Die Unternehmen in Europa wollen mit der Investition von erneuerbaren Energien und die Nutzung von Ökostrom vor allem die Energiekosten senken. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des diesjährigen Energiereports, den der Photovoltaik- und Windenergieplaner Baywa re in Zusammenarbeit mit der RE-Source Plattform erstellt und veröffentlicht hat. Um ein Bild über die Beweggründe der europäischen Industrie für Investitionen in erneuerbare Energien zu bekommen und die Hindernisse herauszufinden, die von einer solchen Investition abhalten, wurden 1.200 Unternehmen in Großbritannien, Spanien, Frankreich, Deutschland, Polen und Italien befragt.
Das Ergebnis ist eindeutig, auch wenn die prozentualen Anteil in den verschiedenen Ländern unterschiedlich sind. Das ist aber wenig verwunderlich, sind doch auch die Rahmenbedingungen und der bürokratische Aufwand in diesen Ländern sehr verschieden. Letzteres ist die höchste Hürde für die Entscheidung von Unternehmen, in erneuerbare Energien zu investieren. So geben 73 Prozent der befragten Unternehmen in Frankreich und in Deutschland an, die komplexen Regelungen und der bürokratische Aufwand schränken die Investitionsbereitschaft ein. In Großbritannien sehen 78 Prozent der Unternehmen hier eine Hürde, die nur schwer zu nehmen ist.
Landwirtschaft und New Economy sind Vorreiter
In Spanien sehen sogar 79 Prozent der Unternehmen in der Bürokratie eine Einschränkung für die Investitionsbereitschaft. „Viele grundsätzlich investitionswillige Unternehmen werden weiterhin durch komplexe Regularien und hohe Investitionskosten sowie lange Amortisationszeiten bei der Umsetzung ihrer Ziele gebremst“, fasst Matthias Taft, Vorstandsmitglied und verantwortlich für das Energiegeschäft bei Baywa, diesen Teil des Berichts zusammen. „Um diese Hindernisse zu überwinden, muss die Energiebranche Unternehmen ein breites Spektrum an Energieprodukten bieten und eng mit den jeweiligen Regierungen zusammenarbeiten, um die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern.“
Wenn es aber darum geht, diese Hürde zu nehmen und tatsächlich zu investieren, ist der zentrale Grund für 92 Prozent der Unternehmen die Senkung der Energiekosten. Umweltschutz, die Unabhängigkeit von den Energiepreisentwicklungen und die Vorhersehbarkeit von Energiekosten sind die weiteren Hauptgründe für eine Investition in erneuerbare Energien durch die Unternehmen, wenn sie denn überhaupt investieren. Das wollen europaweit immerhin 54 Prozent der befragten Betriebe in den nächsten fünf Jahren tun. Dabei sind es vor allem Unternehmen der IT- der Telekommunikations- und der Medienbranche, die mit 66 Prozent überproportional die Absicht äußerten, ihre Versorgung auf Erneuerbare umstellen zu wollen. Noch öfter gaben Landwirtschaftsunternehmen (74 Prozent) an, in Zukunft stärker auf eigenen Ökostrom setzen zu wollen.
Photovoltaik ist die bevorzugte Technologie
Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen muss aber dazu vor allem über die Investitionshürde springen. Denn das ist unter anderem – neben den komplexen Regularien und dem bürokratischen Aufwand – ein zweiter wichtiger Faktor, der die Entscheider vom Bau beispielsweise einer eigenen Solaranlage abhält. Dabei sind es vor allem die Unternehmen in Großbritannien und Polen, denen die Investitionskosten zu hoch oder die Amortisationszeiten zu lang sind. Oftmals liegt das aber auch an einem nur begrenzten Investitionsbudget. „Die Ergebnisse des Energiereports 2019 zeigen, dass Energieentscheider in europäischen Unternehmen die Relevanz erneuerbarer Energien als Business Case immer deutlicher erkennen“, bewertet Sam Kimmins, Vorsitzender von RE100, The Climate Group, die Ergebnisse. „Wir rechnen damit, dass Unternehmen ihre Ambitionen in dieser Hinsicht zunehmend verstärken und mit politischen Entscheidungsträgern, Behörden und Energieversorgern zusammenarbeiten, um den Einsatz sauberer Energie erheblich zu erhöhen“, sagt er mit Blick auf die Nutzung von Erneuerbaren in europäischen Unternehmen.
Die Photovoltaik ist die Technologie, die die europäischen Unternehmen im Blick haben. Denn wenn investiert wird, dann entscheiden sich 75 Prozent der Befragten für eine solche Solarstromanlage. Diese produziert ihren Strom zwar abhängig vom Wetter. Doch damit haben die meisten Unternehmen kein Problem. Unvorhersehbare Versorgungssicherheit und das Ausfallrisiko ist nur für etwa ein Viertel der befragten Unternehmen ein Thema, das von einer Investition abhalten könnte. Auch hier sind die Unternehmen in Großbritannien und Polen unsicherer als die in Deutschland oder Frankreich.