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Kommentar

G20 versagen beim Klimaschutz

Nicole Weinhold

Wer den Klimaschutz jetzt noch nicht ernst nimmt, der ignoriert die Entwicklungen der vergangenen Jahre. Kein Tag, an dem nicht Nachrichten von dramatischen Klimaveränderungen über den Bildschirm laufen. Erst Eisregen in Rom, dann Sturmfluten. Waldbrände, Moorbrände, die selbst in Deutschland wegen der massiven Trockenheit nicht mehr zu löschen sind. Hurricanes in Europa, wie man sie bisher nur aus den USA kannte. Und so weiter.

Der “Brown-to-Green”-Report von Transparency Climate hat im Vorfeld der Weltklimakonferenz COP in Polen einmal geprüft, was passieren würde, wenn die angekündigten Klimaschutzziele der einzelnen Nationen umgesetzt würden. Dabei zeigte sich, dass die G20-Staaten ihre Emissionen bis 2030 halbieren müssten. Nur: dafür fehle es an wirksamen Langzeitstrategien. Das allein ist nicht überraschend, denn bei Abschluss des Pariser Abkommens einigte man sich nur deshalb, weil man bei den Zielen später nachverhandeln wollte. Doch jetzt sind drei Jahre vergangenen und es hat sich nur wenig geändert. Zu wenig, um den Klimawandel aufzuhalten. Es ist seit Jahren dasselbe Thema: Die Forscher und Umweltverbände warnen, die Welt diskutiert, die Nachrichten greifen das Thema auf. Aber: Im Kern bleiben die Fehlentwicklungen bestehen.

Die von den einzelnen Staaten angekündigten Maßnahmen würden den Temperaturanstieg erst bei einer Erwärmung um 3,2 Grad gegenüber 1990 stoppen. Keines der G20-Ziele deckt sich mit den Zielen für 2030 im Paris-Abkommen.

Indien mit ambitioniertem Klimaschutz

Indien kommt mit seinen ambitionierten Zielen am ehesten in die Nähe zur Zielmarke von nur 1,5 Grad Erwärmung bis 2030. Russland, Saudi-Arabien und die Türkei stehen am schlechtesten da. Würden ihre Anstrengungen auf alle Nationen übertragen, stiege die Temperatur bis 2030 um vier Grad Celsius. Hinzu kommt, dass Staaten wie Argentinien, Kanada, Brasilien, Mexiko, Südkorea, Türkei und USA wahrscheinlich ihre Ziele verfehlen. Staaten wie China, EU, Indonesien, Japan, Russland und Saudi Arabien werden derweil ihre Ziele erreichen oder sogar übertreffen. Das liegt daran, dass sie sich selbst wenig ambitionierte Ziele verordnet haben.

In 15 der G20-Staaten ist der CO2-Ausstoß 2017 wieder gestiegen, und 82 Prozent der Energie in den G20-Staaten kommt immer noch von fossilen Quellen. Der Anteil der CO2-Emissionen der G20 legte zwischen 1990 und 2014 um 56 Prozent zu. Zwischen 2014 und 2016 stagnierten die Wert, nur um 2017 wieder zu steigen. Großbritannien hat seinen Anteil an fossilen Energien deutlich reduziert, gefolgt von China und Frankreich. Verschiedene G20-Staaten haben Reduktionsprogramm angekündigt, Argentinien zum Beispiel hat ein Investitionsprogramm mit 5,7 Milliarden Euro angestoßen. Und Indien will seinen Kühlenergiebedarf um 20 bis 25 Prozent bis 2037 reduzieren.

Gleichzeitig gibt es rückwärtsgewandte Entwicklungen, etwas dass Großbritannien seine Klimagesetze mit Einspeisetarif und Gebäudeeffizienz aufgegeben hat, oder dass Brasilien jetzt Diesel subventioniert.

Höchste Emissionen haben Südafrika und Australien

Die höchsten Emissionen im Energiesektor haben Südafrika, Australien und Indonesien – in CO2 pro Kilowattstunde. Und ihnen fehlen auch entsprechende Gesetze zur Eindämmung der Kohleverstromung. Was den Verkehr anbelangt, sind Frankreich, Japan und UK besonders vorbildlich, weil sie Ausstiegspläne aus dem Einsatz fossil betriebener Autos haben. USA, Kanada und Australien haben den höchsten CO2-Ausstoß auf der Straße, wobei nur das letztgenannte Land einen adequaten Effizienzstandard hat. Und Deutschland gehört zu den Ländern mit den höchsten CO2-Werten im Gebäudesektor.

Einige G20-Staaten haben grüne Finanzierungsgesetze verabschiedet, dazu gehören Frankreich, EU und Japan. Aber fast alle G20-Staaten geben mehr Geld aus für die Subventionierung fossiler Energien, als sie über den Emissionshandel einnehmen. Das ist nur in Kanada und Frankreich anders. Die höchsten Subventionen für fossile Energie fließen in Saudi Arabien, Australien und Brasilien. Zwischen 2013 und 2015 haben G20-Staaten im Schnitt 91,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr für fossilen Energieprojekte ausgegeben.

Subventionen für Fossile

Es kann nicht sein, dass die Subventionen für fossile Energien immer noch so hoch sind, dass sie sogar die Einnahmen über den Emissionshandel übersteigen. Da kann Deutschland sich nicht ausnehmen. Auch hier gab es viel zu lang Emissionszertifikate kostenlos. Das muss sich rigoros ändern.

Deutschland ist längst schon kein Vorreiter mehr, wenn in den kommenden Wochen in Polen über das Klima verhandelt wird: Zu oft hat man sich für die Industrie mit ihren Emissionen in Brüssel stark gemacht. Zu oft wurde das Klima zugunsten von Arbeitsplätzen hintenangestellt.