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Solarstrom aus Städten

Sonnige Metropolen

Maria Götzel

Der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch in Deutschland steigt kontinuierlich an. Das stärkste Wachstum ist hier im Stromsektor zu verzeichnen, der etwa 25 Prozent des gesamten Energie­bedarfs ausmacht. Dazu kommen der Wärme- und der Verkehrssektor. Bis 2020 sollen in Deutschland 18 Prozent des Energiebedarfs mit erneuerbarer Energie gedeckt werden. 2016 waren es bereits 14,8 Prozent. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Erneuerbare in allen drei Sektoren weiter ausgebaut werden.

Die Solarindustrie hat in den vergangenen Jahren enorm zugelegt. Solarpanels sind günstiger in der Beschaffung geworden, sodass sie massentauglich geworden sind. Auch das Bewusstsein in der Bevölkerung steigt und immer mehr Menschen entscheiden sich, zur Energiewende beizutragen. Natürlich sind Strompreise auch ein schlagendes Argument. Allerdings sind es bisher meistens Eigenheimbesitzer, die den Vorteil einer Solaranlage auf dem Dach nutzen. Das soll sich nun ändern, denn jetzt sind auch Städte im Fokus der Energiewende angelangt.

Ungleiche Verteilung der Solaranlagen

Die meisten flächendeckenden Solaranlagen befinden sich im Osten Deutschlands. Von hier wird der gewonnene Strom in das Stromnetz eingespeist und zu Verbrauchern befördert. Im Osten Deutschlands ist der Solarstrom daher relativ teuer. Das Bundesamt für Naturschutz hält jedoch die bisher vor allem in Ostdeutschland angelegten freistehenden Solarflächen nur für Übergangslösungen. Dauerhaft schlägt es dezentrale Anlagen vor, die keine Weiterleitung über das Stromnetz benötigen.

Im Westen und im Süden Deutschlands befinden sich die meisten dezentralen Solaranlagen – hier sind also mehr Solarpanels direkt auf dem Wohnhaus und der Strom kann direkt vom Dach bezogen werden. Für Hausbesitzer macht das Sinn. Weil hier keine Verteilung durch das Netz nötig ist, ist grüner Strom in diesen Gebieten preiswerter für Verbraucher. In den Ballungsgebieten und im Osten Deutschlands, wo mehr Menschen zur Miete leben, sind die dezentralen Solaranlagen noch seltener anzutreffen. Denn bisher gab es für den Mietermarkt keine Anreize, selbst Solarstrom herzustellen.

Potenzial zur Eigenversorgung der Städte

Die hohen Preise für die Energiewende entstehen auch durch das veraltete Stromnetz. Es hilft auch nicht, dass viele Stadtbewohner grünen Strom aus zentralen Anlagen beziehen – also über genau dieses veraltete Stromnetz. Rein rechnerisch könnten die meisten deutschen Großstädte mit einer Solarzellenbebauung von fünf bis zehn Prozent ihrer Stadtfläche mit Solarstrom versorgt werden. So genügt beispielsweise in Hannover eine 14 Quadratkilometer große Fläche mit Solarpanels, das entspricht 6,7 Prozent der Stadtfläche. Ausgangswert ist ein Stromverbrauch der Stadt von 3.836.620,8 Kilowattstunden pro Jahr, der sich aus dem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 7,2 Megawattstunden pro Jahr und einer Einwohnerzahl von 532.864 Personen ergibt. Der Berechnung liegt zugrunde, dass ein Quadratmeter Solarpanels pro Sonnenstunde 200 Kilowattstunden produziert und dass Hannover 1.366 Sonnenstunden pro Jahr hat.

Mieter an der Energiewende beteiligen

Bis dato fehlte allerdings der Anreiz für Mieter und für Vermieter, Häuser mit Solarpanels auszustatten. Dem wirkt die Bundesregierung seit 2017 mit dem Mieterstromgesetz entgegen.

Mieter profitieren von billigerem Solarstrom, da dieser direkt dort verbraucht wird, wo er entsteht. Bedenkt man, dass circa ein Drittel einer durchschnittlichen Stromrechnung für das Stromnetz aufgewendet werden muss, lohnt sich das durchaus.Dadurch müssen keine Netzentgelte und Umlagen gezahlt werden, Stromsteuer und Konzessionen fallen ebenso weg.

Auch für Vermieter lohnt sich die Investition: Für den von den Mietern verbrauchten Strom gibt es einen Zuschlag von 2,2 bis 3,8 Cent/kWh für den Betreiber der Anlage – je nach Beschaffenheit der Solarpanels. Der nicht von den Mietern verbrauchte Strom wird in das Stromnetz eingespeist und vergütet. Dieser Mieter­stromzuschlag macht Mieterstrom für Vermieter lukrativ. Denn ihnen entsteht durch die direkte Abrechnung und Verwaltung ein enormer Aufwand, den dieser Zuschlag kompensieren soll. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie könnten bis zu 3,8 Millionen Wohnungen mit Mieterstrom versorgt werden. Gefördert werden Solar­anlagen, die seit Inkrafttreten des Gesetzes (Juli 2017) in Betrieb genommen wurden und bei der Bundesnetzagentur registriert sind.

Stromnetz nicht für Erneuerbare geeignet

Warum ist das bisherige Stromnetz nicht für erneuerbare Energie geeignet? Das Stromversorgungsnetz in Deutschland wurde in der Nachkriegszeit gebaut und ist auf zentrale Stromerzeugung ausgelegt. Strom aus erneuerbaren Energien wird meist nicht dann und dort verbraucht, wo er entsteht; er muss also gespeichert und zu den Verbrauchern geleitet werden. Für die Speicherung des Stroms werden derzeit noch die passende Lösung und der richtige Ort gesucht. Möglich wären Pumpspeicherkraftwerke, allerdings ist deren Wirkungsgrad nicht ideal. Die Stromnetze sind außerdem aufgrund ihrer Ausrichtung auf Energielieferung von einer zentralen Quelle nicht dafür ausgelegt, den eingespeisten Strom von vielen dezentralen Strom­erzeugern aufzunehmen und zu speichern. Daher ist auf Dauer nicht nur der Ausbau in der Erzeugung erneuerbarer Energien – also mehr Solaranlagen, Wind­räder und Biogasanlagen –notwendig, sondern auch ein flexibleres Netz, das auch kleinere Mengen Strom aufnehmen, vernünftig speichern und dahin bringen kann, wo Energie gebraucht wird.

Zur besseren Nutzung des bestehenden Stromnetzes soll laut dem im August 2018 veröffentlichten Aktionsplan Stromnetz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie vor allem die Nutzung neuer, digitaler Technologien beitragen. Diese sollen bei einer höheren Auslastung des Netzes zuverlässig warnen, wenn dieses kurz vor der Kapazitätsauslastung steht. Die Mehrbelastung des bestehenden Netzes ist so lange nötig, bis die neuen Nord-Süd-Trassen fertiggestellt sind. Dies wird voraussichtlich erst 2025 der Fall sein. Für den schnelleren Ausbau wollen BMWi, Bundesnetzagentur, Länder und Netzbetreiber enger zusammenarbeiten. Es geht also darum, das Stromnetz schneller auszubauen und bis dahin die vorhandenen Kapazitäten effizienter zu nutzen.

Mehr über das Projekt von RS Components erfahren Sie hier.

Autorin:

Maria Götzel,

Peak Ace AG