Seit Jahren ist China der unangefochtene Windweltmeister. Mehr als 92.000 Turbinen liefern eine Leistung von rund 145 Gigawatt - fast doppelt so viel wie in den USA. Allein 2015 gingen in der Volksrepublik 30 Gigawatt neu ans Netz. Doch was Deutschland im Kleinen erlebt, spielt sich bei den Asiaten im großen Maßstab ab. Ganze Windfelder müssen abgeregelt werden. Die Ursachen liegen ganz ähnlich wie hierzulande: Die Parks liegen in abgelegenen Gebieten und die Hochspannungsnetze stoßen an ihre Grenzen, wenn sie die gewaltigen Mengen an Windstrom in die Verbrauchszentren tragen sollen. Hinzu kommt, dass auch in China regionale Versorger am Bekannten festhalten und daher lieber Kohlestrom nutzen als Windkraft. Die Internationale Energieagentur IEA sagte im vergangenen September, China habe so viele Kohlekraftwerke gebaut, dass nun rund 15 Prozent der Windkraftkapazität abgeregelt werden. In der Provinz Gansuns seien es sogar 39 Prozent wegen fehlender Netze. In Europa seien es im Vergleich dazu nur ein bis zwei Prozent pro Windpark. So kommt die Windenergie derzeit nur auf 3,3 Prozent Anteil am Stromverbrauch in China.
Die grüne Technologie hat allerdings andererseits starke Unterstützer auf ihrer Seite. Nicht nur dass die Regierung die Energiewende verordnet hat - 103 Milliarden US-Dollar sind dort 2015 in Regenerativprojekte geflossen. Auch ausländische Investoren finden sich: Im Dezember hatte Apple einen Anteil von 30 Prozent an drei Unternehmungen des Turbinenbauers Goldwind in China gekauft. Appel will damit den CO2-Ausstoß bei der Herstellung von Apple-Produkten in China kompensieren und seinen dortigen Energieversorger motivieren, auf Regenerativstrom zu setzen.
In Asien entwickeln sich neben China inzwischen eine Reihe anderer Märkte. Indien ist lange schon im Windgeschäft, entwickelt nun aber beim Ausbau ein hohes Tempo. Rund 25 Gigawatt sind in Indien installiert. Bei den jährlichen Installationen war das Land zuletzt auf Platz 4. Auch Offshore-Windkraft in ein Thema. Das Potenzial wird ermittelt, derzeit entsteht ein Ausbauplan.
(Nicole Weinhold)