Andreas Wieg sagt,
eine direkte Bürgerbeteiligung ist in der Energiewende immer die sinnvollste Lösung, weil ...
- sie die Akzeptanz für die erneuerbaren Energien insbesondere in ländlichen Regionen stärkt. Akzeptanz ist aber nicht allein mit finanzieller Beteiligung zu erreichen. Vielmehr sollte zumindest ein Teil der Windanlagen im Eigentum der Menschen vor Ort sein. Besser gesagt: Die Akzeptanz steigt viel eher, wenn man beim Blick aus dem Fenster auf die eigenen Windräder schaut.
- in Genossenschaften eine gleichberechtige Zusammenarbeit zwischen Privatpersonen, Unternehmen, Landwirten oder kommunalen Einrichtungen ermöglicht wird. Die demokratische Grundregel in der Generalversammlung der Genossenschaft „eine Person, eine Stimme“ fördert eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und gleicht Interessen unterschiedlicher Akteure aus. In den meisten Genossenschaften kann man sich mit geringen finanziellen Beträgen beteiligen.
- Genossenschaften auf einem seriösen Unternehmenskonzept basieren. Es geht nicht um die finanzielle Beteiligung an Energieprojekten, zu denen womöglich kein persönlicher Zusammenhang besteht, sondern um die Förderung der Mitglieder: die gemeinsame Gestaltung der Energiewende in der eigenen Heimat. Unternehmenskonzept und wirtschaftliche Verhältnisse werden dabei vom Genossenschaftsverband begleitet.
- aber nur, wenn mit Energiegenossenschaften nicht nur eine anteilsmäßige Finanzierung des Windprojekts gemeint ist. Genossenschaften sind regionale Unternehmen und keine Investmentfonds, die sich beliebig an Anlageprojekten beteiligen können. Die Genossenschaft muss als Bestandteil des Gesamtprojekts Verantwortung für den Betrieb der eigenen Anlagen übernehmen.
Hartmut Brösamle sagt:
Direkte Bürgerbeteiligung ist nicht unbedingt der beste Weg, weil...
- eine Beteiligung der Bürger an Windparks zwar grundsätzlich positiv zu sehen ist, es aber alternative Beteiligungsmöglichkeiten gibt, die sozial ausgewogener sind.
- eine finanzielle Beteiligung als Genosse letztendlich nur Bürgern möglich ist, die über entsprechende finanzielle Möglichkeiten verfügen. Anwohner ohne entsprechendes Kapital sind hingegen nach wie vor von einer Beteiligung ausgeschlossen.
- eine Lieferung von vergünstigtem Ökostrom hingegen allen Bürgern zugute kommt und nicht nur einigen wenigen.
- auch von einer direkten finanziellen Abgabe an die Gemeinde oder sogar direkt an alle Bürger der Umgebung des Windparks alle profitieren – vom Kleinkind bis zum Greis. Hierfür müssten allerdings entsprechende rechtliche Grundlagen geschaffen werden.
- durch solche Alternativmodelle die Akzeptanz vor Ort deutlich gesteigert wird, es keine Zweiteilung der Gemeinde in Beteiligte und Nicht-Beteiligte gibt und somit auch keine Neiddebatte entsteht.
- bei Bürgergenossenschaften in der Entwicklungsphase teilweise das nötige Risikokapital für eine professionelle Projektentwicklung fehlt. So werden dann beispielsweise Projekte auch im komplexen Gelände ohne vorherige Windmessung realisiert. Die beteiligten Genossen sind sich dabei des Risikos nicht immer bewusst.
- es auch, wenn eine direkte Investition seitens der Bürger gewünscht ist, „sparerfreundlichere“ Modelle gibt wie einen im Verbund mit lokalen Banken aufgelegten Windsparbrief mit fester Laufzeit, gut kalkulierbaren Rückflüssen und einer verlässlichen Einlagensicherung.
Diese Pro-Contra-Darstellung ist in der September-Ausgabe unseres Print-Magazins erschienen. Gefällt sie Ihnen, dann holen Sie sich jetzt ein kostenloses Probeabo.