Der Einsatz erneuerbarer Energien wird für Verbraucher immer wichtiger. Mehr und mehr Menschen entscheiden sich für einen Stromanbieterwechsel, um grünen Strom zu beziehen. Die aktuellen Klimadebatten und die „Fridays for future“-Demonstrationen tragen dazu bei, dass Ökostrom bei deutschen Verbrauchern hoch im Kurs liegt. Dennoch sind viele Menschen verunsichert: Sie wissen nicht, woran sie guten Ökostrom erkennen und welche Anbieter ihnen wirklich grünen Strom liefern. Spezielle Siegel für Ökostrom schaffen Abhilfe und klären auf.
Wie kommen Verbraucher an Ökostrom?
Im Allgemeinen wird unter Ökostrom solcher Strom verstanden, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Zu diesen Energiequellen gehören Solarenergie, Windkraft und Wasserkraft als führende Quellen. Grüner Strom ist einer der wichtigsten Pfeiler in der Energiewende. Ziel der Energiewende ist es, in absehbarer Zeit Strom ausschließlich aus regenerativen Quellen zu nutzen. Möglich sollte dies bereits ab dem Jahr 2050 sein. Viele bekannte Energielieferanten bieten bereits Ökostrom an. Daneben konnten sich Firmen etablieren, die ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien liefern. Diese betreiben keine Atomkraftwerke und finanzieren mit einem Teil ihrer Einnahmen häufig weitere Investitionen im Bereich Ökostrom.
Für Verbraucher ist insbesondere der Fakt interessant, mit ihren Stromkosten zusätzlich weitere Investitionen mitzufinanzieren. So unterstützen sie nicht Unternehmen, die fossile Energiequellen nutzen, sondern tun etwas für die Umwelt. Deshalb ist ein Anbieterwechsel eine unkomplizierte und schnelle Möglichkeit, grünen Strom zu beziehen. Sowohl klassische Stromanbieter als auch Anbieter von Ökostrom werben ihre Kunden heute mit Prämien. Dabei handelt es sich manchmal um Geldgeschenke, manchmal um Sachwerte. Ein Vergleich lohnt sich – denn ein Stromanbieter mit Prämie ist nicht automatisch teurer als ein Anbieter, der keine Prämien bietet. Ganz im Gegenteil können Kunden bares Geld sparen, wenn sie den Anbieter zum richtigen Zeitpunkt wechseln.
Im Bereich Ökostrom gilt ebenfalls: Er ist nicht teurer als klassischer Strom. Obwohl die Gewinnung der Energie vergleichsweise mehr kostet, zahlen die Kunden häufig maximal genauso viel wie bei einem klassischen Stromanbieter. Ein Vergleich lohnt hier also gleich doppelt! Den richtigen Anbieter erkennen Verbraucher an einem der Ökostrom-Siegel.
Das Label „Grüner Strom“
Das älteste deutsche Label für Ökostrom wurde von verschiedenen Umweltverbänden gegründet. Dazu gehören unter anderem der Naturschutzbund NaBu und der BUND, der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland. Unternehmen, die dieses Label bekommen möchten, müssen strenge Voraussetzungen erfüllen. Zunächst ist es Pflicht, die Kunden mit 100 Prozent grünem Strom zu versorgen. Unternehmen, die gleichzeitig Kohle- oder Atomkraftwerke betreiben, erhalten das Label nicht. Außerdem müssen Investitionen in neue Grünstrom-Anlagen erfolgen. So fördern die Umweltverbände den Ausbau der erneuerbaren Energien und somit auch die Energiewende. Ein Energielieferant, der das Label „Grüner Strom“ trägt, ist vertrauenswürdig und liefert tatsächlich nur grünen Strom.
Verschiedene TÜV-Siegel
Die meisten Verbraucher kennen den TÜV vermutlich von den Prüfplaketten am Auto. Allerdings ist das nicht das einzige Einsatzgebiets des „Technischen Überwachungsvereins“. Der TÜV vergibt zudem gleich drei Siegel für Grünen Strom. Zwei davon werden vom TÜV Süd vergeben, eines vom TÜV Nord. Was allen Siegeln gemein ist: Anbieter dürfen ausschließlich Ökostrom produzieren und liefern, wenn sie das Siegel führen möchten.
• TÜV Nord: Das Label „Geprüfter Ökostrom“ versichert, dass Stromanbieter grünen Strom liefern. Außerdem müssen Firmen zu mindestens einem Drittel Anlagen betreiben, die maximal sechs Jahre alt sein dürfen. Es macht für die Stromlieferanten also Sinn, einen Teil des Umsatzes in den Ausbau und die Modernisierung der älteren Anlagen zu investieren.
• TÜV Süd: Das Label „EE01“ hat die geringsten Anforderungen aller TÜV Label. Unternehmen, die dieses Siegel führen möchten, müssen zu 100 Prozent Ökostrom bereitstellen. Zudem verlangt der TÜV, dass in die Förderung der Energiewende investiert wird.
• TÜV Süd: Das zweite Label des TÜV Süd, das „EE02“ fordert von den Stromlieferanten zusätzlich, Ökostrom zeitgleich zum Verbrauch bereitzustellen. So soll eine Verschwendung des Stroms vermieden werden. Auch bei diesem Label müssen Unternehmen zusätzlich Förderprogramme finanziell unterstützen.
Der TÜV gilt in Deutschland als vertrauenswürdig in Sicherheitsfragen. Die TÜV-Plakette am Auto signalisiert, dass der Wagen fahrtüchtig und sicher auf der Straße ist. Gleichsam sind die Ökostrom-Siegel ein Zeichen dafür, dass der bezogene Strom aus grünen Quellen stammt und bedenkenlos bezogen werden kann.
Das „ok power“-Label
Dieses Siegel ist relativ jung, es wird erst seit dem Jahr 2016 vergeben. Gegründet hat es der Verein „EnergieVision“ in Zusammenarbeit mit einem Hamburger Forschungsinstitut. Da das Label noch nicht so lange auf dem Markt ist, haben es bisher relativ wenige Unternehmen erhalten. Das bedeutet nicht, dass das Label nicht vertrauenswürdig ist. Um das „ok power“-Label zu erhalten, müssen Stromlieferanten ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien liefern und beziehen. Sie dürfen nicht zu Unternehmen gehören, die Atom- oder Kohlekraftwerke betreiben. So stellt der Verein sicher, dass keine Atomkonzerne indirekt durch die Kunden unterstützt werden. Außerdem fordert der Verein „EnergieVision“, dass Stromanbieter, die das Siegel erhalten, in Neuanlagen und Modernisierung alter Anlagen investieren. Inhaltlich ist dieses Label daher vergleichbar mit dem Label „Grüner Strom“.
Regionaler Strom ist nicht gleich Ökostrom
Wer regelmäßig im Supermarkt einkauft, weiß, dass häufig regionale Produkte beworben werden. Sie sind sehr günstig und haben einen kurzen Transportweg hinter sich. Die Kunden kaufen diese Produkte gern, weil sie so Firmen aus der Umgebung unterstützen möchten. Diese Idee machen sich seit neuestem auch Energielieferanten zunutze. Das Umweltbundesamt hat ein Nachweisregister für regionale Stromanbieter erstellt. Seit Januar 2019 können Kunden dort einsehen, welche regionalen Anbieter Strom in ihrer Region aus erneuerbaren Energien anbieten. So haben Verbraucher die Möglichkeit, nicht nur Ökostrom, sondern gleich Strom aus der Nachbarschaft zu erhalten. Allerdings dürfen die Unternehmen ihren regionalen Strom nicht zusätzlich als Ökostrom vermarkten. Würden sie einen Ökostromnachweis erhalten, würden die Unternehmen gegen das Doppelvermarktungsverbot verstoßen. Ironisch daran ist, dass Kunden sehr wohl grünen Strom erhalten, wenngleich er nicht als solcher vermarktet werden darf. Aus dem Herkunftsnachweis, der online öffentlich einsehbar ist, geht hervor, dass es sich durchaus um Strom aus regenerativen Quellen handelt.
Der Kunde kann also, ähnlich wie im Supermarkt, sowohl bio als auch regional einkaufen. Wenn er dann noch auf die entsprechenden Ökostrom-Label achtet, kann praktisch nichts mehr schiefgehen.
Autor: Maik Hartmann