Gerade erweiterten Sie Ihren Hauptsitz auf dem Windmühlenberg in Sehestedt um 50 Büroarbeitsplätze. Zur richtigen Zeit?
»»Torsten Levsen: Auf jeden Fall. Wir sind in allen Bereichen unserer Geschäftstätigkeit in den letzten Jahren stark gewachsen und dieser Entwicklung müssen wir neuen Raum geben. Die Herausforderung für die Branche besteht ja nun darin, mit einer noch einmal höheren Qualität der Dienstleistungen die besten Windparkprojekte zu garantieren, die sich in den Ausschreibungen durchsetzen. Diese Qualität braucht entsprechendes Personal und unternehmerischesvHandeln, das diesem Anspruch auch mitmoderner Arbeitsplatzgestaltung Ausdruck verleiht.
Die Ausschreibungen schmälern die Renditen. Ein Ausbaudeckel reduziert das Ausbauvolumen. In Schleswig-Holstein stecken die Baugenehmigungen im Tief, weil nach einem Gerichtsurteil nur noch Sondergenehmigungen möglich sind. Setzen Sie wirklich auf Wachstum?
»»Torsten Levsen: Was in Megawatt über die Ziellinie geht, wird vorübergehend weniger sein. Aber wir stellen uns auch breiter auf, um Asse zu entwickeln, die in der Ausschreibung stechen. Dabei geht es um mehr als um ein paar Zuschläge in kommenden Auktionen. Wir haben den Gesamtmarkt der Klima- und Energiewende im Blick. Wird auf dieser Ebene endlich Ernst gemacht, kann die Ausschreibung von jährlich 2.800 MW im Vergleich zu Errichtungen von zuletzt gut 4.000 MW nicht lange Fahrplan bleiben. Klimaziele und Atomausstieg sind beschlossen, erneuerbare und flexible Kapazitäten tragen in absehbarer Zukunft die Energieversorgung und setzen den Marktpreis. Windenergie an Land hat ihre besten Zeiten also längst nicht hinter sich. Unser Unternehmensteil Business Development befasst sich mit Power-to-Heat – Anlagen zur Umwandlung von Strom in Wärme –, mit Bereitstellung von Regelleistung, dem Energieträger Wasserstoff. Auch wenn geeignete Marktregeln und daher ein Business Case für die Sektorkopplung heute noch fehlen, lassen wir für sie den Motor warmlaufen.
2016 startete Ihre Tochterfirma Auctoritec zur Abnahme und Prüfung von Windparks. Noch eine Antwort aufs Auktionssystem?
»»Torsten Levsen: Nein, eher logische Folge. Im Bereich der Instandhaltung engagieren wir uns über Beteiligungen ja bereits seit vielen Jahren. Die Branche ist erwachsener geworden. Wachstum geht heute viel stärker in die Tiefe. Insofern ist das Anbieten der Abnahme und die Prüfung von Windparks eine Entwicklung aus einer eigenen qualifizierten Betriebsführung von Windparks mit schon 1,4 Gigawatt heraus. Bei uns haben sich Mitarbeiter entwickelt, die fachlich geeignet sind und den vereidigten qualifizierten Sachverständigen nun über die Auctoritec GmbH als eigenständiges Geschäftsmodell anbieten.
Wie geht eine erwachsen gewordene Branche mit Akzeptanzfragen und kontroversen Ansprüchen zur Landschaftsnutzung um?
»»Torsten Levsen: In einigen Jahren wird ein erheblicher Teil der zur Erreichung unserer Energieziele benötigten Kapazität im Rahmen von Repowering-Projekten realisiert werden. Es lässt sich aberbereits vorher mehr Ertrag aus der Fläche holen, etwa mit einer dem Flugverkehr angepassten Windparksteuerung, die wir 2015 mit unserer Tochterfirma WuF in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr zur Marktreife führen konnten. Das eingesetzteFlight-Manager-System ermöglicht eine höhere Anlagendichte im Umfeld militärischer Flugplätze, indem potenzielle Störungen des Radars über eine bedarfsgerechte Abschaltung einzelner Sektoren von vornherein ausgeschlossen werden können. Mehr denn je sind also intelligente Lösungen gefragt.
INTERVIEW: TILMAN WEBER
Denker amp; Wulf AG
TRADITIONELL: Windparkentwicklung
MITARBEITER: etwa 100
BILANZVOLUMEN: ca. 500 Millionen Euro
NETZANSCHLÜSSE: 1,3 Gigawatt
BETRIEBSFÜHRUNG (betreute Leistung): 1,4 Gigawatt
TOCHTERFIRMEN: Auctoritec GmbH, WuF – Windenergie u. Flugsicherung GmbH
STANDORTE: Sehestedt, Eberswalde, Ostseebad Rerik