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Offshore

Windreich: Mit neuem alten Chef zurück auf Seekurs?

Damit sollen die Aussichten für den Fortbestand des Unternehmens angeblich wieder positiv ausfallen, so erklärt es der mit der Betreuung der neuen Geschäftsführung von Windreich beauftragte Anwalt Volker Grub auf Anfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN. Balz hatte zuvor seine Geschäftsanteile am Unternehmen wieder von der Treuhandgesellschaft der Bonner Anwaltskanzlei Flick Gocke Schaumburg zurückgeholt. Das war die Bedingung dafür, dass der ehemalige und wieder zurückgekehrte Firmenchef nun einen Insolvenzplan erarbeiten darf. Bis Anfang November werde Balz sich die Geschäftsziele in Gestalt dieses Insolvenzplanes geschrieben haben, um das Insolvenzverfahren in Eigenregie erfolgreich zu beenden. Das Insolvenzverfahren muss einem solchen Plan zustimmen. Zu einer abschließenden Genehmigung könnte die Gläubigerversammlung im Januar einberufen werden.

Windparkentwicklungsgesellschaft Windreich hatte im Spätsommer vergangenen Jahres die Insolvenz anmelden müssen. Anleger und Kritiker des Unternehmens monierten damals, der schwäbische Entwickler von insgesamt 25 Windparkprojekten in Nord- und Ostsee habe ein unübersichtlich und intransparent verschachteltes Firmenkonsortium aufgebaut, dessen Struktur lange Zeit die Verluste des Unternehmens kaschiert habe. Die Gläubiger für die heute laut Anwaltskanzlei Grub noch auf 350 Millionen Euro taxierten Schulden Windreichs  hatten kurz nach der Insolvenz Balz zur Abgabe der Verantwortung gedrängt, nachdem sie offenbar das Vertrauen in dessen Führung verloren hatten. Damals hatte der Berater Windreichs, der Insolvenz-Experte Werner Heer, die Führung übertragen bekommen und Balz seine Unternehmens- und Windparkanteile an einen Treuhänder abgeben müssen. Anfang 2014 meldeten aber mehrere deutsche Wirtschaftszeitungen übereinstimmend, dass Balz zusammen mit der Anwaltskanzlei Grub Brugger an der Rückeroberung der Macht bei Windreich arbeite.

Die Kommunikation zwischen Geschäftsführung, Treuhänder und Balz über einen Insolvenzplan habe nicht funktioniert, erklärt jetzt Volker Grub die Rückkehr von Balz. Das Insolvenzverfahren habe deshalb bislang keinerlei Fortschritte oder auch nur Ergebnisse gebracht, sagte Grub zu ERNEUERBARE ENERGIEN.

Verkauf von Restanteilen eines Nordseewindparks entscheidend

„Willi Balz erwartet aus dem Verkauf der Geschäftsanteile von Global Tech I für Windreich einen Kauferlös von mindestens 150 Millionen Euro“, erklärte Grub in einer Pressemitteilung heute. Die Annahme sei allerdings bislang nicht Ergebnis von Verhandlungen mit den jetzigen oder möglichen weiteren Investoren des Windparks sondern beruhe auf der Einschätzung von Windreich-Chef-Balz. „In den nächsten sechs Wochen“, sollten die Verkaufsgespräche durch Balz über die restlichen Global-Tech-1-Anteile im eigenen Besitz zu einem konkreten Verkaufsangebot führen.

„Es lohnt sich, die Windreich GmbH mit ihren zahlreichen Windparkprojekten in der Nord- und Ostsee fortzuführen. Diese Projekte werden einen erheblichen Einfluss auf die Energieversorgung in Deutschland nehmen und haben die volle politische Unterstützung der Bundesregierung“, wirbt Grub heute in der Pressemitteilung. Der Verkauf der restlichen Global-Tech-1-Anteile soll nach den Plänen von Balz und Grub dafür ausreichen, die Gläubiger mit gesicherten Ansprüchen auszuzahlen – offenbar Banken im Besitz von Schuldtiteln im Wert von rund 100 Millionen Euro. Die restlichen Gläubiger, Anleiheinhaber, würden dann „nach der Fertigstellung“ der nächsten zwei bis drei Windprojekte bedient werden können, mutmaßt Grub.  

Besonders die Anleihegläubiger hätten nach jetzigem Stand gar keine Alternative zu einem solchen Plan. Sie würden ohne das jetzige Eingreifen durch Balz und das Vorantreiben eines neuen Geschäftsplanes für das Insolvenzverfahren leer ausgehen. Damit die Erfolgschancen aber einigermaßen realistisch erscheinen wird Balz auf Drängen seines Beraters Grub einen kaufmännischen Geschäftsführer als Ergänzung zu sich akzeptieren.

Der Windpark Global Tech mit 80 Anlagen des Bremerhavener Herstellers Areva Wind und einer Leistung von insgesamt 400 Megawatt ist seit Anfang  September komplett montiert. Die Fertigstellung zeige, dass sein Mandant gut geplant habe und fähig zur Bewältigung derart großer Projekte sei, argumentiert Grub. Investoren des Windparks Global Tech sind die Stadtwerke München und Regionalversorger HEAG sowie ein Schweizer Energiekonzern.

(Tilman Weber)