Tilman Weber
Das Frankfurter Finanzdienstleistungsunternehmen Prime Capital hat sich auf einen Abstinenzkurs festgelegt. Am Donnerstag meldete der Investmentspezialist, der Vermögen institutioneller Anleger wie Banken, Versicherungen, berufsständische Versorgungswerke oder Unternehmen verwaltet: Mit einem neuen Infrastrukturfonds wolle Prime Capital in nördlichen Ländern in große Windpark-Bauprojekte „ohne Abhängigkeit von Regierungsunterstützung“. Der entsprechende neue „Prime Green Energy Infrastructure Fund“ habe sich für das Anschubinvestment bereits drei Windparkvorhaben in Schweden und Norwegen gesichert. Diese sollen bereits 600 Megawatt (MW) Erzeugungskapazität ans Netz bringen.
Das Prime-Capital-Team habe bisher schon Investment-Anlagen in Erneuerbare-Energien-Anlagenprojekte von gleichfalls rund 600 MW akquiriert, teilt das Frankfurter Investmenthaus mit. Allerdings verteilten sich diese auf Windkraft, Photovoltaik und Wasserkraft, erklärt Prime Capital. Nun solle der neue Fonds mehr als 500 Millionen Euro einsammeln, um damit in insgesamt mindestens sieben bis maximal zwölf Projekte neues Investorengeld anzulegen. Nicht ausschließlicher Kooperationspartner soll dabei der Windturbinenbauer Siemens Gamesa sein. Bereits im Oktober 2017 hatte Prime Capital das 280-MW-Windparkprojekt Nordlys in Norwegen gekauft, das noch 2019 mit Siemens-Gamesa-Anlagen entstehen soll. Anleger waren damals allerdings auch der Siemens-Kapital-Dienst Siemens Financial Service sowie ein deutscher Pensionsfonds.
Netto-Rendite von acht Prozent erwartet
Dabei zeigen sich die Frankfurter Kapital-Spezialisten überzeugt, dass sich auch bei einem Verzicht auf staatliche Förderungen in den nördlichen Ländern an guten windhöffigen Standorten gutes Geld verdienen lässt. So soll das finanzielle Engagement acht Jahre andauern, maximal seien zwei Verlängerungen um jeweils ein Jahr noch möglich. Dafür erwartet Prime Capital einen Netto-Überschuss für die Investments von acht Prozent pro Jahr. Allerdings müssten die geplanten Windparks angesichts der zu erwartenden geringen Vergütungen für den eingespeisten Strom groß sein, damit Skaleneffekte zu den gewünschten großen Einnahmevolumen führen können und sowohl die Investitionskosten als auch die Betriebsführungskosten pro installierter Leistung möglichst niedrig ausfallen.
Prime Capital will dabei weit fortgeschrittene Entwicklungsprojekte einkaufen und andererseits keine schlüsselfertigen Projekte kaufen. Entscheidend werde sein, dass die Fonds-Manager ihre Expertise in Optimierung und Kommerzialisierung von Anlagen zu dem anvisierten Projektierungszeitpunkt noch nutzen können, um Finanzierungs-, Investment- und Betriebskosten der Windparks zu reduzieren – was dann „zu niedrigeren erreichten Stromgestehungskosten“ pro eingespeister Kilowattstunde führen werde.
Erster gänzlich frei vermarkteter Windpark in Dänemark
Derweil kündigte auch Windturbinenbauer Vestas ein rein sich am freien Strommarkt refinanzierendes Projekt an. Bis Ende des Jahres werde Dänemarks erster Windpark ans Netz gehen, der keinerlei staatliche Unterstützung bei der Vergütung erhalten soll. Vestas will vier Turbinen des 4,2-MW-Modells V136-4.2 MW im Hafen von Hirtshals installieren. An der starken Windströmungen ausgesetzten, also exponierten Nordspitze des dänischen Festlandes erwarten Vestas sowie der investierende Hirtshals Havnefond offenbar ausreichend gute Windernten durch die sehr großen, speziellen Starkwind-Turbinen, um mit niedrigen Vergütungspreisen zurechtzukommen. Zur Vergütungsabsicherung haben die Akteure einen langfristigen Stromliefervertrag mit dem Energiehändler Energi Danmark abgeschlossen.