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Kommentar zum EFI-Jahresgutachten

Erneuerbare für Klimaschutz nutzlos?! Das dubiose Fazit der Forscherelite.

Kommentar Denny GilleSunMedia

Es mag Sie überraschen, aber das Klimaschutzargument scheidet für die Erneuerbaren aus! Es macht einfach keinen Sinn. Da ist sich die Expertenkommission EFI absolut sicher. Das sollte sie auch, denn sie arbeitet im Auftrag der deutschen Bundesregierung – eine schlechte Beratung könnte daher schwere Folgen haben.

Warum darf man nun keinesfalls die Grünstromförderung mit dem Klimaschutz begründen? Natürlich weil die Erneuerbaren aus Deutschland die CO2-Emissionen lediglich in andere Länder verschieben. Wie sie das anstellen, sagen die Experten nicht. Mutige Schlussfolgerungen ziehen sie aber trotzdem: „Das EEG sorgt also nicht für mehr Klimaschutz, sondern macht ihn deutlich teurer.“ Und dafür haben sie sogar eine Begründung parat. Dieser eine Satz wurde aus dem Kapitel verbannt und findet sich als Endnote auf Seite 235. Da steht: „Kostengünstigere Optionen der Emissionsvermeidung wie ein verstärkter Einsatz von Gas in der Stromerzeugung oder Energieeinsparmaßnahmen werden zu Lasten teurerer Optionen – hier dem übermäßigen Ausbau von erneuerbaren Energien – verdrängt.“

Okay, ich kann den Gedanken nachvollziehen. Mehr Gas gleich mehr Klimaschutz. Das Energiewendemodell der Expertenkommission muss demnach so aussehen: Wir verschieben die Entwicklung der erneuerbaren Energien ein Stück nach hinten und verfeuern in der Zeit unser Millionen Jahre altes Erbe. Sobald endlich der letzte Kubikmeter Erdgas verbrannt ist, starten wir durch auf 100 Prozent Grünstrom.

CO2-Handel: die fragwürdige Alternative zum EEG

In der Übergangszeit wird der Klimaschutz auch ohne die Erneuerbaren verbessert. Das EFI hat nämlich herausgefunden, dass wir in der EU schon einen super Mechanismus haben, mit dem die CO2-Emissionen „gedeckelt“ sind. Das Emissionshandelssystem!

Dass das bislang gänzlich ineffizient war und praktisch überhaupt keine regelnde Funktion hatte, ist den Experten offenbar entgangen. Daran ändert auch die letzte Korrektur durch eine Verknappung der Zertifikate nicht übermäßig viel. Heute kostet eine Tonne CO2-Verschmutzungsrecht immerhin 6,85 Euro, 2,50 Euro mehr als im letzten Jahr. „Gedeckelt“, wie das EFI schreibt ist die Verschmutzung damit noch lange nicht.

Nachdem die Erneuerbaren für Klimaschutz und CO2-Reduktion offenbar völlig bedeutungslos sind, hat denn das Erneuerbare-Energien-Gesetz wenigstens die Innovationen vorangetrieben? Auch diese Frage stellten sich die EFI-Wissenschaftler – und mussten sie verneinen. Dazu haben sie in einer „aktuellen Analyse“ die Innovationswirkung der Einspeisevergütung des EEG untersucht – von 2000 bis 2009. Die Erhebung mag aktuell sein, der untersuchte Zeitraum ist es nicht.

Keine Innovationskraft versus 2000 Patentanmeldungen im Jahr

Das Analyse-Ergebnis: Das EEG „entfaltet gerade in denjenigen erneuerbaren Technologien, in die der Großteil der EEG-Förderung fließt – der Photovoltaik, der Windenergie und der Biomasse – nach derzeitigem Erkenntnisstand keine messbare Innovationswirkung.“ Wirklich? Um nur mal zu verdeutlichen was zwischen 2009 und 2013 passiert ist: Anfangs hatten nur teure monokristalline Solarmodule 20 Prozent Wirkungsgrad – im letzten Jahr hat man diesen Wert sogar bei Dünnschichtsolarzellen erreicht. Mittlerweile haben Offshore-Windenergieanlagen buchstäblich schwimmen gelernt, Bioenergieanlagen können aus Stroh und Holz Gas machen.

AEE PatentePatentanmeldungen ErneuerbareKeine Innovationstätigkeit? Diese Grafik beweist das Gegenteil. Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien

Und wenn das nicht überzeugt: Das EFI schreibt ein wichtiger Indikator für die Innovationstätigkeit sind die jährlichen Patentanmeldungen einer Branche. Die Agentur für Erneuerbare Energien hat dazu aus aktuellem Anlass eine Grafik veröffentlicht (rechts): Die Patentanmeldungen im Bereich der erneuerbaren Energien in Deutschland sind von 500 im Jahr 2006 auf weit über 2000 im Jahr 2012 gestiegen.

Mittlerweile wissen unsere Forscher sogar schon, was sie mit den ganzen bedeutungslosen Grünstromanlagen anfangen sollen: eine 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung. Und dass das technisch machbar ist, haben sie schon bewiesen! Was wir jetzt also brauchen sind mehr Erneuerbare, damit der Druck steigt, die Realisierung dieses notwendigen Systemwandels endlich ernsthaft anzugehen. (Denny Gille)

Den Jahresbericht 2014 des EFI finden Sie hier. Das zweiseitige Kapitel über die Erneuerbaren und das EEG beginnt auf Seite 51.

Weitere Kommentare zum politischen Geschehen und der Innovationskraft der Branche gibt es hier: