im gesamten Jahr 2021 installiert wurden. „Flankiert wird diese Maßnahme durch Angebote der Stadtwerke, die mit Bonn Plus PV ein niedrigschwelliges Finanzierungsangebot für die eigene Solaranlage anbieten“, begründet die AEE zusätzlich die Entscheidung, Bonn den Titel Energiekommune des Monats zu verleihen. Außerdem fördern die Stadtwerke über einen besonderen Stromtarif regionale Erzeuger, die auf diese Weise Abnehmer für den Solarstrom finden. Dies ist auch für Betreiber interessant, deren Anlange nach 20 Jahren aus der EEG-Förderung fallen.
Stadtwerke liefern über 60.000 Kilowattstunde Solarstrom
Die Stadtwerke sind aber auch selbst in den Ausbau der Photovoltaik involviert. So betrieben sie derzeit eine Solarstromleistung von 550 Kilowatt. Zusätzlich sind sie an Anlagen beteiligt, die jedes Jahr 60.000 Megawattstunden Strom erzeugen. Außerdem soll das Wärmenetz ausgebaut werden, dass jetzt schon 120 Kilometer lang ist. Durch dieses soll in Zukunft mehr nachhaltige Wärme aus der städtischen Müllverbrennungsanlage fließen.
ÖPNV elektrifizieren
Zudem widmen sich die Stadtwerke derzeit auch der Verkehrswende. Ein wichtiger Baustein dafür ist eine emissionsfreie Innenstadt. Den dafür notwendigen Umbau finanzieren die Stadt zusammen mit den Stadtwerken mit fast 14 Millionen Euro. Ein zweiter Baustein dafür die der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und der Umstieg auf Elektrobusse im öffentlichen Personennahverkehr. Das Ziel: Im Jahr 2035 soll dieser emissionsfrei sein.
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