Bestätigung für den aktuellen Aufschwung kommt auch von den Herstellern, die noch kontinuierlich neue Aufträge aus den USA melden. So erhielt der dänische Windturbinenproduzent Vestas im November gleich zwei Aufträge über insgesamt 139 MW für Windparks in den Bundesstaaten Maine und Washington. Dieser Auftrag ist für Vestas bereits der elfte im laufenden Jahr, wie es in einer Branchenmeldung heißt. Das Hamburger Unternehmen Nordex erhielt im November einen erneuten Auftrag von RPM Access über 87,5 MW für zwei Windparks im Bundesstaat Iowa. Sie sollen 2012 ans Netz gehen. Auch die Suzlon-Tochter Repower meldete kürzlich den erfolgreichen Vertragsabschluss mit dem Energieversorger Everpower Wind Holdings Inc. aus New York. Das Unternehmen soll 68 Turbinen des Typs Repower MM92 für den Windpark Twin Ridges im County Somerset in Pennsylvania liefern. Zudem installieren Everpower und Repower derzeit gemeinsam den Windpark Howard in New York mit 25 Turbinen.
Die Ergebnisse des vergangenen Quartals deuteten darauf hin, dass 2011 ein sehr starkes Jahr für die Windenergie werde, sagt Denise Bode, Geschäftsführerin des Branchenverbandes American Wind Energy Association (AWEA). „Die Preise für Windstrom sind insgesamt gesunken. Das liegt an vielen Innovationen in der Anlagentechnik sowie am Zuwachs von Fabriken im Land, die auch für geringe Transportkosten sorgen. Unterstützt von staatlicher Subventionierung, die im Übrigen sämtliche Energieträger erhalten, ist die Windenergie in den USA fast schon wettbewerbsfähig geworden.“
Doch der aktuelle Boom könnte bald enden: Am 31. Dezember 2012 läuft das staatliche Förderprogramm „Production Tax Credit“ (PTC) aus, eine Steuergutschrift von 2,2 Cent pro produzierter Kilowattstunde. Der PTC sei ein effektives Mittel, um die Stromkosten niedrig zu halten und Projekte im Bereich Erneuerbare Energien zu unterstützen, heißt es bei AWEA.
Unterbrechungen mit Folgen
Seit den neunziger Jahren fördert der PTC die Erzeugung grüner Energie. Allerdings nicht nahtlos – die Unterbrechungen haben der Branche jeweils deutlich zu schaffen gemacht. Nach dem Ende des PTC 1999 fiel die Anzahl neu installierter Windenergieanlagen im Folgejahr um 93 Prozent. Ähnlich heftig machte sich der Förderungsstopp 2001 um 73 Prozent und 2003 um 77 Prozent bemerkbar. Seitdem läuft der PTC im Rahmen verschiedener Programme ohne Unterbrechungen. Doch bislang ist nach dem 31. Dezember 2012 keine Verlängerung in Sicht.
Bode hält es für absolut notwendig, dass der PTC mindestens vier Jahre weiterlaufe: „Die Ungewissheit im politischen Bereich führt dazu, dass viele Hersteller und Windpark-Entwickler noch keine Projekte für 2013 vorzuweisen haben. Das ist auch für die Zulieferindustrie bedrohlich.“ Bodes Verband spricht von ersten Entlassungen, die bereits erfolgt sein sollen. „Wenn Windenergie zum amerikanischen Energiemix gehören soll, muss der PTC verlängert werden“, fordert der Verband. Laut AWEA gibt es in 43 Staaten der USA mehr als 400 Produktionsstätten der Windenergieindustrie. Inzwischen erfolge mehr als 60 Prozent der Wertschöpfung einer Turbine in den USA. Seit 2005 seien Investitionen von mehr als 60 Milliarden Euro getätigt worden. Falle der PTC aus, werde die junge und erfolgreiche Branche schlichtweg wegbrechen.
(Regine Krüger)