Aufgrund des Planungsvorlaufs müssen die Offshore-Ausschreibungen zeitversetzt beginnen, in der Nordsee ab 2024, in der Ostsee frühestens 2021. Damit die Offshore-Projektierungen ohne Unterbrechung laufen können, muss von 2021 bis 2023 eine Übergangsausschreibung zwischengeschoben werden. Die Offshore-Branche stehe damit praktisch vor einem doppelten Systemwechsel, sagte Urs Wahl, Project Manager Politics, Offshore-Wind-Industrie-Allianz. Er rate aufgrund der Komplexität der Thematik zur Achtsamkeit und warnte: „Veränderungen lassen sich nicht einfach zurücksetzen. Wir sagen, wir gehen da mit Augenmaß ran.“ Mit anderen Worten: Die Branche soll sich jetzt gut überlegen, was sie wirklich braucht.
Nico Nolte vom BSH zeigte sich den Wünschen vieler Branchenteilnehmer nach Verlängerung der Übergangsfrist und Einführung mehrerer Ausschreibungsrunden zugänglich. Er sagte, wenn die Eckpunkte so umgesetzt werden, wie sie derzeit geplant sind, werde sich die Genehmigungslandschaft verändern. Allerdings rechnen die meisten Offshore-Vertreter derzeit mit Anpassungen. Vorstellbar sei nach seiner Einschätzung, dass die Übergangsphase über drei Jahre hinaus verlängert wird. „Wir hoffen, dass das BMWi mit sich reden lässt.“
Felix Würtenberger, Director Commercial Steering, BU Renewables, Vattenfall Europe Windkraft, war der einzige in der Runde, der mit den Eckpunkten voll zufrieden ist. „Wir glauben, dass das ein faires Modell ist“, erklärte er. Verständlich aus seiner Perspektive: Vattenfall könnte tatsächlich profitieren, wenn es nur eine Ausschreibungsrunde gäbe. Der fehlende Wettbewerb, der von anderen beklagt wird, könnte Vattenfall als großem Profiteur zugutekommen, denn das Unternehmen hätte gute Chancen als Gewinner aus den Ausschreibungen hervorzugehen, weil der Energieversorger bei vielen Projekten bereits in den Startlöchern sitzt. Einzig äußerte Würtenberger die Sorge, dass ein derzeit vorgesehenes Übergangsvolumen von 2,4 Gigawatt nicht vielleicht ausreicht.
„Es darf zu keinem Fadenriss kommen“, ergänzte Jürgen Blume, Managing Director, Iberdrola Renovables Offshore Deutschland. Die Sorge, dass die Branche frühzeitig die Ausschreibungsmenge verbaut hat und dann buchstäblich auf dem Trockenen sitzt, wird dieser Tage oft geäußert. Session Chair Jörg Kuhbier, Stiftung Offshore Windenergie, wollte von der Podiumsrunde wissen, wie hoch die Kapazität sein müsste. Sind 2,4 Gigawatt ausreichend? Norbert Giese, Vice President Agency and Government Relation, Senvion, forderte schlicht: “Ein bisschen länger und ein bisschen mehr.“ Also eine längere Übergangsfrist und eine höhere Kapazität. „Der VDMA legt Wert darauf, dass es mehrere Ausschreibungsrunden gibt“, erklärte er. Schließlich seien doch Ausschreibungen dazu gedacht, den Wettbewerb zu fördern. (Nicole Weinhold)