Das Marktforschungsinstitut GTM Research in Boston, Massachusetts, prognostiziert für die Länder des Mittleren Ostens und Nordafrikas innerhalb der nächsten Jahre ein erhebliches Marktwachstum im Bereich Photovoltaik und konzentrierter Solarthermie (CSP). Allerdings wird die Nachfrage in diesem Jahr einen ähnlichen Wert, wie im Jahr 2012 annehmen. Hauptabnehmer im Jahr 2013 wird die Türkei sein, während die Nachfrage im bisher führenden Solarland der Region Abu Dhabi fast komplett zurückgeht. Im größten der Vereinigten Emirate prognostizieren die Marktforscher erst wieder 2014 einen Anstieg der Nachfrage. Hauptabsatzland für Solarstromanlagen bleibt aber dann weiterhin die Türkei. Dort wird die Nachfrage von unter 100 auf fast 300 Megawatt im Jahr 2014 steigen. Für 2015 sagen die Analysten von GTM Research einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage in allen untersuchten Ländern – mit Ausnahme von Barhain und Jordanien voraus. Größter Markt wird dann Saudi-Arabien mit einem erwarteten Zubau von 1,1 Gigawatt sein, gefolgt von der Türkei. Dort sagen die Marktforscher von GTM Research einen Zubau von etwa 900 Megawatt voraus, der in den darauf folgenden beiden Jahren leicht steigen wird, aber unter einem Gigawatt bleibt. Der Markt in Saudi-Arabien wird im Jahr 2016 nochmals kräftig zulegen: von etwa 1,1 auf knapp 1,5 Gigawatt. Dann wird aber die Nachfrage in den anderen Ländern der Region zurückgehen
Marktvolumen von etwa 3,5 Gigawatt
Die stärkste Nachfrage sagen die Analysten aus Boston für 2015 voraus. Dann wird das Marktvolumen etwa 3,5 Gigawatt erreichen. Damit sehen die Amerikaner das Wachstum nicht so optimistisch wie das deutsche Marktforschungsunternehmen Apricum mit Sitz in Berlin. Die deutschen Analysten gehen von einer Nachfrage in der Region von 4,9 Gigawatt für das Jahr 2015 aus. Für Saudi-Arabien sagen die Berliner sogar einen Zubau an Photovoltaikanlagen und CSP-Kraftwerken mit einer Gesamtleistung von 2,6 Gigawatt voraus. Die Markterwartungen für die Türkei liegen mit 700 Megawatt für 2015 leicht unter den Prognosen der Analysten aus Boston.
Schlechte Rahmenbedingungen in Ägypten
„Die MENA-Region hat das weltweit größte Potenzial für erneuerbare Energien im Allgemeinen und für Solarenergie im Besonderen“, schreibt Scott Burger, Autor der Studie. „Dieses Potenzial gewinnt jetzt immer mehr Beachtung, getrieben vom rapide steigenden Energieverbrauch, den hohen Werten für die Globalstrahlung, einer jungen und emanzipierten Erwerbsbevölkerung und der wachsenden Aufmerksamkeit, die der Verbrennung natürlicher Ressourcen gewidmet wird.“ So produziert Saudi-Arabien seinen Strom fast vollständig aus fossilen Energieträgern. Erneuerbare Energien haben in dem Königreich bisher kaum Bedeutung. Das führt allerdings dazu, dass das Land mehr als ein Drittel der eigenen Rohölproduktion selbst verbraucht, statt es auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Die unterschiedliche Entwicklung der Märkte in den einzelnen Ländern liegt vor allem an den verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die politische Instabilität in Ägypten lässt die Investoren zurückschrecken, obwohl das Land zusammen mit Saudi-Arabien, der Türkei und Qatar in den nächsten zehn Jahren den größten Bedarf an neuen Stromerzeugungskapazitäten hat. Außerdem ist die Umsetzung entsprechender politischer Ziele bisher noch nicht vorangekommen. Da sind Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und die Türkei schon viel weiter. Außerdem gelten Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate als attraktivste Märkte für die Photovoltaik- und CSP-Hersteller. Die beiden Staaten können viel Kapital für Investitionen aufbringen und sie haben große Vorkommen an fossilen Brennstoffen, die sie lieber auf dem Weltmarkt anbieten, statt sie selbst zu verbrennen. Außerdem sind die energiepolitischen Rahmenbedingungen dort am weitesten gediehen. (Sven Ullrich)