Damit haben die Windparkentwickler im aktuellen Jahr 20l2 und so binnen knapp neun Monaten bereits sechs Gigawatt (GW) neuer Turbinenleistung im EU-Gebiet installiert. Zum Vergleich: In den vergangenen zwölf Monaten des vergangenen Jahres wuchs der an die Netze angeschlossene Windparkbestand des Kontinents um 9,6 GW. Mit 100 GW Windenergie ließen sich 57 Millionen Haushalte komplett versorgen, teilte die European Wind Energy Association (EWEA) mit. Das entspreche der Energieproduktion von 39 Kernkraftwerken.
Die europäische Windenergiebanche brachte allein in den vergangenen 13 Jahren den Löwenanteil von 90 GW Windenergieleistung an die Netze. 50 GW davon wurden in den vergangenen sechs Jahren errichtet. Allerdings stagniert der Zubau seit dem Spitzenjahr 2009 mit über zehn inzwischen bei jährlich gut neuneinhalb GW.
"Um die gleiche Menge Strom zu erzeugen, wie in Europa jedes Jahr aus Windkraft generiert wid, müssten 72 Millionen Tonnen Kohle in Kohlekraftwerken verbrannt werden. Wollte man einen Güterzug mit dieser Menge Kohle beladen, so hätte dieser 750.000 Wagons und wäre insgesamt 11.500 Kilometer lang - das entspricht der Entfernung zwischen Brüssel und Buenos Aires", erklärt EWEA-Geschäftsführer Christian Kjaer.
Erstmals zeichnet sich indes ab, dass die Meereswindenergie im Gigawattbereich zu diesem Ausbau beitragen kann. So speist seit Ende September die erste Windenergieanlage aus dem dänischen Ostseefeld Anholt ein, das für 111 Siemens-Windenergieanlagen mit 400 Megawatt (MW) konzipiert ist. Außerdem meldete der britische Erneuerbarenverband Renewable UK in der letzten Septemberwoche die Eröffnung von drei weiteren Windparks in See mit der vollständigen Einspeisung von zusammen 967 MW Leistung. Der größte Windpark darunter ist Greater Gabbard mit 500 MW Leistung. Der Windpark Sheringham Shoal speist seit 27. September mit 317 MW ein. Und der Vattenfall-Windpark Ormonde liegt seit Mitte September mit 150 MW am Netz. Ebenfalls neue Turbinenanschlüsse meldete dieses Jahr der im vorigen Jahr mit der Einspeisung gestartete 400-MW-Windpark Bard Offshore 1, dessen Bauzeit noch bis Ende 2013 andauern könnte. Auch London Array in der Themsemündung, dessen erste Bauphase über 600 MW vorsieht, zählt schon über 100 Windturbinen für mindestens 360 MW Leistung - und liegt laut EWEA mit den ersten Anlagen am Netz.
Die somit knapp vor dem Anschluss stehenden oder ganz neu angeschlossenen drei größten Seewindparks Europas mit 630, 500, und 400 MW entsprechen auch der Größenordnung der drei größten Windparks an Land, die 2012 im Bau sind: Laut EWEA handelt es sich hierbei um das rumänische Windparkduo Fantanele und Gogealac sowie die britischen Windparks Whitelee und Clyde mit 600, 539 und 360 MW.
(Tilman Weber)