Je mehr Haushalte zu energieeffizienten Geräten greifen, umso geringer wird der Verbrauch – und damit auch der Ausstoß klimaschädlicher Gase. So wollen Bund und EU den CO2-Ausstoß senken.
Die Angabe der Energieeffizienz über das farbcodierte Label ist inzwischen zu einem vertrauten Anblick geworden. Allerdings scheint es – so zumindest eine Studie – nicht den gewünschten Effekt zu erreichen. Vielmehr Potenzial scheint eine Angabe der Betriebskosten zu haben. Muss sich beim Thema Effizienzlabel noch mehr ändern? Was auf jeden Fall einer der Kernkritikpunkte am Label ist: Es erweckt den Eindruck von Transparenz und Vergleichbarkeit – die in der Praxis allerdings nicht im angestrebten Maß gegeben ist.
Was wurde in der Studie getestet?
Die den Aussagen zugrundeliegende Studie befasste sich mit der Frage, welche Maßnahmen die Bereitschaft zum Einsatz energieeffizienter Haushaltsgeräte/Elektronik erhöhen können. Hierzu teilten die Studienleiter die teilnehmenden Haushalte in drei Gruppen ein. Testgegenstand waren Leuchtmittel.
Hintergrund: Lampen sind in jedem Haushalt im Einsatz und müssen meist in regelmäßigen Abständen ersetzt werden. Neben Energiesparlampen wurden den Testhaushalten auch LEDs als Leuchtmittel zur Verfügung gestellt. Unter welcher Prämisse stellte das RWI die Testgruppen zusammen?
1. Kontrollgruppe ohne Informationen zum Effizienzgrad
2. Testgruppe mit Aufklärung über Energielable
3. Testgruppe mit konkreten Angaben zu den Betriebskosten für die Lebensdauer
Untersucht wurde anschließend, wie sich das Kaufverhalten der unterschiedlichen Testgruppen veränderte.
Die Überraschung: Trotz der Tatsache, dass Testgruppe 2 über den Aufbau und die Funktion des Energielabels Bescheid wusste, veränderte sich das Verhalten nicht grundsätzlich in Richtung der LED-Technologie.
Auf der anderen Seite war die Bereitschaft in der Gruppe, welche die Betriebskosten kannte, sehr viel höher. Hier veränderte sich der Kaufanreiz zu 45 Prozent – zugunsten der energiesparenden LEDs. Letztere Technologie verbrauchte – so die Angaben der Studienleitung – für 15.000 Brenndauer nur 39 Euro. Eine handelsübliche Energiesparlampe war mit 68 Euro bei den Betriebskosten wesentlich teurer.
Letztlich sah das Fazit der Studienleiter so aus, dass das Energielabel – also die Kennzeichnung mit Effizienzklassen – keinen nennenswerten Steuerungseffekt hat. Wesentlich mehr Potenzial ergibt sich durch die Angabe der Betriebskosten. Allerdings ist diese Aussage – in Anbetracht des Studienaufbaus – mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Energiesparlampen haben das Label „A“, während eine LED-Lampe das Label „A+“ trägt. Offen bleibt an dieser Stelle, wie sich die teilnehmenden Haushalte bei Haushaltsgeräten entschieden hätten, die das Effizienzlabel „C“ und „A“ tragen.
Welche Geräte werden mit Energielabels ausgestattet?
Das Energielabel bzw. die EU Energieverbrauchskennzeichnung wurde mit dem Ziel einer verhaltensökonomischen Steuerung des Konsumverhaltens eingeführt. Verbraucher sollen damit in die Lage versetzt werden, die Energieeffizienz eines Wirtschaftsguts in die Kaufentscheidung einfließen zu lassen.
Von diesem Standpunkt aus betrachtet muss das Label verschiedenen Ansprüchen gerecht werden. Auf der einen Seite soll es leicht verständlich sein, aber auch alle relevanten Informationen enthalten. Der grundlegende Aufbau orientiert sich dabei an einer Farbcodierung. Grün steht für eine hohe Effizienzklasse. Je stärker die Farbe ins Rot geht, umso höher ist der Energieverbrauch letztlich.
Auf den ersten Blick wirkt die Einteilung übersichtlich und einfach. Aber: In der Praxis wird das System sehr schnell undurchsichtig. Ein Grund ist die große Zahl an Haushaltsgeräten, welche das Energielabel inzwischen tragen. So ist eine entsprechende Kennzeichnung heute in Deutschland für folgende Geräteklassen vorgeschrieben:
Kühl- und Gefriergeräte
Waschmaschinen und Trockner
Geschirrspüler
Klimageräte
Backöfen
Kfz
TV-Geräte usw.
Das Problem: Eine Energieeffizienzklasse für Kühlschränke ist im Verbrauch nicht gleichbedeutend mit der Energieeffizienz für einen Backofen.
Ausgangspunkt für die Ermittlung der Labelklasse ist immer ein Referenzgerät, dass auf die Größe des jeweiligen Haushaltsgeräts zugeschnitten ist. Auf diese Weise wird ein Vergleich identischer Modellklassen sichergestellt. Beispiel: Ein Kühlschrank von 140 Liter Volumen wird immer auf andere Verbrauchszahlen kommen als ein Kühlschrank mit 200 Liter Volumen.
Ausgehend vom Referenzmodell wird der Verbrauch des jeweiligen Geräts bestimmt. So bedeutet beispielsweise A+ beim Fernseher einen Verbrauch von 23 Prozent des Referenzmodells. Beim Auto ist die gleiche Klasse mit 63 Prozent angegeben.
Wie groß können die Unterschiede zwischen den Klassen letztlich sein? Beispiel Backofen: Hier werden die Verbrauchswerte nach verschiedenen Betriebsmodi getrennt angegeben. Verbraucht ein Backofen der Effizienzklasse A+ im Betriebsmodus Umluft 0,70 kWh je Zyklus, fällt bei fünf Zyklen pro Woche ein Verbrauch von 3,5 kWh an. Pro Jahr entspricht dies etwa 182 kWh. Zum Vergleich: Schafft ein Konkurrenzprodukt der Klasse A++ 0,50 kWh je Zyklus, kommt der Backofen auf einen Jahresverbrauch von 130 kWh.
Hier wird der Nachteil, den das Energielabel hat, offensichtlich. Da der Verbrauch pro Einzelnutzung angegeben wird, bleiben die Informationen eher abstrakt. Selbst eine Ermittlung des Jahresverbrauchs gibt Haushalten wenig Auskunft, wie hoch das Sparpotenzial durch die bessere Effizienzklasse ist. Der Grund: Die Strompreise variieren in Deutschland doch erheblich. Deshalb schauen Verbraucher bei einem Kauf lieber auf die vielen anderen Leistungsmerkmale. Dazu gehören unter anderem:
- Garraumvolumen
- Mögliche Temperaturen
- Abmessungen
- Ausstattung
- Kindersicherung
Fazit: Betriebskosten verhaltensökonomisch sinnvoller
Mithilfe des Energielabels soll ein Absatz effizienter Elektrogeräte gefördert werden. In der Praxis greift dieses Ansinnen allerdings zu kurz. Entsprechende Aussagen arbeitet zumindest eine Studie des RWI heraus. Wesentlich aussagekräftiger sind demnach genaue Angaben zu den Betriebskosten. Hierdurch würde sich auch ein Nachteil der aktuellen Regelung aus dem Weg räumen lassen. Verbraucher können zwar den Verbrauch von gekennzeichneten Geräten abschätzen. Wie hoch die Einsparung auf ein Jahr gerechnet ist lässt sich nicht ohne Papier, Stift und Rechner herausfinden. Auf der anderen Seite ist die Nutzung der Haushaltsgeräte so unterschiedlich, dass es schwierig sein dürfte, den gemeinsamen Nenner zu finden.
Autor: Daniel Stein