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Rekordhalbjahr

2018: So viel Grünstrom im Netz war nie

von Tilman Weber

Laut AGEE-Stat speisten Windenergie-, Photovoltaik-, Wasserkraft, Geothermie- und sowohl reine Energie-Biomasse als auch biogene Anteile des Abfalls verwertende Anlagen damit 9,2 TWh beziehungsweise fast zehn Prozent mehr ins Netz, als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres 2016. Im Juni sei die bundesweite Grünstromeinspeisung sogar auf einen bisherigen einmaligen Monatsrekordwert von 19,5 TWh angewachsen. Bereits im März war gemäß den AGEE-Stat-Werten die Einspeisung von Strom aus regenerativen Energiequellen mit 19,3 TWh fast so stark.

Verantwortlich für das bisher rekordverdächtige Grünstromjahr nennt die an das Bundesumweltamt angegliederte Arbeitsgruppe sowohl günstiges Wetter wie auch ein anhaltend starker Zubau weiterer Erzeugungskapazitäten bei Windkraft und Photovoltaik. Insbesondere im Mai und Juni sei die Globalstrahlung als Messwert für die Sonneneinstrahlung auf die Sonnenstromanlagen außergewöhnlich stark gewesen. Mit sechs TWh habe die Photovoltaik im Juni deshalb einen neuen Monatsrekord erzeugt. Auch die Windkraft erzeugte laut den AGEE-Stat-Daten mit 7,2 TWh einen im sonst eher lauen Windmonat einen jahreszeitlich ungewöhnlich guten Wert. Besonders die Windparks an Land erarbeiteten im Juni viel mehr Elektrizität als sonst: Mit 5,9 TWh speisten sie beispielsweise mehr als doppelt so viel wie Juni 2016 ein. Damals betrug die Erzeugung aus den Onshore-Anlagen nur 2,8 TWh. Außer günstiger Witterung hatte zur hohen Windstromeinspeisung aber auch die anhaltend starke Installationstätigkeit der Windparkerrichter beigetragen, wie AGEE-Stat betont. Alleine bei Windenergie an Land hatten die Installations-Teams schon bis Mai 657 Megawatt (MW) mehr ans Netz angeschlossen als in den ersten fünf Monaten im Jahr 2016. Insgesamt schloss die Branche von Januar bis Mai 2017 so weitere 1.600 MW ans Netz an, wie AGEE-Stat nach Auswertung des offiziellen Anlagenregisters der Bundesnetzagentur betont.

Wie sehr sich damit effektiv der Grünstromanteil im noch eher grauen Elektrizitätsmix im deutschen Netz erhöht hat, verrät AGEE-Stat nicht. Die Daten seien nur vorläufig und könnten sich bei einer endgültigen Berechnung nach Vorliegen aller Daten von den unterschiedlichsten Beteiligten in der Stromwirtschaft noch verschieben, lässt das Gremium wissen. Es gilt für die Bundesregierung als offizielles Organ zur Verlautbarung der Entwicklungsergebnisse in der Erneuerbaren-Stromerzeugung.

Ab sofort soll es jeweils zur Monatsmitte die neueste Einspeisestatistik für den Grünstrom veröffentlichen. Zur AGEE-Stat gehören Experten und Expertinnen der Bundesministerien für Wirtschaft und Energie, für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie für Ernährung und Landwirtschaft, außerdem von Umweltbundesamt, Statistischem Bundesamt, Bundesnetzagentur, Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe, Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg und aus der die Energiewirtschaft repräsentierenden Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB).

Allerdings gibt es reichlich Anhaltspunkte dafür, dass sich die Grünfärbung des Stroms aus der Steckdose deutlich vertieft hat. Laut dem Fraunhofer-Institut ISE in Freiburg, dass auf mit leicht anderen Methoden ebenfalls die Daten der Einspeisung aus verschiedenen Energiequellen in Deutschland ermittelt, hat sich der Anteil des Grünstroms auf sogar 37,6 Prozent erhöht. Dieser Anteil an der Nettoerzeugung aus Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung in Deutschland hatte laut Fraunhofer-ISE-Daten 2016 noch 33,3 Prozent betragen. Im vergangenen Jahr allerdings trübte insbesondere ein unterdurchschnittliches Windaufkommen das Ergebnis. Schon 2015, als Wind und auch Sonne bessere Bedingungen für Erneuerbaren-Strom boten, erreichte die Einspeisung 33.6 Prozent, nachdem sie 2014 noch ganz knapp unter 30 Prozent betragen hatte.

Das Bundesumweltamt hingegen geht nur von jeweils gut zwei Prozentpunkten geringeren Grünstromanteilswerten aus. Allerdings bilanziert das Bundesumweltamt anders als das Fraunhofer ISE auch keine Nettostromzahlen sondern die Grünstromerzeugung in Bezug auf den Bruttostromverbrauch. Mitgerechnet sind hier auch die von den Energieerzeugungsanlagen aber auch die von Selbstversorgern verbrauchten und nicht ins Netz eingespeisten Strommengen. Abgerechnet sind hingegen die Strommengen, die Deutschland zu viel produzierte und ins Ausland exportierte.