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Wind-Europe-Chef Giles Dickson:

Einspeisevorrang für Erneuerbare kippen? Nein!

Vor gut einem Jahr hat der europäische Windenergieverband, damals noch EWEA, Giles Dickson zum neuen Chief Executive Officer benannt. Vorher war Dickson Vizepräsident Global Public Affairs bei Alstom und davor 15 Jahre in der britischen Regierung. Seit April 2016 heißt EWEA nun Wind Europe. Und die jährliche europäische Windkonferenz läuft unter dem Namen Wind Europe Summit. Ende September fand das Großereignis erstmals zusammen mit der internationalen Leitmesse Wind Energy Hamburg statt. Giles Dickson im Interview über Messen, Europapolitik und die Zukunft der Windbranche.

Herr Dickson, Sie teilen offenbar meine Einschätzung zur Auftaktveranstaltung des Wind Europe Summits nicht?

Die Veranstaltung war nicht schlechter besucht als andere europäischen Windkonferenzen. 700 Besucher waren bei der Eröffnung in einem riesigen Saal und während die Messe zeitgleich ablieft.

Wie geht es mit der Kooperation mit der Wind Energy Hamburg weiter?

In ungeraden Jahren wird Wind Europe den Summit weiterhin an individuell ausgewählten Locations stattfinden lassen. 2017 machen wir die Offshore Wind Energy vom 6. bis 8. Juni zusammen mit Renewable UK in London und unser Summit findet Ende November in Amsterdam statt. 2018 sind wir dann wieder in Hamburg, das eine Rolle in unserer Planung der folgenden Jahre spielt.  

Unter Ihrem Vorgänger gab es viele Veränderungen bei EWEA. Reduzierung des Personals zum Beispiel und ein Fokus auf politisches Lobbying. Wie sehen Sie wichtige Ansatzpunkte?

Zunächst einmal ist Stabilität im Verband wichtig. Die Lobbying-Tätigkeit hat auch bei uns eine hohe Bedeutung. Wir kämpfen für die 2030-Ziele. Auf der operativen Ebene haben wir bereits viel getan. Wir haben dafür gesorgt, dass sich die Branche das klare Ziel gesetzt hat, die Offshore-Kosten auf 80 Euro pro Megawattstunde bis 2025 zu reduzieren. Außerdem haben wir eine neue Plattform für Offshore-Häfen gegründet. Bei uns haben außerdem Forschung und Entwicklung einen hohen Stellenwert. Die europäische Kommission hat die European Innovation Platform ausgeschrieben. Entsprechend sind wir gerade dabei, Vorschläge und Proposals einzureichen.

Woran arbeiten Sie noch?

Wir versuchen, die Windenergie als wichtigen Wirtschaftsbereich darzustellen. Zum Beispiel stellt die Windkraft heute bereits 330.000 Arbeitsplätze. Argumentativ müssen wir auch immer wieder erklären, dass die Windenergie keine Belastung für das Energiesystem ist. Weit größere Anteile von Windenergie als 15 bis 20 Prozent lassen sich integrieren. Das haben Länder wie Dänemark längst bewiesen.

Heute gibt es immer mehr Firmen, die selbst Windturbinen betreiben, oder Windkraft direkt von den Windanlagen kaufen, zum Beispiel die Aluminiumhütte von Norsk Hydrowird über Windstrom versorgt. Wir müssen der Industrie helfen, die Energiekosten zu senken.

Wie nehmen Sie die deutsche Position in Brüssel wahr?

Deutschland spielt eine positive Rolle: beim Marktdesign, bei den Regenerativrichtlinien – dort haben Deutschland und Frankreich gerade ein gemeinsames Papier auf den Weg gebracht. Wir machen uns mehr Sorgen um andere Staaten. Osteuropäische Länder, aber auch Staaten wie Spanien, die früher viel Windenergie ausgebaut haben und sich jetzt komplett verweigern.

Wie beurteilen Sie die Diskussion darüber, dass Brüssel den deutschen Einspeisevorrang für erneuerbare Energien kippen will?    

Das können wir nicht akzeptieren. Es muss einen gerechten Wettbewerb geben. Den gibt es derzeit nicht.

Wie schätzen Sie die EU-Kommission in Bezug auf erneuerbare Energien ein?

Das wird sich zeigen, wenn die Erneuerbare-Energien-Richtlinie auf dem Tisch liegt. Aber auch der Kommission ist klar, dass bis 2030 die Hälfte unseres Stroms von Erneuerbaren kommen muss.

(Das Gespräch führte Nicole Weinhold)