Die chinesische Regierung will die Ausbauziele für Solarstrom im Land erhöhen. Statt 15 will Peking jetzt 21 Gigawatt Photovoltaikleistung bis 2015 installieren. In einem Interview mit Bloomerg sagt Shi Lishan, Vizedirektor der Regierungsabteilung für erneuerbare Energien, dass der Plan bald öffentlich gemacht wird. Damit reagiert Peking auf die Bedrängnis, in die die heimischen Photovoltaikproduzenten gekommen sind. Unter dem internationalen Preiskampf leiden schließlich nicht nur die europäischen und amerikanischen Hersteller, die reihenweise Insolvenz anmelden müssen, sondern auch die chinesischen Produzenten, die ebenfalls tief in den roten Zahlen stecken.
Allein die Ankündigung der chinesischen Regierung, die Ausbauziele zu erhöhen, wirkt sich prompt auf die Aktienkurse der Photovoltaikproduzenten im Reich der Mitte aus. So stieg der Aktienkurs des Waferproduzenten LDK an der New Yorker Börse um sieben Prozent. Die Aktie des Modulherstellers Yingli Green stieg um 6,1 Prozent und Suntech Power legte um 4,2 Prozent zu.
Produktionskapazitäten nicht ausgelastet
Das Problem für alle Hersteller sind die sinkenden Margen aufgrund der rapide sinkenden Preise. So erwarten die Marktforscher von NPD Solarbuzz in Santa Clara, Kalifornien für dieses Jahr einen Preisrückgang für Polysilizium um 43 Prozent und für Wafer um 56 Prozent. Inzwischen produzieren nur noch 12 chinesische Polysiliziumhersteller, die die Photovoltaikindustrie beliefern. Davon sind aber gerade mal die Hälfte ausgelastet. Auch bei der Waferproduktion wird die durchschnittliche Auslastung der Produktionskapazitäten nach Vorhersagen der amerikanischen Marktforscher im Verlaufe des Jahres 2012 nur 53 Prozent betragen.
Für die nächsten Jahre erwartet NPD Solarbuzz einen weiteren jährlichen Preisrückgang um sieben Prozent. Das heißt, dass der Preis für Polysilizium im nächsten Jahr bei etwa 23 Dollar (18,30 Euro) pro Kilogramm liegen wird. „Obwohl die Umsatzmargen von mehr als 30 Prozent, wie sie in der jüngsten Vergangenheit bei einigen Polysiliziumherstellern beobachtet wurden, in den nächsten Jahren nicht mehr wahrscheinlich sind, zielen die führenden Hersteller auf die absolute Kosten von 20 Dollar pro Kilogramm ab, was moderate Profite ermöglicht“, sagt Charles Annis, Vizepräsident von NPD Solarbuzz.
Waferproduzenten in der Gewinnzone
Für die Wafer erwarten die amerikanischen Marktforscher einen Preis von 0,25 Dollar (0,20 Euro) pro Watt im Jahr 2013. Unter diesen Voraussetzungen werden die Magen der führenden Hersteller wieder steigen. Schließlich schlagen dann die niedrigen Preise für Polysilizium auch auf die Waferproduktion durch. „Viele der weniger wettbewerbsfähigen Teilnehmer auf dem Photovoltaikmarkt werden in diesem neuen Umfeld mit den niedrigen Preisen nicht überleben, aber sogar bei Preisen von 0,25 Dollar pro Watt können die führenden Waferproduzenten Margen von 12 Prozent und mehr einfahren“, sagt Charles Annis. Voraussetzung ist aber, dass sich die Hersteller nicht nur auf sinkende Preise für Polysilizium verlassen, sondern auch in der Produktion billiger werden. Ansätze sieht Solarbuzz in der Reduzierung der Abfälle beim Sägen der Wafer, in der Steigerung der Recyclingquote, in der Senkung des Energieverbrauchs und in der Steigerung der Effizienz. (Sven Ullrich)