Die weltweite Produktionskapazitäten von grünem Wasserstoff werden bis Ende dieses Jahres auf etwa 109 Kilotonnen Jahreserzeugung ansteigen. Das ist ein Wachstum von 44 Prozent im Vergleich zu 2021, prognostizieren die Marktanalysten von Global Data in ihrer jüngsten Studie Hydrogen Transition Outlook and Trends: Q1 2023. „Im Jahr 2022 wurden über 393 Verträge im Zusammenhang mit Wasserstoff abgeschlossen, was einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den 277 Verträgen im Jahr 2021 darstellt“, erklärt Andres Angulo, Energy Analyst bei Global Data. „Dies zeigt einen Aufwärtstrend in der Entwicklung des Wasserstoffmarktes, der entscheidend sein könnte, um bis 2030 weltweit eine Kapazität von über 71 Millionen Tonnen pro Jahr zu erreichen.“
Viele Verträge Anfang des Jahres abgeschlossen
Allerdings war vor allem der Anfang des vergangenen Jahres stark. Denn 66 Prozent der Vereinbarungen wurden in den ersten beiden Quartalen abgeschlossen. Danach sanken die Investitionen sogar unter das Niveau des zweiten Halbjahres 2021. „Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Unternehmen angesichts der globalen Wirtschaftslage versuchen, ihr Kerngeschäft zu stärken und das Investitionsrisiko zu diversifizieren“, analysiert Angulo.
Zudem hat es im vergangenen Jahr aufgrund von Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung einige Fusionen und Übernahmen in der Wasserstoffbranche gegeben. Diese erreichten einen Wert von immerhin 24,4 Milliarden Dollar. Das ist ein Anstieg um 288 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Andererseits stieg auch der Wert der Risikofinanzierungsgeschäfte von 595,23 Millionen Dollar auf über drei Milliarden Dollar.
Investieren trotz schlechter Wirtschaftslage
Die jetzigen Wachstumsprognosen führen die Analysten unter andrem auf den Druck auf die Industrie zurück, ihre Dekarbonisierungsziele zu erreichen und deshalb trotz abflauender Weltwirtschaft in den Umstieg auf die Nutzung von grünem Wasserstoff zu investieren. So wurden im vergangenen Jahr vor allem in den USA, in Dänemark, in Ägypten, in Kanada und in Portugal, aber auch in andren Ländern, der Aufbau von Wasserstoffkapazitäten mit einem Produktionsumfang von 111,9 Millionen Tonnen pro Jahr angekündigt. Insgesamt ist der Aufbau von 1,065 Gigawatt Elektrolyseleistung weltweit in der Planung.
Allein in Kanada will Green Hydrogen International (GHI) zwei wichtige grüne Wasserstoffprojekte mit einer Kapazität von jeweils 43 Millionen Tonnen pro Jahr aufbauen. Diese werden voraussichtlich 2030 in Betrieb gehen. Einige andere Unternehmen beteiligten sich an mehreren Projektinvestitionen weltweit, um ihr Risiko zu streuen. Darunter auch der australische Projektierer Fortescue Industries, der zwei Drittel seiner Kapazitäten außerhalb seines Heimatlandes hat.
Über 1.700 Anlagen geplant
Auch Unternehmen wie GHI, Suez Canal Economic Zone, New and Renewable Energy Authority, Sovereign Fund of Egypt und Egyptian Electricity Transmission Co haben zusammen Produktionskapazitäten von 56,3 Millionen Tonnen pro Jahr in der Pipeline. „Trotz der schwierigen globalen Wirtschaftslage stieg die Zahl der Investitionen in kohlenstoffarmen Wasserstoff zwischen dem vierten Quartal 2021 und dem vierten Quartal 2022 von 600 auf über 1.700“, sagt Andres Angulo. „Im Januar 2023 waren 93 Prozent der aktiven und in der Pipeline befindlichen Wasserstoffprojekte umweltfreundlich, was sich in den steigenden Elektrolysekapazitäten der Hersteller und der Anzahl der EPC-Unternehmen widerspiegelt, die an größeren umweltfreundlichen Projekten beteiligt sind. Dies wird – zusätzlich zur Entwicklung der erneuerbaren Energien – eine Dynamik schaffen, die die Kostensenkung in der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette beschleunigen wird“, ist sich der Analyst von Global Data sicher. (su)