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100-MW-Elektrolyseur

Lausitz wird Energiewende-Region

Nicole Weinhold

Eine der zukunftsträchtigsten Projektideen zum Strukturwandel in der Lausitz geht in die Umsetzungsphase: Bei der ASG Spremberg GmbH im Industriepark Schwarze Pumpe wurde vor Weihnachten die Vereinbarung für das Projekt „Referenzkraftwerk Lausitz Phase I“ (Reflau) durch alle Partner unterzeichnet. Das Projekt hatte sich beim bundesweiten Ideenwettbewerb „Reallabore der Energiewende“ des Bundeswirtschaftsministeriums durchgesetzt; eine Förderzusage in Millionenhöhe wurde bereits erteilt.

Das Projekt Referenzkraftwerk Lausitz wird ein Speicherkraftwerk auf Wasserstoff-Basis sein. Bei laufender Wertschöpfung sollen phasenweise in mehreren Etappen Musterlösungen für die Anwendung von Schlüsseltechnologien praktisch umgesetzt werden.

Modernes Kraftwerk mit grünem Wasserstoff

Das Ziel ist letztendlich ein modernes Kraftwerk unter Nutzung von erneuerbaren Energien und damit der Bereitstellung von grünem Wasserstoff, dessen Rückverstromung praktisch zu entwickeln und umzusetzen. Das Referenzkraftwerk Lausitz beinhaltet das strategische Ziel, die künftige Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energieträger und Wasserstoff als chemischen Speicher am Industriestandort Schwarze Pumpe abzubilden.

Es hat die Aufgabe, alle für einen sicheren und stabilen Betrieb des elektrischen Energieversorgungssystems nötigen Systemdienstleistungen jederzeit in vollem Umfang zu erbringen und dabei aber auch noch die Energiespeicherung mit Wasserstoff zu betreiben. Wasserstoff soll hierbei automatisch so ein- und ausgespeichert werden, dass sowohl ein Leistungsüberangebot aus Anlagen der erneuerbaren Energien als auch ein zeitbegrenzter Leistungsmangel beherrscht werden kann.

Kraftwerk hilft bei Blackout

Zudem soll das Kraftwerk so ausgelegt werden, dass es im Blackout-Fall zum Netzwiederaufbau herangezogen werden kann. Die Musteranlage in Schwarze Pumpe wird eine überschaubare Leistung von bis zu zehn Megawatt haben und die Wasserstoff-Technologie praktisch testen. Die Erfahrungen daraus dienen dann Bau größerer Kraftwerke, die an allen Standort, wo Kraftwerke bislang auf fossile Brennstoffe setzen, betrieben und damit komplett ersetzt werden können.

Partner aus Kommune, Wissenschaft und Wirtschaft

Als Hauptpartner beteiligt sind der Zweckverband „Industriepark Schwarze Pumpe“ Spremberg und der Lausitz Energie Kraftwerke AG (Leag) Cottbus mit Energiequelle GmbH Zossen und Enertrag AG Gut Dauerthal auch zwei Unternehmen aus der Branche der erneuerbaren Energien. Wissenschaftlich beteiligt sind das Steinbeis Technologietransferzentrum Rostock, das Centrum für Energietechnologie Brandenburg und GmbH Cottbus (Cebra). Mit eingebunden sind ebenfalls die Lausitzrunde, Siemens AG, Ontras GmbH und 50 Hertz Transmission GmbH.

Standortwahl im ersten Halbjahr 2020

Die nächsten Schritte werden, auch was die Festlegung des genauen Standort des Referenzkraftwerkes im Industriepark betrifft, im ersten Halbjahr 2020 vollzogen werden. Einen wichtigen Faktor zur Unterstützung des Referenzprojektes stellt auch der für April vorgesehene Start des Kompetenzzentrums für Gründer und Gewerbe (KGG) im in Schwarze Pumpe dar. In diesem Zentrum soll es um industrienahe und wissenschaftsbasierte Unternehmungen gehen, die sich mit dem Geschehen im Industriepark synergetisch entwickeln.

Inbetriebnahme 2025 - bis 2030 Hochskalierung auf 100 MW

2022 soll die Planung für das Referenzkraftwerk beendet sein, 2023 bis 2024 wird das Kraftwerk errichtet, für 2025 ist die Inbetriebnahme avisiert. Bis 2030 dann erfolgen diverse Prüfungen auf Marktfähigkeit und zur Technologieanpassung; schrittweise soll eine Hochskalierung der Leistung auf bis zu 100 Megawatt erfolgen. 600 bis 800 Arbeitsplätze sollen allein für die Testphase dieser Technologie am Standort entstehen.

Die Lausitz mit ihren Kraftwerks- und Industriestandorten, allen voran der Verbundstandort Schwarze Pumpe, muss sich insbesondere im Bereich der Energieversorgung neuen Herausforderungen stellen und sich grundlegend erneuern. Als Pilotanlage für die Energieversorgung der Zukunft mit Verwertung für andere Kraftwerks- und Industriestandorte, stellt das Referenzkraftwerk Lausitz eine integrierte Lösung dar, um Herausforderungen der Energiewende zu begegnen. Zum einen ist es technisch so ausgelegt, dass es die Funktionen eines konventionellen Kraftwerkes voll und ganz übernehmen kann – inklusive aller relevanten Systemdienstleistungen und voll flexiblem Betrieb nach Fahrplan. Zum anderen bietet es die Möglichkeit über die Erzeugung von grünem Wasserstoff über den Rückverstromungsbedarf hinaus auch die Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie zu dekarbonisieren.

Allerdings hängt die Umsetzungsfähigkeit eines solchen Konzeptes kritisch davon ab, dass die Reallabore in ihrer Umsetzung nun auch tatsächlich einen Rahmen schaffen, der solchen Projekten eine Existenzmöglichkeit verschafft.