Mit rund 1.160 Megawatt (MW) Erzeugungskapazität genehmigten die Behörden vom 5. Januar bis zum 6. April bundesweit so viel Zubau neuer Windenergieleistung wie in einem ersten Quartal seit 2016 nicht mehr. Dies teilte der Bundesverband Windenergie (BWE) nach Ostern mit. Sichtbar werde der neue Schub für den Windkraftausbau in einer Auswertung des Marktstammdatenregisters – der offiziellen Datensammlung für den deutschen Erneuerbare-Energien-Ausbau. Die Auswertung stammt von der Berliner Fachagentur Windenergie an Land. Allein im März gab es demnach grünes Licht für 800 MW.
Wie die Agentur auf Nachfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN zudem präzisiert, übertraf der März abgesehen vom Dezember 2016 als bisherigem Rekordmonat der Genehmigungen deutscher Onshore-Windkraft-Kapazitäten sogar auch noch alle übrigen Monate im Jahr 2016 sowie alle Monate der Vorjahre 2014 und 2015.
Der Statistikexperte der Fachagentur, Jürgen Quentin, sagt dazu: „Abgesehen vom Ausnahmemonat Dezember 2016 gab es seit mindestens 2013 keine bessere Monatsstatistik.“ Der Dezember 2016 war hingegen mit Genehmigungen von rund fünf GW ein Ausnahmefall. Denn damals setzten die deutschen Windparkprojektierer viele Vorhaben noch schnell durch, um nicht infolge der damaligen Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ab 2017 diese Projekte zu schlechteren Bedingungen im neu eingeführten Ausschreibungssystem qualifizieren zu müssen. Gemäß der von ihm vorgenommenen Marktstammdatenregister-Auswertung sei der jetzige Genehmigungsschub allerdings weniger die Folge einer hohen Anzahl neu genehmigter Anlagen als vor allem der immer höheren Nennleistungen neuer Windturbinentypen, betont Quentin. Demnach hatten die im ersten Quartal 2021 neu genehmigten Anlagen im Durschnitt eine Nennleistung von bereits 4,82 MW, nach ebenfalls schon 4,18 MW im ersten Quartal 2020. Noch 2016 betrug die mittlere Nennleistung aller genehmigten Anlagen im ersten Quartal 3,4 MW – und auch 2019 waren es gemäß Quentins Auswertungen 3,6 MW Nennleistung im Mittel.
Die regionale Verteilung der Genehmigungen konzentriert sich weiterhin zunehmend auf die Nordhälfte Deutschlands und auf einige ostdeutsche Bundesländer. So genehmigten die Behörden in Schleswig-Holstein 317 MW, in Niedersachsen 250 MW und in Nordrhein-Westfalen 155 MW – vor den 141 MW in Brandenburg, 106 MW in Thüringen und 73 MW in Sachsen-Anhalt. Dagegen bleiben die Südländer Baden-Württemberg (20 MW), Bayern (16 MW), Hessen (12 MW) und Sachsen (6 MW) abgeschlagen – trotz Regierungsbeteiligung der Umwelt- und Klimaschutzpartei Die Grünen in dreien dieser Länder. „Der Süden hängt sich selbst ab. Die Landespolitik hat eine besondere Verantwortung die Energiewende wieder auf Kurs zu bringen. Es braucht gerade in den Industrieregionen mehr Zubau“, sagte dazu der BWE-Präsident Hermann Albers.
Insgesamt zeigten „die Zahlen zu den Genehmigungen, dass die Windbranche Schritt für Schritt auf einen positiven Ausbaupfad zurückfindet“, lobte Albers die Entwicklung dennoch als positiv.
Allerdings droht nun bereits eine neue Bremse für den nach der EEG-Reform 2017 heftig eingebrochenen Onshore-Windkraftausbau. So sieht das nun neue EEG 2021 vor, dass die Bundesregierung nach einer Unterzeichnung einer Ausschreibung und bei einem gleichzeitig absehbaren unzureichenden Volumen neu genehmigter Kapazitäten für die nächste Ausschreibungsrunde den Tender verkleinern darf. Das Ergebnis der ersten Ausschreibung im Jahr 2021 vom ersten Februar ist aufgrund einer zudem noch ausstehenden europarechtlichen Genehmigung für das EEG 2021 noch nicht bekannt gegeben worden. Allerdings geht Statistikexperte Quentin aufgrund früherer Schätzungen und jüngster Datenlage von eingereichten Ausschreibungsbewerbungen für nur 700 MW in der ersten Ausschreibungsrunde aus, während die drei für 2021 vorgesehenen Tender jeweils mit 1.500 MW vorgesehen waren. Nachdem die Behörden nun 1.160 MW neu für Ausschreibungen zugelassen haben, könnte die zuständige Bundesnetzagentur die nächste Ausschreibungsrunde im Mai nun um bis zu 300 MW verkleinern, prognostiziert Quentin.
Auch BWE-Präsident Hermann Albers warnt: „Große Sorge bereitet uns der überhastet und ohne Diskussion in das EEG2021 aufgenommene Kürzungsmechanismus für Ausschreibungsvolumen. Die Kombination von schnellen Kürzungen mit um Jahre verzögerten Nachholungen nicht ausgeschriebener Mengen, sorgt für breite Verunsicherung und kann nun auch real den Ausbau des Masseträgers der Energiewende beschneiden. Insgesamt steht der Aufschwung vor der Tür. Die Bundesnetzagentur darf diese Tür jetzt nicht zuschlagen.“
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