Deutschlands Energiebedarf hat 2021 wieder auf 12.193 Petajoule zugelegt und damit erwartungsgemäß das von den noch schärferen Maßnahmen gegen die Coronapandemie geprägte Vorjahr deutlich übertroffen. Dabei fiel der Zuwachs des Energiehungers des Landes mit einem Plus von 2,6 Prozent oder 303 Petajoule im Vergleich zu den Aufs und Abs der vergangenen 15 Jahre deshalb nicht ungewöhnlich stark aus, weil die wirtschaftliche Entwicklung auch 2021 weiterhin stark durch Einschränkungen des Wirtschaftslebens durch Anti-Corona-Maßnahmen beeinflusst blieb. Außerdem stagnierte die Erholung im Schlussquartal aufgrund der eingetretenen Lieferengpässe für viele Waren und Stoffe auf dem Weltmarkt sowie einer sich abschwächenden Baukonjunktur, wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen bei der Präsentation ihrer entsprechenden Statistik nun berichtete.
Hinzu kam ein höherer Wärmebedarf aufgrund des im Vergleich zum Vorjahr wieder kälteren Winters Anfang 2021. Bereinigt um diesen Witterungseffekt hätte der Zuwachs des Energieverbrauchs nur 0,6 Prozent betragen, so rechnet die AG Energiebilanzen als Gremium der Netzbetreiber und weiterer Energiebranchenakteure.
Weil zugleich das Windaufkommen in diesem Jahr schwach ausfiel, blieb das Volumen des aus erneuerbaren Energien gewonnenen Beitrags zur Strom-, Wärme- oder auch Treibstoffversorgung ohne Zunahme. Der grüne Anteil der in Deutschland verbrauchten Energie sank zwar um nur 0,2 Prozent auf 1.962 Petajoule, doch der Anteil nahm angesichts des größeren Energieverbrauchs um 0,4 Prozentpunkte von 16,5 auf 16,1 Prozent ab.
In die Bresche sprangen die Energieversorger allerdings, indem sie vor allem die Kohlenutzung in Kraftwerken und im Falle der Steinkohle auch in der Industrie für Prozessenergie zur Produktion hochfuhren. So nahm der Braunkohleeinsatz um einen Anteil von 1,2 Prozent auf 9,3 Prozent ebenso zu wie der Steinkohleeinsatz um einen zusätzlichen 1,1-Prozent-Anteil auf 8,6 Prozent. Kohleenergie machte damit anders als im vergangenen Jahr zusammengenommen wieder einen größeren Anteil als die erneuerbaren Energien aus.
Aufgrund seines hohen Anteils am Heizen oder Wassererhitzen wirkte sich nicht zuletzt die Wärmeversorgung auch in Richtung einer erneut höheren Energienutzung von Gas aus. Allerdings lag der Gasverbrauch nur in den ersten fünf Monaten höher, dies auch drei an drei Monaten deutlich über zehn Prozent im Vergleich zu 2020 sowie außerdem im April mit sogar einem Plus von fast 59 Prozent. Danach wirkte sich der zunehmend starke Anstieg der Gaspreise durch die Unruhen im Gashandel bremsend aus. Ab Juni fiel der Gasverbrauch in allen Monaten vergleichsweise hinter das Vorjahr zurück. Und in der Stromversorgung waren demgegenüber nur Januar bis April die Monate mit mehr Gasanteil an der Erzeugung als 2020. So ging hier der Gasbeitrag wieder unter das Niveau von 2020 und 2019 zurück. Nach mehr als 57 Terawattstunden (TWh) im vergangenen Jahr, produzierten die Gaskraftwerke 2021 bis Weihnachten keine 51 TWh.
Die Energiekonzerne ließen stattdessen die Kernkraftwerke erstmals wieder mehr produzieren – erstmals seit dem Atomkraftausstieg Deutschlands im Jahr 2011 mit der beschlossenen schrittweisen Abschaltung der Meiler bis Ende kommenden Jahres. So betrug der AKW-Beitrag bis Weihnachten 64,41 TWh nach 60,91 im ganzen Jahr 2020. Dabei kann Atomenergie außer bei Stromheizungen keinen Beitrag zur Wärmeversorgung leisten und kam für ihren Zuwachs ohne den zusätzlichen Effekt des kalten Winters aus.
Die Erneuerbaren glichen übrigens den Rückgang der Windstromerzeugung um rund 10 Prozent durch ein Plus beim PV-Strom um 5 Prozent, durch 4 Prozent mehr Bioenergie und 5 Prozent mehr Wasserkraft aus.
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