Ein wachsender Anteil der Unternehmen in Deutschland haben das Ziel, klimaneutral zu produzieren. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter etwa 900 großen und mittleren Gewerbe- und Industriebetrieben in Deutschland durch das Institut für Energieeffizienz in der Produktion der Universität Stuttgart (EEP). Viele von ihnen wünschen sich sogar einen strengen ordnungspolitischen Rahmen, der die Dekarbonisierung der Warenproduktion für alle verbindlich regelt.
Erste Maßnahmen zeigen Wirkung
So seien bereits viele Maßnahmen, die die Bundesregierungen in der Vergangenheit bereits auf den Weg gebracht haben, ein erster Schritt. Die Experten von EED nennen hier unter anderem die konsequente Kopplung der Ausnahmen der Industriebetriebe bei Energiesteuern und der Zahlung der EEG-Umlage an die Verbesserung der Effizienzstandards. Auch die geplanten Klimadifferenzverträge (CCFD) seien eine gute Idee, um mehr Anreize für die Unternehmen zu schaffen, ihre Produktion zu dekarbonisieren.
Neben Ökoenergie auch Energieeffizienz noch vergessen
Allerdings müsste hier mehr Tempo gemacht werden, fordert die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) mit Blick auf die bisher geplanten und umgesetzten Maßnahmen. Denn die Bereitschaft der Unternehmen sei gegeben und angesichts von Energiepreisschocks und Lieferkrise sei die Zeit mehr als reif. Zudem dürfe neben dem Ausbau der regenerativen Energieversorgung die Energieeffizienz als Teil der Dekarbonisierung der Produktion und der Stärkung der Versorgungssicherheit nicht vergessen werden.
70 Prozent wollen Unterstützung aus der Politik
Die Zahlen, die die EED jüngst erhoben hat, sprechen eine deutliche Sprache. Mit 66 Prozent der Unternehmen ist der Anteil, der ordnungspolitische Maßnahmen für notwendig hält, um die Produktion zu dekarbonisieren, relativ hoch. Doch noch größer – nämlich 70 Prozent – ist der Anteil der Unternehmen, die sich dabei eine Unterstützung seitens der Politik wünschen. Wie eine solche Unterstützung aussehen kann, weiß Alexander Sauer. „Große Teile der produzierenden Industrie in Deutschland setzen sich intensiv damit auseinander, wie sie zu einer klimaneutralen Volkswirtschaft beitragen können“, sagt er. „Jedoch braucht es hierfür Weichenstellungen seitens der Politik: die Planungszeiten müssen verkürzt werden, für mehr Planbarkeit muss die Emissionsbepreisung vereinheitlicht werden.“
Konkurrenzfähig bleiben
Außerdem sollten die Unterstützungsmaßnahmen auf die verschiedenen Akteursgruppen angepasst sein. „Es ist darüber hinaus wichtig, Risiken zu senken, also die Verfügbarkeit von Energie, Fachkräften, Rohstoffen und Material zu einem bezahlbaren Preis sicherzustellen“, betont Sauer. „Auch die Planungs- beziehungsweise Projektierungskosten in einem für viele Unternehmen neuen Feld müssen überschaubar sein, damit wir global konkurrenzfähig bleiben,“ so Alexander Sauer.
Energiebeschaffung im Blick
Von den gut 900 befragten Unternehmen wollen 848 die Dekarbonisierung vorantreiben. Doch die Fortschritte sind sehr unterschiedlich – sowohl was die Unternehmen betrifft, als auch den Bereich, in dem der CO2-Ausstoß gesenkt wurde. So haben die meisten Unternehmen vor allem die Energiebeschaffung im Blick. „Das wundert uns nicht, denn dies ist relativ leicht über eine Umstellung der Lieferverträge zu erreichen“, erklärt Alexander Sauer, Leiter des EEP. „Aber angesichts des stockenden Ausbaus erneuerbarer Energien besteht die reale Gefahr, dass nicht schnell genug ausreichend emissionsfreie Energie auf dem Markt verfügbar ist und die Dekarbonisierung der Unternehmen dadurch ausgebremst wird.“
Zehn Prozent sind auf grüne Energie umgestiegen
Dennoch steht der Einkauf oder die eigene Produktion von Ökoenergie ganz oben auf der Agenda. Fast 80 Prozent der befragten Unternehmen legen den Schwerpunkt vor allem darauf. Immerhin zehn Prozent haben schon auf grüne Energie umgestellt. Weitere 32 Prozent sind gerade dabei. Elf Prozent der Unternehmen, die dekarbonisieren wollen, planen gerade die Maßnahmen für den Umstieg. Weitere zwölf Prozent erfassen schon mal die eigenen Emissionen im Bereich der Energiebeschaffung und 14 Prozent haben bisher noch nichts dergleichen unternommen, sind aber immerhin schon willens, dies zu tun.
Klimaneutraler Fuhrpark ist geplant
78 Prozent der befragten Unternehmen sind dabei, die CO2-Emissionen im eigenen Werk und im Fuhrpark zu vermeiden. Immerhin sechs Prozent von den Befragten ist das schon gelungen und 32 Prozent sind gerade dabei, dies umzusetzen. Weitere 13 Prozent schauen gerade, wie sie die Emissionsvermeidung im Werk und in der Mobilität umsetzen können. Elf Prozent der Unternehmen erfassen gerade, wie viel CO2 ihr Werk und ihr Fuhrpark ausstößt.
Lieferkette bleibt eine Herausforderung
Das größte Problem ist die Dekarbonisierung der Lieferkette. „Dies sei besonders anspruchsvoll, betonen die Experten vom EED. Schließlich liege dies größtenteils außerhalb des Einflusses der Unternehmen. Dennoch ist der Anteil der Unternehmen, die sich dies vorgenommen oder sogar schon umgesetzt haben, mit 74 Prozent sehr hoch. Vier Prozent haben ihre gesamte Lieferkette sogar schon klimaneutralisiert. Weitere 21 Prozent sind gerade dabei, dies zu tun. 13 Prozent der befragten Unternehmen schauen sich gerade an, wie sie eine klimaneutrale Lieferkette erreichen könne und planen entsprechenden Maßnahmen. Außerdem erfassen 15 Prozent der Unternehmen, wie viel CO2-Ausstoß ihre Lieferkette verursacht. Mit 21 Prozent ist der Anteil der Unternehmen in diesem Bereich relativ groß, die zwar den Willen haben, eine klimaneutrale Lieferkette aufzubauen, aber noch keine entsprechenden Pläne geschmiedet haben.
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