Die Insolvenz des amerikanischen Modulherstellers Solyndra ist keine Überraschung, sondern eine Warnung für alle Produzenten von Solarmodulen. Nach Ansicht des Photovoltaik-Chefanalysten Sam Wilkinson vom britischen Marktforschungsinstitut IMS Research sind die Module von Solyndra zwar innovativ aber eben zu teuer. Der Erfolg entscheidet sich nicht über die Innovation, sondern über den Preis. „Obwohl Solyndra seine 110 MW-Produktionsanlage in den letzten Monaten mit fast voller Auslastung betrieb, glauben wir, dass die Herstellungskosten immer noch weit über dem Preis lagen, zu dem das Unternehmen seine Module verkaufen musste, damit sich die Investition für seine Kunden lohnte“, kommentiert Sam Wilkinson. Solyndra selbst nannte auch den Preisverfall für Dünnschichtmodule um 20 Prozent in den vergangenen Monaten als Grund für die Insolvenz.
Lob vom Präsidenten
Solyndra hatte am 31. August bekannt gegeben, dass sie ihr Werk schließt und Insolvenz beantragt. Damit ist das Unternehmen nach der Insolvenz von Evergreen Solar und Spectrawatt bereits der dritte Hersteller in den USA, der dieses Jahr pleite geht. Solyndra baut Dünnschichtmodule in zylindrischer Form, die das reflektierte Licht von der Rückseite auffangen und in Strom umwandeln. Der amerikanische Präsident Barack Obama lobte im vergangenen Jahr bei einem Besuch des Werkes in Fermont die innovative Technik von Solyndra (siehe Foto). „Sie produzieren Solarmodule mit einer unglaublichen Spitzentechnologie“, sagt Obama damals. Daraufhin gewährte die amerikanische Regierung Solyndra eine Kreditbürgschaft in Höhe von einer halben Milliarde Dollar.
Chinesische Hersteller produzieren billig
Aber die Herstellungskosten für die innovative Technik waren zu hoch, um am hart umkämpften Dünnschichtmarkt bestehen zu können. Die chinesischen Konkurrenten produzieren inzwischen Module zu einem Preis von 90 Cent pro Watt in ihren riesigen Fabriken mit einer jährlichen Kapazität von einem Gigawatt und mehr. Die Produktionskosten in den USA liegen weit darüber. So baut Uni Solar seine Module für 3,40 Dollar pro Watt, muss sie aber viel billiger am Markt anbieten, um konkurrenzfähig zu bleiben.
In seinem jüngsten Quartalsbericht gab IMS Research bekannt, dass die großen chinesischen Hersteller ihre Spitzenposition am Markt stärken konnten. Suntech Power, Yingli Green Energy und Trina Solar konnten ihre Absätze trotz schwieriger Marktlage im zweiten Quartal um 20 Prozent steigern. Erst auf dem vierten Platz folgt mit First Solar der erste Konkurrent aus den USA. Aber der Preisverfall ging auch an den großen Herstellern aus dem Reich der Mitte nicht spurlos vorbei. Die Gewinnmargen sanken und die Aktien der drei Großen gaben nach. So halbierte sich der Kurs, zu dem die Aktie von Suntech gehandelt wird, seit Februar. Auch die Aktien der beiden anderen Konkurrenten aus China mussten herbe Abschläge hinnehmen.
Schnell in die Massenproduktion
Die Pleite von Solyndra zeige, dass kleinere Unternehmen schnell in die Massenproduktion gehen müssen, um im Wettbewerb mitzuhalten. „Jede Art von Modulherstellung, insbesondere die CIGS-Technologie, kann erst mit Massenfertigung konkurrenzfähige Herstellungskosten erreichen. Jeder Hersteller, der derzeit relativ kleine Mengen produziert, hat sofort einen Nachteil gegenüber den Großherstellern im Gigawatt-Maßstab, die zurzeit den Markt beherrschen“, so Wilkinson. (sven Ullrich)