Es war mit 9.433 Megawatt (MW) neu in Betrieb genommener Erzeugungskapazität ein kaum mehr als halb so gutes Jahr für den Offshore-Windparkbau weltweit wie im Vorjahr, 2021. Den starken Rückgang erklärt das Weltforum Offshore (WFO) mit dem Ende einer Einspeisevergütung in China, dem mit weitem Abstand größten Meereswindkraftland. Doch auch nach dem Rückgang der dortigen Inbetriebnahmen waren 2022 noch 70 Prozent der neu in Betrieb genommenen Windkraft chinesische Kapazitäten. Dies meldet WFO in seinem Global Offshore Wind Report, den der Marktanalysedienst Bloomberg NEF verfasst hat.
China war auch das Land, in dem 2022 erstmals ein Meereswindpark mit Anlagen einer Nennleistung von elf MW einspeiste. Shenquan Phase 2 war vergangenes Jahr mit 34 Maschinen vom Typ SEW11.0-208, Elf-MW-Anlagen mit 208 Meter Rotordurchmesser des chinesischen Produzenten Shanghai Electric, und weiteren 16 Acht-MW-Einheiten in Betrieb gegangen. Shenquan 2 erzeugt so mit 502 MW Strom. Auch in den Niederlanden produzierten 2022 erste Elf-MW-Windkraftanlagen im Meer Strom. Aber der Windpark Hollandse Kust Zuid mit Siemens-Gamesa-Turbinen des Typs 11.0-200 wird erst dieses Jahr die volle Kapazität am Netz erreichen. Und der WFO-Report rechnet nur vollständig in Betrieb genommene Windparks an.
Weit hinter China (6,8 Gigawatt (GW)) folgten 2022 Großbritannien (1,3 GW) nach Inbetriebnahme des nun weltgrößten Windkraftfeldes auf See, Hornsea 2, Frankreich (480 MW, Premierenwindpark Saint Nazaire) und Deutschland (342 MW, Kaskasi). Vietnam ließ dahinter mit gut 200 MW erneut kleinere neue Nearshore-Parks starten, außerdem feierten auch Japan (140 MW, nearshore, Akita-Noshiro) und Italien (30 MW, Taranto) jeweils Premiere bei den Inbetriebnahmen.
Für 2023 sagt WFO eine Verdoppelung der Installationen auf 18,4 GW voraus. Während China wieder mehr als die Hälfte dazu beisteuern dürfte, wie das Forum anhand der Liste der bereits im Bau befindlichen nächsten Projekte veranschlagt, werden es aber dieses Mal insgesamt fünf Märkte mit Inbetriebnahmen von Windparks mit mehr als einem GW im Jahr sein. Zu den Gigawattmärkten werde dann erstmals auch Taiwan gehören, teilt WFO mit. Um die Insel vor China werden bis 2025 Windparks mit zusammen 5,5 GW den Betrieb aufgenommen haben, wenn bis dahin alle bezuschlagten Projekte betriebsfähig sein werden. Bisher hatte Taipeh die Baurechte für Pilotvorhaben der ersten Auktion sowie größere Windparks aus der offiziell als zweite Ausschreibungsrunde gewerteten Folgeauktion vergeben. Auch Frankreich könnte das erste Mal einen Offshore-Windkraft-Zubau in Gigawattdimension vorführen, ebenso werden die Niederlande und Großbritannien neue Windparks mit unterm Strich GW-Erzeugungskapazitäten ans Netz bringen.
Für die weiteren Jahre in diesem Jahrzehnt geht WFO von Windparkeröffnungen in einer zunächst nur leicht rückläufigen Größenordnung von 16,7 GW 2024 aus und – nach einem 50-Prozent-Sprung im Jahr darauf – von anschließenden leichten Schwankungen in einem Band von 25 bis 29 GW jährlich im Zeitraum 2025 bis 2027. Bis 2030 wird das Barometer für die konjunkturelle Wetterlage der Offshore-Windkraft noch in zwei Stufen auf 45 GW jährliche Windparkinbetriebnahmen hochschnellen, so die Berechnungen von Bloomberg NEF stimmen.
Als neue Märkte werden gemäß Bloomberg-NEF-Erwartungen auch die USA, Frankreich, Taiwan, Polen, Japan und Südkorea bis 2030 bedeutend zum Offshore-Windkraft-Ausbau beitragen. Zu den Ländern, die im jetzigen Jahrzehnt ebenfalls noch mit ersten Windparkeröffnungen im Meer dazustoßen gehören gemäß Global Offshore Wind Report dann Norwegen, Indien, Spanien und Griechenland.