Nicole Weinhold
On- und Offshorewind haben zusammen in den ersten sechs Monaten des Jahres 4,9 Gigawatt (GW) Neuinstallationen zu verbuchen. Das hat Wind Europe, der europäische Dachverband, bekannt gegeben. Das ist etwas mehr als im ersten Halbjahr 2018 (4,5 GW), aber der Onshore-Markt ist wegen schlechter deutscher Zahlen eingeknickt. In Deutschland wurde so wenig aufgestellt wie zuletzt vor 19 Jahren.
Deutschlands starker Zubau fehlt Europa
In Europa gingen 2,9 GW Onshore ans Netz, im gleichen Vorjahreszeitraum waren es 3,3 GW. Hersteller gehen davon aus, dass in der zweiten Jahreshälfte mehr aufgestellt wird, aber in Deutschland wird es wohl schlechtestes Ergebnis seit Jahrzehnten bleiben. Frankreich hat Deutschland nun Onshore vom ersten Platz verdrängt - mit 523 MW installierter Leistung im ersten Halbjahr.
Onshore ist traditionell im zweiten Halbjahr stärker. Laut Wind Europe liegt das auch daran, dass in den Sommermonaten in den nördlichen Ländern wegen besserer Wetterbedingungen mehr aufgebaut werden kann. Turbinenbestellungen und Marktaktivitäten lassen deutliche Zubauzahlen im zweiten Halbjahr in Schweden und Norwegen erwarten. Auch Spanien dürfte mit einem starken Zubau im Nachgang der Ausschreibungen in Höhe von 4,1 Gigawatt 2017 und 2018 auftrumpfen.
8,8 Milliarden Euro investiert
1,9 GW neue Offshore-Leistung sind ein deutlicher Anstieg gegenüber 1,1 GW im Vorjahreszeitraum. Großbritannien (931 MW), Dänemark (374 MW), Belgien (370 MW) und Deutschland (252 MW) waren auf diesem Gebiet aktiv. Das schließt auch Hornsea 1 in UK ein, der Offshore-Park wird bei Fertigstellung der weltgrößte sein mit 1,2 GW.
In der ersten Jahreshälfte 2019 hat Europa 8,8 Milliarden Euro in künftige Windparks investiert, 6,4 Milliarden Onshore und 2,4 Milliarden Offshore. Diese Investitionen werden eine installierte Leistung von 5,9 GW in den nächsten zwei bis drei Jahren auslösen Frankreich und Niederlande führen die Investitionen an.
Der Windkraftzubau in der EU reicht nicht aus
Wind Europe Chief Policy Officer Pierre Tardieu sagt: “Es war ein guter Start ins Jahr für Offshore. Aber Onshore war mager. Deutschland hatte den schlechtesten Zubau seit 2000. Genehmigungsschwierigkeiten sind die Ursache. Elf GW Onshore-Wind warten auf Genehmigungen. Und 2017 wurden sogenannten Bürgerwindparks Auktionszuschläge erteilt ohne Genehmigungen. Viele dieser Projekte müssen noch gebaut werden." Frankreich, Spanien, Norwegen und Schweden müssten jetzt helfen, den Einbruch durch Deutschland auszugleichen. Das Regenerativziel der EU lautet 32 Prozent bis 2030 und Nullemissionen bis 2050. "Der Zubau, den wir bis jetzt in diesem Jahr gesehen haben, wird uns dort nicht hinbringen", so Tardieu.