Katharina Wolf
Wenn es um die Einsparung von Treibhausgas-Emissionen geht, steht ein Sektor immer besonders schlecht da: der Verkehr. Zwar sind die spezifischen Emissionen gesunken, ein Pkw oder Lkw stößt weniger Schadstoffe aus als 1990. Aber durch das immer stärkere Verkehrsaufkommen sind die CO2-Emissionen von Pkw statt zu sinken zwischen 1995 und 2018 um 3,7 Prozent gestiegen. Bei Lkw sind es sogar 22 Prozent, ermittelte das Umweltbundesamt (UBA). Deshalb seien technische Verbesserungen nicht allein ausreichend, um die geforderten CO2-Einsparungen zu erbringen.
163 Millionen Tonnen CO2 aus dem Verkehr
2018 verursachten Pkw und leichte Nutzfahrzeuge laut UBA allein auf Autobahnen in Deutschland Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 39,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten, der gesamte Verkehrssektor 163 Millionen Tonnen.
Dabei würde schon eine ebenso einfache Maßnahme deutliche Verbesserungen bringen: ein Tempolimit. „Bei Tempo 120 km/h liegen die Einsparungen bei 2,6 Millionen Tonnen jährlich“, sagt UBA-Präsident Dirk Messner. „Selbst ein Tempolimit von 130 km/h reduziert die Emissionen bereits um 1,9 Millionen Tonnen – und zwar sofort und praktisch ohne Mehrkosten.“ Für ein Tempolimit von 100 km/h ergäben sich sogar jährliche Treibhausgasminderungen in Höhe von 5,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten.
Tempolimit: sinnvoll, effizient, kostengünstig
„Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen ist ein sinnvoller Klimaschutzbeitrag“, so Messner. „Denn gerade der Verkehrssektor hat seit 1990 wenig zum Klimaschutz beigetragen. Hier muss jede Möglichkeit genutzt werden, erst recht, wenn diese nahezu kostenlos und sofort umsetzbar ist. Ein Tempolimit auf Autobahnen hilft aber nicht nur dem Klima , sondern senkt auch die Lärm- und Schadstoffemissionen und erhöht die Verkehrssicherheit.“
Im Vergleich zu anderen Klimaschutzmaßnahmen im Verkehr sei ein Tempolimit besonders effizient, so das UBA: Die Stärkung des Schienengüterverkehrs und die Modernisierung der Binnenschiffe würde laut Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) eine Minderung von um zwei Millionen Tonnen bringen – das allerdings erst im Jahr 2030 in voller Höhe und mit Kosten von mehreren Milliarden Euro. Ein Tempolimit mit vergleichbarem Klimanutzen wäre nahezu kostenlos und sofort umsetzbar.
Niederländer fahren ab 16. März 100 km/h
Doch ob es umgesetzt wird? Verkehrsminister Andreas Scheuer, erklärter Tempolimit-Gegner, kündigte an, er wolle sich die Zahlen erstmal anschauen. Im Bundestag und im Bundesrat waren zuletzt Versuche gescheitert, ein Tempolimit zu beschließen. Doch mittlerweile kann sich sogar der ADAC für eine Geschwindigkeitsbegrenzung erwärmen: Der Verband sei „nicht mehr grundsätzlich“ gegen ein Tempolimit, sagte Präsidiumsmitglied Gerhard Hillebrand, vor dem Verkehrsgerichtstag in Goslar.
Deutlich weiter sind da die Niederländern: Ab 16. März darf man auf dortigen Autobahnen tagsüber maximal mit 100 km/h unterwegs sein.
Tipp: Sie wollen keine aktuellen Entwicklungen rund um Klimaschutz verpassen? Dann abonnieren Sie doch den kostenlosen erneuerbareenergien.de-Newsletter. Hier geht es zur Anmeldung.