Das Stadtwerke-Unternehmen in der niedersächsischen Landeshauptstadt hat nun mit dem Düsseldorfer Geothermieunternehmen Eavor den entsprechenden Vertrag für eine bis zu 30 Megawatt (MW) Nennleistung starke Geothermiewärmeanlage in 3.000 Meter Tiefe unterzeichnet. Der Wärmeliefervertrag sieht vor, dass Eavor die Anlage ab 2025 errichten lassen wird und Enercity die Wärmeenergie ab 2026 für die hannoversche Fernwärmeversorgung abnimmt. Gemäß dem kommunalen Energieversorger soll die damit abgesicherte Wärmezufuhr aus dem Untergrund 15 bis 20 Prozent des künftigen Fernwärmebedarfs der 530.000-Einwohner-Großstadt abdecken. Der Energieversorger plant, ab 2027 rund ein Drittel aller in Hannover Lebenden mit Fernwärme klimaneutral zu versorgen.
„Die Wärme aus der Tiefe trägt essenziell dazu bei, dass ein Drittel der Menschen in Hannover im Jahr 2027 mit klimaneutraler Fernwärme heizen kann”, sagte die Enercity-Vorstandsvorsitzende Susanna Zapreva anlässlich der Vertragsunterzeichnung am Freitag in Hannover. Sie betonte: „Die Anlage mit der neuartigen Erdwärmegewinnung wird die erste großstädtische Anwendung ihrer Art sein und wird uns befähigen, auch den letzten Kohleblock in unserem Erzeugungsportfolio stillzulegen.“ Bisher ist die Fernwärmeversorgung der Stadt noch zu einem gewichtigen Teil auf die Wärmezufuhr aus einem Kohlekraftwerk im Stadtrandwohngebiet Stöcken angewiesen. Künftig will Enercity die Fernwärme aber auf Großwärmepumpen, Abwärme aus Industrieprozessen, eine noch zu installierende Power-to-Heat-Anlage, die in Zeiten überschüssiger Wind- oder Solarstromeinspeisung den Überschussstrom zur Wärmeerzeugung nutzt, eine thermische Klärschlammverwertung, Biomethan-Blockheizkraftwerke und ein Altholzkraftwerk sowie eben die Geothermieanlage umstellen. Allerdings bleibt zusätzlich auch die Müllverbrennung zentraler Bestandteil im Fernwärmesystem der Landeshauptstadt. Die Pläne sehen sogar einen Ausbau der Müllverbrennung vor, die auf diese Weise weiterhin Haushalts- und Gewerbeabfälle energetisch nutzen soll.
Die von Enercity-Chefin Zapreva zur „neuartigen Erdwärmegewinnung“ erklärte Technik besteht darin, ein Medium zur Bergung der Tiefenwärme in einem geschlossenen Kreislauf „durch viele Kilometer Rohrleitungen“ zu schicken. Die beiden Vertragsparteien bewerben das Prinzip bereits als „Eavor-Loop“. Im Detail soll die Energie aus der Anlage für 20.000 Wohnungen bis zu 250 Millionen Kilowattstunden liefern und damit ihren Jahreswärmeenergiebedarf decken.
Infolge des neuen Heizungsgesetzes der Bundesregierung, das der Bundestag noch Anfang September verabschiedet hat, müssen die Bürger für die Heizungen in den Wohnhäusern bei Modernisierungen oder bei Neubauten klimaneutrale Technologien nutzen. Das können Wärmepumpen sowie nicht zuletzt auch die städtische Fernwärme sein. Die Politik verlangt nun von den Stadtwerken die Fernwärmenetze auszubauen. Hannovers Enercity muss in den kommenden 20 Jahren rund eine Milliarde Euro in den Ausbau des Fernwärmenetzes investieren. Seit Januar gilt in neun dicht besiedelten Gebieten der Stadt eine neue Fernwärmesatzung, die Einwohnerinnen und Einwohner oder Betrieben in diesen Stadtteilen den Anschluss ans Fernwärmenetz vorschreiben, sobald sie sich eine neue Heizung anschaffen oder ein vorhandenes Heizungssystem erneuern.
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