Mit einem Beschluss des Finanzausschusses im US-Senat hat das Förderinstrument Production Tax Credit (PTC) eine der größten Hürden auf seinem bürokratischen Weg genommen. 19 der 24 Mitglieder des Ausschusses stimmten für eine einjährige Verlängerung des PTC. Mindestens die Hälfte der im Finanzausschuss vertretenen Republikaner sprach sich dafür aus. Tritt der Beschluss in Kraft, würden Windparks die bis Ende 2013 ans Netz gehen, über einen Zeitraum von zehn Jahren 2,2 US-Cent pro Kilowattstunde als steuerliche Abschreibung gutgeschrieben bekommen.
Endgültiger Förderbeschluss voraussichtlich im November
Die letzte Hürde für den PTC ist der US-Senat, der die Verlängerung nun beschließen muss. Harry Reid, Mehrheitsvorsitzender der Demokraten im Senat, sagte anlässlich der Abstimmung im Finanzausschuss, er sei „sehr zuversichtlich“, dass nun auch der Senat der PTC-Verlängerung im laufenden Jahr zustimmen werde. Das dürfte allerdings erst im späten Herbst geschehen. „Der US-amerikanische Windenergieverband AWEA rechnet mit einer Verlängerung erst nach der Präsidentschaftswahl im November“, sagt Annette Nüsslein, Geschäftsführerin des GADORE Center USA. Sie berät deutsche Unternehmen der Grünstrombranche beim Markteintritt in die USA und hält regelmäßigen Kontakt zum amerikanischen Windbranchenverband AWEA.
Die Zuversicht einer PTC-Verlängerung stützt sich hauptsächlich auf eine zweite Amtszeit des US-Präsidenten Barack Obama, der erklärtermaßen an der Förderung erneuerbarer Energien festhalten will. Sein republikanischer Konkurrent Mitt Romney hat sich – entgegen der Wünsche einiger einflussreicher republikanischer Bundesstaaten, wie Iowa – prinzipiell gegen die steuerliche Förderung der erneuerbaren Energien ausgesprochen. Die Fronten zwischen den beiden Kandidaten sind also klar. Komplizierter wird es für die Gefolgschaft hinter Mitt Romney: Die ist gespalten, denn einige republikanische US-Bundesstaaten, das Zünglein an der Waage im Präsidentschaftswahlkampf, wollen die erfolgreiche Windbranche nicht gefährden.
Die Entlassungswelle rollt
Doch selbst wenn die Verlängerung pünktlich vor dem Jahreswechsel verabschiedet wird, stellt „der kurze Verlängerungszeitraum von zwölf Monaten für die Branche eine große Belastung dar“, sagt Nüsslein. Das belegen auch Meldungen des AWEA vom 24. August: Der dänische Hersteller Vestas hat 30 Angestellte in Colorado, am Standort der US-Blatt- und Gondelfertigung entlassen, nachdem das Unternehmen im gleichen Bundesstaat kurz zuvor erst 90 Mitarbeiter aus der Turmfertigung freigestellt hat. Zwei weitere Turmhersteller haben schon Mitarbeiter entlassen oder in andere Geschäftsbereiche überführt (ERNEUERBARE ENERGIEN 09/2012, S. 8). Mit gut 130 Entlassungen für Fest- und Teilzeitmitarbeiter macht der degressive Windmarkt auch nicht vor dem US-Werk des weltgrößten Rotorblattherstellers LM Wind halt.
Dabei hatte sich die Branche noch im zweiten Quartal sehr gut entwickelt: Getrieben von der Torschlusspanik über ein Ende der Förderung, gingen zwischen April und Juni 1,2 Gigawatt neu ans Netz – seit Januar sind es insgesamt knapp drei Gigawatt. Damit überschritten die USA im Sommer die Grenze von 50 Gigawatt installierter Gesamtleistung. Und aktuel warten noch zehn weitere Gigawatt auf ihre Fertigstellung – davon mehr als die Hälfte allein in Texas, Kansas, Kalifornien, Oklahoma und Iowa.
Förderung jenseits von PTC
Deutschen Unternehmen, wie Spezialisten aus dem Bereich Wartung und Service, die im amerikanischen Windmarkt mitverdienen wollen, rät Annette Nüsslein, auf solch engagierte Staaten zu setzen. „Innerhalb der Top 15 unter den Bundesstaaten gibt es Wanderbewegungen – jeder ist bemüht im Windenergie-Ranking aufzusteigen.“ Eine Übersicht über die individuellen Förderprogramme der 50 Bundesstaaten liefert dsireusa.org, eine Datenbank staatlicher Anreizsysteme für den Ausbau erneuerbarer Energien und Energieeffizienzmaßnahmen. Für die Unternehmen seien Förderbedingungen mit der lokalen und regionalen Politik aber auch durchaus individuell verhandelbar.
Von großer Bedeutung ist zudem, daß das U.S. Agrarministerium und vor allem das U.S. Verteidigungsministerium 2013 über große Mittel verfügen werden, aber auch Barrieren absenken können, um Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu initiieren und finanziell zu fördern. Das soll im Windbereich Onshore-, und Offshore-Projekte betreffen.
(Denny Gille )