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Repowering

Weiterbetrieb von Altanlagen kann nicht das Ziel sein

Nicole Weinhold

Auf den Windenergietagen von Spreewind vom 5. bis 7. November in Potsdam trafen sich rund 2.300 Vertreter der Windbranche. Wichtigstes Thema dort: Weiterbetrieb alter Windkraftanlagen, die Anfang 2021 aus der EEG-Vergütung fallen. Zahlreiche Foren haben sich dem Thema aus technischer, rechtlicher und finanzieller Sicht gewidmet.

Zunächst aber muss gesagt werden, dass die Energiewende in einem desaströsen Zustand ist.

Mehr erneuerbaren Strom für Verkehr und Wärme

Viele Politiker, Medienvertreter und Bürger wissen nicht, dass die Energiewende ohne die Windkraft nicht zu schaffen ist. Der Ausbau ist zum Erliegen gekommen und wir verfehlen unsere 2020-Ziele - wenn wir nicht nachbessern, sogar unsere 2030-Ziele. Vor allem wurde bisher nicht ausreichend kommuniziert, dass für die Sektoren Verkehr und Wärme ebenfalls künftig viel regenerativer Strom gebraucht wird. Die Windkraft muss dafür sehr viel mehr leisten. Sie lässt sich auch nicht durch Solar ersetzen, weil Sonnenenergie im Winter nur wenig Strom beiträgt und weil Solar auf der Fläche deutlich weniger Ertrag bringt als Wind.

Experten haben immer wieder ausgerechnet und beschrieben, dass die Windbranche nur rund zwei Prozent der deutschen Landesfläche benötigt, um die entsprechende Strommenge zu liefern. Auch die Anzahl der Turbinen, die in Deutschland installiert sind, würde sich nicht enorm gegenüber der heutigen Zahl von rund 29.300 erhöhen.

Allerdings basieren dies Überlegungen ganz sicher nicht auf dem Weiterbetrieb 20 Jahre alter Anlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von vielleicht 500 Kilowatt.

Fast 17mal mehr Ertrag

Wir brauchen das Repowering - auch weil die alten Anlagen auf den besten Windstandorten stehen. Auf den Windenergietagen zeigte Carsten Hoch, Projektleiter Repowering bei der MVV-Tochter Juwi, einige Beispiele aus der Praxis. Juwi hat bereits über 100 Windturbinen repowert. Immer nimmt dabei die Anzahl der Anlagen ab und der Ertrag zu: Der doppelte Stromertrag mit einem Viertel der Anlagen ist das Ergebnis des Abbaus von vier Fuhrländer FL1000 und des Aufbaus einer Vestas V112. Der dreifache Stromertrag mit der Hälfte der Anlagen wurde in Winterborn durch Austausch von zwei Dewind D4 durch eine Kenersys K100 erreicht. Im Jahr 2021 wird es dann richtig krass: Juwi will dann in Spiesheim eine E-40 durch eine V150 austauschen (siehe Illustration oben). Aus 500 kW werden 5,6 MW, 166 Nabenhöhe statt der bisherigen 65 Meter, 150 Meter Rotordurchmesser statt 40 Meter. Ergebnis: 16,6 mal mehr Ertrag am selben Standort, 15.000 Megawattstunden statt 900.

Abstände zur Wohnbebauung

Leider wird Repowering bisher zu wenig unterstützt. Rund 50 Prozent der Altanlagen fielen aus dem Repowering heraus, heißt es: sie stehen zu nah an der Wohnbebauung und unter einander auch zu nahe zusammen. Dadurch dass die neuen Anlagen deutlich höher sind und durch die von der Regierung angekündigten, skandalösen deutschlandweit erhöhten Abstände zur Wohnbebauung, wird Repowering noch schwieriger. Dabei ist die Akzeptanz oft vor Ort gegeben, weil die Anwohner sich bereits 20 Jahre lang an die Anlagen gewöhnen konnten.

Aufwändiger als neue Planung

Repowering ist eine Herausforderung, es ist nach Einschätzung von Carsten Hoch sogar aufwändiger, als einen neuen Standort zu bebauen. Die Fachagentur Windenergie an Land kam 2018 zu dem Schluss, dass rund 67 Prozent der nicht gelungenen Repowering-Projekte am Planungsrecht scheitern. Gelingt eine Veränderung des Planungsgebietes? Vogeluntersuchungen müssen wiederholt, die Pachtfläche gesichert, Altbetreiber mitgenommen werden - etwa durch Beteiligung. Die Altanlagen müssen zurückgebaut und verkauft werden und so weiter. Es bleibt das Risiko, dass man noch nicht weiß, wie hoch das Projekt durch Ausschreibung vergütet wird. Allerdings besteht derzeit der Vorteil, dass die Vergütung relativ hoch ist, weil Ausschreibungen unterzeichnet sind. Mit anderen Worten: Gerade jetzt ist es besonders lukrativ zu repowern.

Erleichterungen auf Landesebene

Hinzu kommt, dass einige Bundesländer Sonderregelungen für Repowering haben und auch die Kommunen gesprächsbereit sind. Die Landesregierung in Sachsen-Anhalt etwa hat 2017 das Repowering von Windenergieanlagen erleichtert. Nach dem Landesentwicklungsgesetz können Betreiber alte Windenergieanlagen, die sich außerhalb von Vorrang- und Eignungsgebieten befinden, künftig im Verhältnis 1:1 durch neue Anlagen in Vorrang- und Eignungsgebieten ersetzen.

Gemeinsam mit Partnern

Fazit: Regelungen wie diese in Sachsen-Anhalt brauchen wir auf Bundesebene. Repowering muss wieder stärker gefördert werden - wie vor acht Jahren, als es noch den Repowering-Bonus gab. Weiterbetrieb ist nur die zweitbeste Lösung. Wer als Betreiber das Risiko scheut, kann sich Partner unter den großen Planungsfirmen suchen oder sein Projekt verkaufen.